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Konzern kündigt Mietvertrag: Keine Hoffnung mehr für Karstadt

bv, lo, lw; 24.07.2020, 15:05 Uhr
Foto: Lars Weber.
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Konzern kündigt Mietvertrag: Keine Hoffnung mehr für Karstadt

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bv, lo, lw; 24.07.2020, 15:05 Uhr
Gummersbach – Der Ausverkauf hat begonnen, am 31. Oktober wird Schluss sein - Bürgermeister Frank Helmenstein kritisiert die Art und Weise.

+++2. Meldung, Freitag, 15 Uhr+++

 

Manchmal geht alles ganz schnell: Beim Vermieter der Karstadt-Flächen ist heute die Kündigung zum 31. Oktober eingegangen. Der Vermieter bestätigte dies auf Nachfrage. Auch Bürgermeister Frank Helmenstein wurde darüber in Kenntnis gesetzt. Und auch wenn Helmenstein selbst noch nichts offizielles aus der Konzernzentrale gehört hat, bestehe nun kein Zweifel mehr am Aus der Filiale.

 

Helmenstein hatte aus seinem Urlaub heraus auch bereits mit dem Filial- und Betriebsleiter telefoniert. "Die wussten noch von nichts. So eine Art und Weise ist einfach nicht in Ordnung und inakzeptabel", fand der Bürgermeister deutliche Worte. Das "Team Gummersbach", wie Helmenstein es nennt, habe alles versucht. Die Kunden, die in den vergangenen Wochen für weitere Umsatzsteigerungen gesorgt hätten. Alle 16.000 Gummersbacher und Menschen aus der Region, die mit ihren Unterschriften für den Erhalt gekämpft hätten. Die 80 Mitarbeiter der Karstadt-Filiale, dank denen die Zahlen gestimmt hätten. Oder auch der Vermieter, der Galeria Kaufhof weit entgegengekommen sei. "Aber wer weiß, ob wir jemals eine reelle Chance hatten und welche Interessen letztlich ausschlaggebend waren", so Helmenstein weiter. Ein angekündigter Besuch vom Vertriebsvorstand von Galerie-Kaufhof sei zum Beispiel abgesagt worden. "Soziale Verantwortung scheint dort nicht viel zu zählen."

 

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Die neue Situation möchte er direkt nächste Woche angehen und sich mit dem Vorsitz der Innenstadtgemeinschaft und dem Citymanager treffen. "Wie wollen wir uns neu aufstellen?" Um diese Frage soll es gehen. Dabei spielten gerade die drei "Tsunamis" im Einzelhandel eine Rolle. Der Strukturwandel, die Digitalisierung und die Corona-Pandemie.

 

Auch Marco Ludwig, Vorsitzender der Eigentümergesellschaft Bergischer Hof, zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung des Konzerns. "Es ist nicht unerheblich, was von Kunden, Mitarbeitern, Vermietern und der Politik versucht wurde." Er richtet den Blick aber gleich nach vorn. "Wir waren die vergangenen vier Wochen bereits nicht untätig. Wir werden nichts unversucht lassen und sind auch an einigen Ecken dran." Eines möchte er klarstellen: "Der Bergische Hof lebt weiter."

 

+++1. Meldung, Freitag, 11 Uhr+++

 

Weiterhin herrscht Unklarheit, ob die Gummersbacher Karstadt-Filiale am 31. Oktober geschlossen wird oder möglicherweise doch eine Zukunft hat. Obwohl bislang keine Entscheidung vorliegt, hat der Konzern Fakten geschaffen und damit begonnen, über das externe Unternehmen Gordon Brothers den Ausverkauf abzuwickeln - in allen Geschäften, die auf der Streichliste stehen. Im Bergischen Hof hängen Plakate und Schilder mit Aufschriften wie „Wir schließen“ oder „Alles muss raus“, was bei vielen Kunden für Verwirrung sorgte.

 

Bürgermeister Frank Helmenstein gibt sich nach wie vor kämpferisch und hofft, dass der Standort gerettet werden kann. „Die Rahmendaten sprechen für Gummersbach“, erklärt das Stadtoberhaupt. 2020 habe die hiesige Niederlassung im Vergleich aller Karstadt-Filialen in Deutschland die höchsten relativen Zuwachsraten beim Umsatz verzeichnet.

