LOKALMIX
Auf gepackten Koffern gesessen
Wiehl – Juliana Klee musste ihr Freiwilligenjahr als Projekthelferin in der Dominikanischen Republik vorzeitig abbrechen - Viele positive Eindrücke nahm sie trotzdem mit in die Heimat.
Von Leif Schmittgen
Juliana Klee ist begeistert von Lateinamerika. Bereits nach dem Abitur, 2014, am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wiehl, zog es sie für drei Monate auf eine Rucksackreise von Costa Rica bis nach Guatemala. Dass es die inzwischen 24-Jährige für ihr freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in die Dominikanische Republik zog, war allerdings Zufall. „Es ging mir bei der Auswahl des Ziels nicht um ein bestimmtes Land, sondern um das Projekt“, berichtet die junge Frau. Ausgesucht hatte sie sich den Aufbau eines „Biologischen Abwassersystems“, gemeinsam mit weiteren Freiwilligen und Einheimischen.
Eigentlich war das Ganze für den Zeitraum von einem Jahr angesetzt, die Corona-Pandemie machte den Verantwortlichen allerdings einen Strich durch die Rechnung. „Zuerst wurde die Arbeit eingestellt, innerhalb von zwei Tagen wurden wir unter Quarantäne gestellt“, berichtet die junge Wiehlerin. Ab dann hieß es, auf gepackten Koffern in der Unterkunft zu warten. Zum Auswärtigen Amt und zur deutschen Botschaft hatte die Koordinatorin vor Ort Kontakt aufgenommen. Letztlich wurden Evakuierungsflüge für deutsche Reisende organisiert, an welchem Tag es für Juliana Klee zurückging, war aber ungewiss.
Mit etlichen anderen Touristen ging es dann schließlich zurück nach Deutschland, eigentlich hätte der Karibikaufenthalt bis zum 13. August gedauert. Die in Alferzhagen Aufgewachsene freute sich bei ihrer Rückkehr besonders über das Wiedersehen mit der Familie. Auch wenn das Abenteuer ein abruptes Ende nahm, Klee hat unvergessliche Eindrücke mit nach Hause gebracht. „Ich habe viel über die Kultur gelernt, neue Freunde gefunden, kulinarische Ideen für meine vegane Ernährung entdeckt und außerdem mein Spanisch aufgefrischt“, nennt sie nur einige Beispiele. Die Durchführung eines FSJ empfiehlt Klee in jedem Fall auch anderen: „Man lernt viele neue Möglichkeiten, wohin einen das Leben führen kann“, sagt die spontane Wiehlerin.
[Derzeit betätigt sich Juliana Klee als Erntehelferin.]
Eine schnelle Rückkehr auf die Karibikinsel kommt für Juliana Klee allerdings aus mehren Gründen nicht infrage. „Das Projekt wird von den Einheimischen beendet." Es gebe zwar das Angebot vom FSJ-Anbieter „ecoselva“ beziehungsweise der Dachorganisation „weltwärts“, das FSJ neu zu beginnen, doch für die Wiehlerin ist das derzeit keine Option. „Ich möchte aus Umweltschutzgründen nicht mehr so oft ins Flugzeug steigen", berichtet sie. Außerdem plant sie, nach erfolgreichem Bachelorabschluss in Wirtschaftspsychologie den Master zu machen. Bewerbungen hat sie an Hochschulen in ganz Europa geschickt, aber auch Deutschland kommt für Klee zur Fortsetzung des Studiums in Betracht.
Bis dahin ist die umweltbewusste Frau als Erntehelferin tätig: „Ich wollte mir die Hände schmutzig machen und neu lernen, wo Obst und Gemüse eigentlich herkommen“, begründet sie ihren Einsatz auf einem Rhabarberfeld in Ostwestfalen. Ihre Reiselust wird mit dem Flugverzicht keineswegs gehemmt: „Ganz Europa kann man gut mit dem Zug erreichen“, sagt sie sowohl zu ihren Studienplänen, als auch zu privaten Urlaubszielen. „Auch die heimische Kultur interessiert mich sehr“, verrät sie und ist selbst gespannt, wohin es sie in einigen Monaten zieht. Eines steht aber fest auf dem Plan: Regelmäßige Besuche bei ihrer Familie, denn die Heimat ist ihr ebenso wichtig wie das Reisen.
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