LOKALMIX
Angebotsoffensive: Mehr Busse, mehr Haltestellen, mehr Linienkilometer
Oberberg – Der neue OVAG-Fahrplan bringt diverse Änderungen für den Westen des Kreises mit sich – 1,7 Millionen Euro Mehrkosten im Jahr.
Von Lars Weber
Den ÖPNV attraktiver machen – und das für alle Zielgruppen von Schülern über Freizeitnutzer bis hin zu Pendlern: Darum geht es unter anderem bei der Nahverkehrsplanung des Oberbergischen Kreises. Der Sparkurs, der über viele Jahre beim Thema ÖPNV gefahren wurde, ist dementsprechend passé. In diesem Zuge wurden im südlichen Teil des Kreises bereits einige Veränderungen umgesetzt. Für die „Nord“-Linie von Gummersbach bis nach Lennep ist schon ein Gutachten in Auftrag gegeben worden, das Verbesserungen aufzeigen soll. Heute sind nun die Maßnahmen für den Westen des Kreises in Lindlar vorgestellt worden, die mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember in Kraft treten. Neben Lindlar soll besonders Engelskirchen, aber auch Marienheide, Wipperfürth und Gummersbach von verbesserten Anbindungen und verlässlicheren Fahrtangeboten profitieren.
Insgesamt werden die Busfahrten an den Werktagen verstärkt und an den Wochenenden ausgebaut. Dazu werden unter anderem die Gewerbegebiete wie Klause, Ausflugsziele wie Metabolon oder das LVR-Freilichtmuseum sowie eine wichtige Einrichtung wie das St. Josef Krankenhaus Engelskirchen neu oder verstärkt an die Buslinien angeschlossen. Zwischen den Zentren verkehren die meisten Buslinien dann im 60-Minuten-Takt oder zu Hauptverkehrszeichen im 30-Minuten-Takt. Die Abfahrtszeiten wurden dabei an die Taktknoten Engelskirchen Bahnhof (zur RB25) und Lindlar Busbahnhof (zur Linie 421 von/nach Bergisch-Gladbach) gekoppelt – außerdem sollen ständig wechselnde Abfahrtszeiten der Vergangenheit angehören. Alle Fahrten für den Schülerverkehr bleiben erhalten oder werden über die neuen Fahrpläne abgedeckt, die Schulen werden darüber gesondert informiert. Ergänzt wird das Liniennetz weiter von den Bürgerbussen. „Wir sind froh und stolz darüber, dass wir sie hier haben“, sagt Landrat Jochen Hagt.
„Es war ein Riesenkraftakt“, sagt OVAG-Geschäftsführerin Corinna Güllner über die Planungen. Im ganzen Liniennetz werden elf Haltestellen neu eingerichtet beziehungsweise verlegt. 16 neue Fahrer wurden eingestellt. Zehn neue Busse werden angeschafft. Aus den Änderungen ergeben sich Mehrleistungen von rund 530.000 Kilometern im Jahr, darunter auch Fahrleistungen von Umstellungen von Taxibussen und Linientaxen auf Standardlinienbusse. Diese Erweiterung hat ihren Preis: etwa 1,7 Millionen Euro Mehrkosten im Jahr wurden kalkuliert, wobei Preissteigerungen von rund zehn Prozent noch nicht berücksichtigt sind.
[Grafik: OBK --- Für eine größere Ansicht genügt ein Klick auf die Karte.]
Güllner hofft, dass die Fahrgäste die Bemühungen goutieren werden. Allerdings rechnet sie damit, dass es Zeit benötigt, bis die Änderungen bekannter sind und Gewohnheiten sich verändert haben. Deshalb habe die OVAG bei den Erlösen „ehrlich“ kalkuliert und zunächst gar keine angesetzt. „Pendler müssen wir zum Beispiel durch die neuen Anbindungen überhaupt erst einmal für uns gewinnen.“ Dabei könnte auch ein 49-Euro-Ticket (oder wofür sich der Bund auch immer aussprechen wird) helfen.
