LOKALMIX
Ausbildungsmarkt trotzt schwieriger Konjunktur
Oberberg - Vorstellung der Jahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt - Agentur für Arbeit, IHK und Kreishandwerkerschaft Bergisches Land sind zufrieden – Unternehmen Brehmer als positives Beispiel.
Von Lars Weber
Über steigende Bewerberzahlen zur Halbzeit im Ausbildungsjahr freuten sich im April noch Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Nicole Jordy, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, Michael Sallmann, Leiter der IHK Köln-Geschäftsstelle in Oberberg sowie Carsten Berg, Leiter Ausbildung bei der IHK Köln. Inzwischen ist das Ausbildungsjahr vorbei – und die Zufriedenheit geblieben, wie die Verantwortlichen heute bei einem Pressegespräch sagten. „Es ist ein sehr solider Ausbildungsmarkt im Oberbergischen Kreis, der der schwierigen Konjunktur trotzt“, sagte Berg in einem Fazit. Der Trend der steigenden Bewerberzahlen konnte bestätigt werden, gleichzeitig gebe es aber immer weniger Betriebe, die ausbilden, so Jordy.
Auch deshalb fand das Gespräch erstmals nicht bei der Arbeitsagentur oder der IHK, sondern bei einem Betrieb statt. Dabei ist die gastgebende Brehmer Group mit Sitz in Elsenroth und Oberwiehl sowie Nijmegen in Sachen Ausbildung ein Spätstarter gewesen. 2003 gegründet ist das Unternehmen in den folgenden rund 20 Jahren von zwei auf rund 100 Mitarbeiter gewachsen. Die Firma findet Lösungen für mechatronische Aufgaben, besonders in den Bereichen Arbeitsmaschinen, Kfz, Lkw, Militär und Flugzeug sowie im Luxussegment, zum Beispiel für Auto-Klassiker. Der erste Auszubildende war der heutige kaufmännische Leiter und Mitglied der Geschäftsleitung Robin Brehmer selbst. „Das war 2015.“
Seitdem habe das Unternehmen die Wichtigkeit erkannt und die Zahl der Auszubildenden steige kontinuierlich. Dieses Jahr kamen sieben dazu, insgesamt werden 13 beschäftigt in verschiedenen Bereichen – von der Fachkraft für Lagerlogistik über Industriekaufleuten, Produktdesigner, Elektroniker oder IT-Systemintegration. Dazu kommen acht Studenten, die bei Brehmer ihre Abschlussarbeiten umsetzen – und ebenso häufig bleiben, so wie einst der heutige Geschäftsführer Dennis Blättermann. Er und Brehmer machten deutlich, dass viel Aufwand betrieben werde, um junge Menschen von sich zu überzeugen. Neben Anzeigen oder der Präsenz auf Ausbildungsveranstaltungen wird viel investiert, um auch auf den sozialen Kanälen Werbung für sich zu machen, zum Beispiel mit extra Videos für TikTok.
Genau diesen Aufwand scheuten aber immer mehr Unternehmen, so Nicole Jordy. 7,2 Prozent beziehungsweise 132 weniger Berufsausbildungsstellen wurden bis Ende Oktober von den Arbeitgebern im Kreis gemeldet. Insgesamt waren es 1.693. Dafür nahmen mehr junge Leute (+107, 7,4 Prozent) die Dienste der Agentur für die Suche in Anspruch. Derzeit gebe es noch 192 unversorgte Bewerber, 58,7 Prozent mehr als im Vorjahr, während 230 Ausbildungsplätze unbesetzt seien (vier mehr als 2023). Diese Trends führten dazu, dass inzwischen immerhin wieder 94 Bewerber auf 100 Stellen kämen. Im vergangenen Jahr waren es noch 81 auf 100 Stellen. Ein guter Trend: Mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit suchten eine Ausbildung (+36,5 Prozent, 277 Personen). Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass die Hemmnisse bei dieser Gruppe aber noch ausgeprägter seien, zum Beispiel durch Sprachbarrieren, so Jordy.
