LOKALMIX

ADFC-Fahrradklimatest: Radfahrer stellen Oberberg kein gutes Zeugnis aus

pn; 18.06.2025, 12:10 Uhr
Symbolfoto: Mircea Iancu from Pixabay
LOKALMIX

ADFC-Fahrradklimatest: Radfahrer stellen Oberberg kein gutes Zeugnis aus

  • 6
pn; 18.06.2025, 12:10 Uhr
Oberberg – Die große Mehrheit der Radfahrer fühlt sich auf Oberbergs Straßen trotz leicht besserer Noten weiterhin unsicher - Nur Hückeswagen, Waldbröl und Bergneustadt schneiden solide ab.

Von Peter Notbohm

 

„Radfahren boomt! Immer mehr Menschen steigen um aufs Rad“, sagt Thorsten Bandahl, Vorsitzender des ADFC Oberberg. Und trotzdem: Vom Fahrradland Oberberg, das sich der erst im April gegründete, gemeinnützige, verkehrspolitische Verein wünscht, sind die oberbergischen Straßen immer noch weit entfernt. Das ist das Ergebnis des bundesweiten Fahrradklima-Test 2024 des ADFC. Zwar verbesserten sieben Kommunen ihre Noten, solide Ergebnisse bekamen aber nur Hückeswagen (3,32), Waldbröl (3,54) und Bergneustadt (3,58).

 

Mit Nümbrecht, Morsbach und Wipperfürth kamen drei Kommunen dieses Mal nicht einmal in die Wertung, da die notwendige Teilnehmerzahl an der bundesweiten Umfrage im vergangenen Herbst nicht erreicht wurde. Schwach schneiden vor allem Gummersbach (4,42), Reichshof (4,39) und Wiehl (4,34) ab. Was Bandahl stört: Viele oberbergische Kommunen tun etwas für eine Verbesserung der Situation, diese Maßnahmen würden aufgrund schlechter Außendarstellung aber oft unbemerkt bleiben.

 

WERBUNG

NRW-weit haben es 254 Kommunen in die Auswertung geschafft, der Notenschnitt hat sich auch hier nur minimal verbessert: Nach einer 3,93 beim Fahrradklimatest vor zwei Jahren, gibt es nun eine 3,88. Die große Kritik ist bundesweit überall gleich: Die fehlende Sicherheit auf den Straßen – selbst bei den Städten mit Top-Noten wie Bocholt, Münster oder Tübingen. Besonders in Gummersbach (88 Prozent), Engelskirchen (81) und Reichshof (80) haben die Teilnehmer der Umfrage auf zwei Rädern ein sehr schlechtes Sicherheitsgefühl. Am sichersten fühlen sich Radfahrer demnach in Bergneustadt (53).

 

Insgesamt 213.000 Menschen haben an der bereits elften Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrer, die vom Bundesverkehrsministerium durchgeführt wird, teilgenommen. Der Anteil der ADFC-Mitglieder lag bei 21 Prozent. In den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut Radwege ausgebaut sind und wie man das Miteinander im Verkehr sieht.

 

Bandahl spricht von einer „hohen Aussagekraft“ für die Kommunen und sieht im Oberbergischen Nachholbedarf: „Ein fahrradfreundlicher Oberbergischer Kreis ist ein Gewinn für alle Verkehrsteilnehmer, denn Radfahren reduziert den Stau, fördert die Gesundheit und schont das Klima. Oberberg hat hier noch einiges an Entwicklungspotenzial.“ Tägliche Herausforderungen, mit denen Radfahrer aus seiner Sicht kämpfen: Geparkte Fahrzeuge auf Fahrradschutzstreifen, Baustellen, geöffnete Autotüren oder herausgestellte Mülltonnen. Man wolle kein Auto-Bashing betreiben, sagt Bandahl. Der Klimatest sei lediglich ein Zustandsbericht, mit dem „Ross und Reiter“ genannt werden: „Wir wollen niemanden gegeneinander ausspielen. Alle Verkehrsteilnehmer – vom Schulkind bis zum Schwerlaster - sind gleichberechtigt.“

 

In der Pflicht sieht Brandahl dabei vor allem die lokale Politik: „Wir haben in vielen Rathäusern tolle junge Verwaltungscrews, die wollen. Leider kann die Kommunalpolitik da nicht mithalten und so werden die jungen dynamischen Planer an Grenzen geführt.“ Für die anstehenden Kommunalwahlen hofft er auf Kandidaten mit zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten sowie eine umsetzbare Lösung für konkrete Herausforderungen und einen schnellen Lückenschluss im interkommunalen Radwegenetz. In seinen Gesprächen in den Rathäusern erhalte er zu oft die Antwort „Das geht leider nicht mit der aktuellen Politik“.

 

Seine Vision: 2040 soll Deutschland auf demselben Stand wie die Niederlande sein. Im Oberbergischen müsse die Kreisverwaltung sich mehr anstrengen, die Prioritäten für den Radwegebau an bestehenden Landesstraßen zu verbessern oder ihre wesentliche Aufgabe in der Scharnierfunktion aus dem OBK-Mobilitätskonzept übernehmen. Derzeit verwalte man nur den Status und arbeite nicht prozessorientiert. Die Ausrede leerer Haushaltskassen will der ADFC Oberberg nicht zählen lassen, da man bereits mit kleinen Änderungen viel erreichen könne: Konsequente Falschparkerkontrollen, Fahrradschutzstreifen, Piktogrammketten und mehr Tempo 30.

 

Besonders kritisch sieht man beim Fahrradclub, dass Radfahrer bei Baustellenplanungen selten mitgedacht werden. Als Beispiel wird die anstehende Sperrung der Brückenstraße in Gummersbach genannt. Die Sperrfunktion sorge dafür, dass der Autoverkehr auf die von Radfahrern genutzten Nebenstrecken ausweichen müsse. Eine davon sei die Hückeswagener Straße durch Windhagen, wo „der Radfahrer am Anfang der Nahrungskette steht“.

 

Ein möglicher Lösungsvorschlag aus Sicht des ADFC: Eine Tempobegrenzung auf den Nebenstrecken, zumindest während die Brückenstraße saniert wird. Ein weiterer Vorschlag: Ein Abbau des Umlaufgitters an der Fahrradbrücke über die Westtangente am Hömicker Weg, die Steinenbrück mit der Innenstadt verbindet. So könnten Radfahrer von Strombach kommend am Stau vorbeifahren und wären innerhalb von zehn Minuten in Gummersbach.

 

Ein Positivbeispiel sei Bergneustadt, wo Klimamanager Carsten Eschenhorn Banner plant, die auf den Abstand beim Überholen hinweisen. Auch die geplante Mitgliedschaft Marienheides in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte (AGFS) wird vom ADFC aufgrund der Expertise bei Fördermitteln gelobt. Bandahls Fazit: „Wir brauchen mehr und bessere Fahrradinfrastruktur und ein gemeinsames Ziel zum Fahrradland Oberberg.“

 

Platzierungen

 

113 Städte mit 50.000 – 100.000 Einwohnern (Mittelwert 4,0)

Platz 102            Gummersbach 4,42 (in Klammern: Note 2022 - 4,48)

 

429 Städte mit 20.000 – 50.000 Einwohnern (Mittelwert 3,94)

Platz 327            Lindlar 4,2 (4,14)

Platz 329            Radevormwald 4,2 (4,16)

Platz 379            Wiehl 4,34 (4,36)

 

423 Städte mit weniger als 20.000 Einwohnern (Mittelwert 3,84)

Platz 37              Hückeswagen 3,32 (3,64)

Platz 81              Waldbröl 3,54 (3,73)

Platz 90              Bergneustadt 3,58 (3,46)

Platz 286            Marienheide 4,0 (4,34)

Platz 350            Engelskirchen 4,18 (4,29)

Platz 396            Reichshof 4,39 (4,49)

 

Die detaillierten Ergebnisse des Fahrradklima-Tests gibt es hier.

KOMMENTARE

1

Absolut richtig, Rad fahren in Oberberg? Das macht außer im Wald keinen Spaß, allerdings stören da die überall liegenden groben Schottersteine.

Thorsten Deunert, 18.06.2025, 12:24 Uhr
2

Bitte keine weiteren Schutzstreifen! Die schützen nämlich nicht. Wir brauchen baulich getrennte Radwege! Und Tempo 30 wenigstens in Wohngebieten!

Chris, 18.06.2025, 16:08 Uhr
3

Falschparker melden?
Ich muss lachen, das Ordnungsamt bzw. die Verantwortlichen für ruhenden Verkehr vertrösten einen leider nur....

Radler, 18.06.2025, 17:20 Uhr
4

Wenn das Wetter mitspielt, fahre ich dreimal die Woche mit meinem Fahrrad zum Fitnessstudio. Mittlerweile weiß ich, wo es besser ist auf den Fußweg auszuweichen, auch wenn dies nicht erlaubt ist. Aber immer noch besser, als sich von dicht auffahrenden Lastwagen und Autos über den Haufen fahren zu lassen. Ansonsten nutze ich wenig befahrene Straßen und Schleichwege, um sicher anzukommen.

Spaß am Radfahren hat man tatsächlich nur dann, wenn man Waldwege benutzt.

Auch wenn es sicherlich daran liegt, dass durch Pedelecs mehr Menschen im Oberbergischen mit dem Rad fahren und Nachholbedarf im Bau von Radwegen besteht, habe ich den Vergleich zu meinem früheren Wohnort und weiß, dass es auf jeden Fall besser und schneller geht.

Ne bergische Bock, 18.06.2025, 19:19 Uhr
5

Könnte zwar etwas besser sein, aber ich denk das kommt mit der Zeit noch. Meine Familie und ich fühlen uns sicher im Straßenverkehr. Man darf auch nicht vergessen das Auto / LKW mehr platz benötigen und die meisten Radfahrer die meckern sind die die sich am keine Regeln halten und meine alles und jeden, vor allem Autofahrer ärgern zu müssen. Zb. Vier Fahrräder nebeneinander, oder ohne zu schauen spurwechsel zu machen. Sorry ist meine Meinung.

Paupau, 18.06.2025, 20:31 Uhr
6

Es wäre gut wenn die Radfahrer auch die Verkehrsregelungen beachten würden und nicht gegen die Fahrtrichtung fahren würden, um unübersichtliche Ecken rasen würden, sich bemerkbar machen würden wenn man mit dem Hund auf dem Gehweg ist, dass man eine Chance hat Platz zu machen. Viele Fahrräder scheinen keine Klingel zu haben. Es wäre schön wenn alle gegenseitig Rücksicht nehmen würden!

Plischke , 19.06.2025, 08:58 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG
MoDiMiDoFrSaSo
301234567891011121314151617181920212223242526272829303112345678910
MoDiMiDoFrSaSo
301234567891011121314151617181920212223242526272829303112345678910