 

Wie es nun weitergeht, ist offen. Anfang der Woche war ein Mitglied des Karstadt-Gesamtbetriebsrats in der Kreisstadt zu Besuch, um sich über die Verhältnisse vor Ort zu informieren. Auch das NRW-Heimatministerium möchte sich offenbar nochmals bei der Geschäftsführung von Galeria Karstadt Kaufhof für den Erhalt des Standorts Gummersbach einsetzen. An der Unterschriftenaktion zur Rettung des Kaufhauses in der Innenstadt haben sich bislang 16.000 Menschen beteiligt.

 

Kommentar: Abgewickelt - so geht kalter Kapitalismus

KOMMENTARE

1

Das ist sehr sehr traurig für die Gummersbacher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Meine gesamte Familie und natürlich auch ich ziehen jetzt die Konsequenz: Wir werden ab 02.11.2020 NICHTS MEHR BEI GALERIA KARSTADT KAUFHOF einkaufen, schade für die übrig bleibenden Angestellten, aber nur so kann man diesem unmenschlichen Konzern die harte rote karte zeigen. Diese Manager verstehen leider keine andere Sprache und ich hoffe, daß auch diese unsozialen Individien einmal vor dem Richterstuhl stehen werden !

Christoph Madel, 24.07.2020, 17:56 Uhr
2

Letzten Endes wird es kommen wie bei Quelle, was damals auch Niemand für je möglich gehalten hätte. Missmanagement und die kleinen sind wie immer die Gearschten.

JB, 25.07.2020, 09:47 Uhr
3

Wirtschaftliche Entscheidungen muss man akzeptieren, menschliche Unzulänglichkeiten sind bei den Verantwortlichen die Ihre Schäfchen im trockenen haben gang und gebe. Alle Schuld rächt sich auf Erden !

Peter Berghaeuser, 25.07.2020, 14:28 Uhr
4

Traurig für die Mitarbeiter. Dennoch ist es am Ende nachvollziehbar. Die guten Zeiten der Warenhäuser sind schon lange vorbei. Vielleicht hätte man es noch einmal aufschieben können. Langfristig gesehen ist die Entscheidung richtig. Ich persönlich hoffe das die Räumlichkeiten für ein Möbelgeschäft weiter genutzt werden. Ein Möbelgeschäft gibt es noch nicht in Gummersbach und Möbel werden weiterhin häufig offline erworben. Die Gewinn Margen sind in dieser Branche höher. Jedes Ende gibt eine Chance für einen Neuanfang.

Helmut , 25.07.2020, 17:13 Uhr
5

@Helmut Ein Möbelgeschäft in der verkorksten Gummersbacher Innenstadt?
Das wird schon allein durch die Anlieferung durch LKWs ins Geschäft ein Spaß. :D

Gummersbach, 25.07.2020, 20:56 Uhr
6

Quelle,Steinmüller,Ackermann und jetzt Karstadt hier kann man nur sagen-geld regiert die Welt.Es muß alles getan werden Arbeitsplätze zu sichern und zu halten.

Udo Döring, 26.07.2020, 07:48 Uhr
7

Hallo Helmut,

ich sehe das anders. Die Zeit der Warenhäuser ist nicht vorbei! Sonst hätte die Gummersbacher Filiale nicht schwarze Zahlen geschrieben und es würden sämtliche Karstadt-Filialen geschlossen. Das was hier passiert ist auf Basis der öffentlich zugänglichen Informationen nicht nachvollziehbar.

In der Tat haben wir zwar noch kein Möbelgeschäft in Gummersbach, aber das alte Extra-Gebäude in Niederseßmar wird gerade sehr aufwändig zu einem solchen umgebaut.

Alexander, 26.07.2020, 14:16 Uhr
8

Schade das der Einsatz des Bürgermeisters nichts gebracht hat...Hätte es mir auch gewünscht....

Nele H., 07.08.2020, 19:38 Uhr
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