Carsten Berg machte deutlich, wie sich die Rahmenbedingungen auf dem Markt inzwischen geändert hätten, auch durch Corona und die Generation Z: Als Unternehmen müsse man sich der Zielgruppe selbst nähern und auch auf andere Werte, Wünsche oder Ansprüche Antworten finden, so wie das Brehmer tue. Die positiven Trends sieht Berg als Beleg dafür, dass der Knick, der durch Corona entstanden ist, als die Unternehmen keine Veranstaltungen für Schüler durchführen und keine Praktikanten aufnehmen durften, langsam überwunden werde. „Wir können nur raten, hinter die Werktore zu schauen!“
Arbeitsmarktzahlen im Oktober
„Im Oktober verzeichnen wir im Oberbergisch Kreis einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahl“, so Nicole Jordy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. „Gleichzeitig beobachten wir einen Abfall der Einmündungen auf dem ersten Arbeitsmarkt.“ Erfreulich sei der Zuwachs mit 449 gemeldeten Arbeitsstellen auf einen Stellenbestand von 2.450. Dies eröffnet zahlreiche Chancen für die Menschen in unserer Region.“
Mit 1.774 Arbeitslosmeldungen und 1.791 Abmeldungen sank im Oberbergischen Kreis die Arbeitslosigkeit auf 8.274. Das sind 388 Arbeitslose mehr als im Oktober 2024. 698 Personen mussten sich nach dem Verlust der Erwerbstätigkeit arbeitslos melden; das sind 153 mehr als im Vormonat und 143 mehr als vor einem Jahr.
Gleichzeitig haben 561 Arbeitslose wieder eine Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt gefunden – 32 weniger als im September und 127 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote liegt wie im Vormonat bei 5,4 Prozent. Im Vorjahr lag sie bei 5,2 Prozent.
In den vergangenen vier Wochen sank die Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung um 23 auf 2.995 Personen. Zum Vorjahr ist das ein Plus von 195 Personen. Im Bereich der Grundsicherung sank die Arbeitslosigkeit um zwei auf 5.279 Personen – im Vergleich zum Vorjahr sind das allerdings 193 Personen mehr.
Die oberbergischen Arbeitgeber meldeten im Oktober 449 neue Stellen. Dies sind 55 mehr als im September und 28 mehr als im Vorjahr. Damit sind aktuell 2.450 freie Arbeitsstellen (-16 zum Vormonat) gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 199 Stellen weniger.
Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sank zwar im Bezirk der IHK Köln im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent – die Zahl war aber besser als erwartet. Auch Michael Sallmann zeigte sich für die IHK-Betriebe in Oberberg zufrieden. 1.015 Ausbildungsverträge gab es und damit 1,6 Prozent weniger als zum Vorjahresstichtag. Gerade die Tatsache, dass 419 Menschen (Vorjahr: 421) eine industriell-technische Qualifikation gestartet haben, freute Sallmann. „Die Industrie ist in der Rezession, aber es wird trotzdem nicht bei der Ausbildung gespart!“
Auch Marcus Otto machte den Unternehmen im Kreis ein Kompliment für die Akquise junger Menschen, gerade die Entwicklung an den Berufskollegs gefällt dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Im Handwerk gab es ein klares Plus von sieben Prozent bei der Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge. 2023 hatte es noch ein leichtes Minus gegeben. Auf dem Vormarsch in der Gunst der Jugendlichen ist der Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. „Viele sehen dort, dass sie etwas Wertvolles für Energiewende und Klimaschutz tun können.“ Aber auch Elektroniker oder Zimmerer, ebenso klassische Berufe wie Bäcker oder Friseure zählten zu den Gewinnern. „Mit den Händen zu arbeiten, das bleibt ein großes Thema. Vieles geht nur über das Handwerk!“
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