Landrat Jochen Hagt betonte, mit der Stärkung des ÖPNV die Attraktivität der Kommunen erhöhen zu wollen. Er freut sich dabei über das breite Bekenntnis aller Städte und Gemeinden zu dieser Aufgabe, schließlich habe dies auch Auswirkungen auf die Kreisumlage. „Für eine bessere Nachfrage benötigt es das passende Angebot“, sagte Hagt. Und Dr. Georg Ludwig, Bürgermeister der Gemeinde Lindlar, hofft, dass die Menschen dieses von vielen geforderte verbesserte Angebot nun auch annehmen. Neben der besseren Anbindung der Kirchdörfer und zum Engelskirchener Krankenhaus sieht Ludwig besonders viel Potenzial an Fahrgästen im Gewerbegebiet Klause, in dem immerhin 2.000 Arbeitsplätze sind. Potenziale sieht auch Dr. Gero Karthaus, Bürgermeister von Engelskirchen, der ebenfalls die optimale Verbindung aus den Nachbarkommunen in seine Gemeinde hervorhob. „Mit zwei Bahnhöfen sind wir ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.“
Die OVAG hat online viele Informationen zum neuen Liniennetz und den neuen Fahrplänen gesammelt. Bis die neuen Zeiten und Strecken auch in der digitalen Fahrplanauskunft auftauchen, dauert es noch ein paar Tage.
Die Veränderungen im Überblick
Linie 307
- Linienverlauf: Lindlar - Frielingsdorf - Berghausen - Herreshagen - Gummersbach
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (stündlich) und einheitlicher Linienweg
- In Gummersbach besteht Anschluss an die RB25, in Lindlar an die Linie 421 Ri. Bensberg
Linie 308
- Linienverlauf: Frielingsdorf Busbahnhof - Marienheide Busbahnhof
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (alle zwei Stunden) und einheitlicher Linienweg
Linie 316
- Linienverlauf: St. Josef Krankenhaus - Engelskirchen - Berghausen - Karlskamp - Gummersbach
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (stündlich) und einheitlicher Linienweg
- Verlängerung des Linienwegs bis "St. Josef Krankenhaus"
- In Engelskirchen besteht Anschluss an die RB25
Linie 331
- Linienverlauf: Engelskirchen - Industriegebiet Klause - Frielingsdorf (- Schmidt + Clemens)
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (stündlich, zu Schichtwechseln morgens und nachmittags halbstündlich)
- Änderung des Linienverlaufs (neu über Industriegebiet Klause und Frielingsdorf und nicht mehr über Lindlar und Freilichtmuseum)
- Morgens und nachmittags/abends Verlängerung der Linie ab Frielingsdorf über "Frielingsdorf Tankstelle", "Kuhlbach", "Kaiserau" bis "Schmidt + Clemens"
Linie 332
- Linienverlauf: St. Josef Krankenhaus - Engelskirchen - Lindlar - Frielingsdorf - Scheel
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (stündlich)
- Änderung des Linienverlaufs (neu über Frielingsdorf und Scheel und nicht mehr nach Wipperfürth) und Verlängerung des Linienwegs bis "St. Josef Krankenhaus"
Linie 333
- Linienverlauf: Lindlar - Industriegebiet Klause - Frielingsdorf - Dohlgaul - Wipperfürth
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (stündlich)
- Änderung des Linienverlaufs (neu über Gewerbegebiet Klause, Lindlar und Freilichtmuseum und nicht mehr über Neuremscheid nach Engelskirchen)
- In Lindlar besteht Anschluss an die Linie 421 in Ri. Bensberg
Linie 334 (neu)
- Linienverlauf: Engelskirchen - Remshagen - Lindlar - Hartegasse - (Agathaberg) - Wipperfürth
- Taxibus zwischen Wipperfürth und Hartegasse mit Anbindung von Agathaberg, Taxibus sollte spätestens eine Stunde vor Abfahrt kontaktiert werden
- Regelmäßige Abfahrtzeiten des Taxibusses (alle zwei Stunden zu den Zeiten, wo der Schulbus nicht fährt)
- In Hartegasse besteht Anschluss an die Linie 332 Ri. Engelskirchen und Lindlar
- Ergänzende Schulfahrten (Lindlar Schulzentrum, St. Angela Gymnasium, EvB Gymnasium)
Linie 335
- Linienverlauf: Lindlar - Linde - Biesfeld - Kürten Spitze - Bergisch Gladbach-Herrenstrunden
- Regelmäßige Abfahrtzeiten (alle zwei Stunden) und einheitlicher Linienweg
- Nur noch ab/bis Kürten-Spitze bzw. ab/bis Bergisch Gladbach-Herrenstrunden
Linie 398
- Linienverlauf: Lindlar - Hohkeppel - Schmitzhöhe
- Einheitlicher Linienweg und überwiegend regelmäßige Abfahrtzeiten
KOMMENTARE
1
Den ÖPNV ausbauen auf dem Land klingt immer toll. Nur leider muss den Spaß auch irgendwer refinanzieren. Auch hier regelt Angebot und Nachfrage. Ja, es werden sicher mehr Personen diese Angebote nutzen, aber niemals so viele, dass sich dieses Angebot lohnen würde. Es wird wahrscheinlich ein Verlustgeschäft auf Kosten der Steuerzahler. Der Weg zu mehr Klimaneutralität auf dem Land ist nicht der Ausbau des ÖPNV, sondern die Umstellung auf Solar, Wind und emissionsarme Verkehrsmittel. Wenn ich beispielsweise von Drabenderhöhe nach Ründeroth fahren will, sind das mit dem Auto 10 Minuten und das von 0 bis 24 Uhr. Selbst bei der Verdreifachung des Angebots würde jeder Bürger trotzdem das Auto nehmen, wenn er kann.
