LOKALMIX

Ausstellung in Gummersbach: Wie man den Alltag von Demenzkranken verbessern kann

pn; 01.10.2024, 13:05 Uhr
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Fotos: Peter Notbohm --- Sebastian Schmitz von der Servicestelle Demenz der AOK führt gemeinsam mit Joanna Kulassek die Führungen und Schulungen in der Musterwohnung im AOK-Gebäude durch.
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Ausstellung in Gummersbach: Wie man den Alltag von Demenzkranken verbessern kann

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pn; 01.10.2024, 13:05 Uhr
Gummersbach – Die mobile Musterwohnung „Demenz“ macht bis zum 25. Oktober wieder in Gummersbach Station – Führungen und Schulungen zeigen wie man in der eigenen Wohnung trotz Erkrankung alt werden kann.

Von Peter Notbohm

 

Deutschlands Bevölkerung wächst und sie wird immer älter. Damit einhergehend: Auch die Zahl der Demenzerkrankungen nimmt stetig zu. Allein im vergangenen Jahr sind zwischen 364.000 und 445.000 Menschen neu an einer Demenz erkrankt, fast sechs Prozent von ihnen sind jünger als 65 Jahre.

 

Die Dimensionen macht AOK-Regionaldirektor Frank Mäuer sehr schnell klar: „Als wir vor zwei Jahren im Sommer im alten AOK-Gebäude das letzte Mal die Ausstellung zur mobilen Musterwohnung Demenz zu Gast hatten, haben wir von 1,6 Millionen Demenzerkrankten gesprochen. Heute sind wir im Oktober 2024 bei 1,8 Millionen Betroffenen. Wie schnell das geht, ist erschreckend.“

 

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Die Alzheimer-Krankheit ist dabei die häufigste Form der Demenz und eine unheilbare Störung des Gehirns. Durch das Absterben von Nervenzellen werden die Erkrankten zunehmend vergesslicher, verwirrt und orientierungslos. Betroffen sind aber nicht nur die Kranken selbst, sondern auch deren Angehörigen, die Deutschlands größter Pflegedienst sind. Doch wie gelingt es, dementiell Erkrankten das Leben zu erleichtern und sie weiter in den Alltag zu integrieren?

 

Mit diesem Thema beschäftigt sich die mobile Musterwohnung unter dem Motto „Demenz – mein Leben und Du“, die in der AOK-Servicestelle Demenz im Gummersbacher AOK-Gebäude an der Steinmüllerallee seit heute bis zum 25. Oktober besucht werden kann. Die damit verbundenen Schulungen (insgesamt 6 Module) richten sich vor allem an pflegende Angehörige und an der ehrenamtlichen Pflege interessierte Personen. Darüber hinaus werden aber auch speziell Schulungen für professionell in Pflegeberufen Tätige angeboten.

 

[Eingenähte Ettiketten sind einer von vielen kleinen Tipps.]

 

Häufig sind es nur Kleinigkeiten, mit denen dem Erkrankten das Leben in seinem gewohnten Umfeld ermöglicht und vereinfacht werden kann, erklärt Sebastian Schmitz von der Servicestelle Demenz. Seien es eingenähte Etiketten mit Namen und Telefonnummer in die Kleidung bis hin zu farblichen Reizen in der gesamten Wohnung. Zur Sicherheit beitragen können auch LED-Kerzen anstatt von echten Kerzen. Auch gläserne Vorratsbehälter in der Küche können den Alltag erleichtern.

 

Wichtig dabei: So wenig Gewohnheiten wie möglich zu ändern. Denn für Neues ist der Erkrankte in der Regel nicht mehr aufnahmefähig. So rät Schmitz auch dazu, auf Spiegel zu verzichten. Denn: Demenzkranke erkennen mit zunehmendem Alter häufig ihr Spiegelbild nicht mehr und haben plötzlich Angst vor dem fremden Menschen, der ihnen gegenübersteht.

 

Wichtig ist Schmitz, dass die Musterwohnung kein Musterexemplar sein soll: Jeder Erkrankte ist individuell. „Wir wollen darstellen, welche Probleme bestehen können und wie man mit kleinen Tricks einen großen Effekt erschaffen kann, um Dementen das Leben zu erleichtern.“ Die Führungen und Schulungen dauern zwischen 90 und 120 Minuten und sind für jedermann buchbar, nicht nur AOK-Versicherte, wie Mäuer betont.

 

[Zur offiziellen Vorstellung der Musterwohnung war auch das Musical Projekt Oberberg eingeladen. Die Sängerinnen und Sänger gaben eine gefühlvolle Einstimmung in ein ernstes Thema mit einem kleinen Ausschnitt aus ihrer Inszenierung "Socken im Kühlschrank".]

 

2016 wurde in Jülich eine 120 Quadratmeter große Musterwohnung aufgebaut, die jährlich von über 1.000 Besuchern genutzt wird. Gerade die Interaktivität und das Erleben der Probleme eines Demenzkranken begeistere dort die Menschen. „Für den Oberberger ist es allerdings nicht ganz so einfach, dort hinzukommen, daher war es eine gute Überlegung, das Thema in einer mobilen Wohnung aufzulösen“, meint der AOK-Regionaldirektor. Alle drei bis vier Wochen ist die Wanderwohnung in einer anderen Stadt zu Gast – aktuell wieder in Gummersbach.

 

Eine vorherige Anmeldung für den Besuch der Ausstellung und die Schulungen ist zwingend erforderlich. Alle Termine gibt es online bei der AOK.

 

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