Florian Klein , 02.11.2022, 15:24 Uhr2
Schnellbusse zwischen den Hauptknoten wären eine interessante Ergänzung mit der Weiterfahrt vor Ort. Im Moment sind die Hauptknoten mit Buslinien verbunden, die an sehr vielen Punkten halten und dadurch die Fahrten zwischen den Hauptpunkten verlängern.
Werner Müller, 02.11.2022, 21:11 Uhr3
DAS ist eine gute Nachricht für alle Menschen, die spätestens jetzt erkannt haben, dass der ÖPNV dringendst benötigt wird als Alternative zum klimazerstörenden Individualverkehr! (Wenn die OVAG jetzt noch Interesse daran hätte, die Einhaltung der bestehenden Maskenpflicht zu gewährleisten, wäre das sehr schön!) Zu Florian Klein: Selbstverständlich ist der Ausbau des ÖPNV absolut notwendig, um der Klimaerhitzung entgegen zu wirken. Ich bin sicher, Sie wissen über die schädlichen Auswirkungen des Individualverkehrs - den Kopf in den Sand bzw. ins Auto stecken, hilft nicht weiter!
Cornelia Lang, 03.11.2022, 13:24 Uhr4
Zur Änderung der Linie 335: in den 80ern war man innerhalb von 33 Minuten von Lindlar-Linde in Bergisch Gladbach (ca. 40 Minuten von Lindlar).
Dann änderte man zweimal Linienweg und hielt an jeder Ecke, die sich nicht wehrte: ca. 45 Minuten von Lindlar-Linde. Die Berufspendler waren dann weg!
Jetzt muss man noch in Spitze umsteigen!
Das ist für Berufspendler völlig inakzeptabel - zu zeitaufwendig und zu unsicher- und für alte Leute viel zu kompliziert und zu umständlich. Und wenn der Anschlussbus verpasst ist wegen Verspätung steht man dann zwei Stunden im nirgendwo.
Sinnvoll wäre eine umstiegfreie und schnelle Verbindung über den alten Linienweg.
Dann wäre Lindlar auch vernünftig an Bergisch Gladbach City angebunden und nicht nur an Bensberg.
5
Für uns ist der neue Busfahrplan eine Katastrophe. Mein Sohn nutzt jeden Tag die 333 von Engelskirchen Neuremscheid nach Wipperfürth und zurück. Leider wird diese Haltestelle nun nicht mehr angefahren. Wie soll er nun täglich zum Berufskolleg kommen? Über eine Lösung, wären wir sehr dankbar. Es kann doch nicht sein das Haltestellen komplett vom Plan gestrichen werden.
Sandra Hielscher, 09.11.2022, 09:19 Uhr6
Die Verkürzung der 335 nach Herrenstrunden ist für mich völlig unverständlich.
Ich fahre regelmäßig von der Wohngruppe Meierhof (Haltestelle Hufe/Hähn Abzweig in Kürten) mit meinem Koffer nach Bergisch Gladbach, um dort in die S11 nach Köln umzusteigen. Dass der Bus über Herkenrath fährt, war hierbei nie ein Problem für mich. Nun ist aber ein Umstieg in die 426 in Miebach mit entsprechender Wartezeit erforderlich, das ist einfach nicht mehr zumutbar.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN