LOKALMIX
Carsharing: Im zweiten Jahr soll der Durchbruch her
Marienheide – Noch ist das Projekt nicht bei den Marienheidern etabliert, aber die Verantwortlichen sind zuversichtlich – Zwei Fahrzeuge stehen zur Verfügung.
Von Lars Weber
Im September vor einem Jahr ging das Carsharing-Angebot in der Gemeinde Marienheide an den Start. Gemeinsam mit der Genossenschaft aus Overath, der Car&Ridesharing Community, sind seitdem zwei Fahrzeuge im Umlauf. Am Rathaus steht ein E-Smart, der auch von der Gemeinde mitgenutzt wird. Am Bahnhof wiederum steht ein Kleinbus, der auch für Gruppen interessant sein soll. Die Bilanz fällt nun nach bald zwölf Monaten zwar verhalten aus. Die Verantwortlichen bleiben aber optimistisch, dass sich das Angebot noch etablieren wird. Das liegt zum einen an regionalen Partnern. Vor allem aber zeigen andere Kommunen im Kreis, dass das Konzept funktionieren kann.
Sebastian Golinski von der Gemeindeentwicklung machte keinen Hehl daraus, dass man sich beim Start vor einem Jahr andere Zahlen erhofft hatte als die, die er gestern bei einem Pressetermin an der Kreissparkassenfiliale in Marienheide präsentierte. Der E-Smart am Rathaus komme demnach auf rund 20 bis 30 Fahrten im Monat, wobei die meisten dieser Fahrten auf das Konto von Gemeindemitarbeitern für Dienstfahrten gingen. Der Bus werde von den Bürgern, darunter zum Beispiel von Vereinen, häufiger genutzt - etwa zehn bis 15 Mal im Monat. Gerade, wenn der Bus dann voll sei, kämen schon einige Nutzer zusammen.
Golinski weiß: Das Angebot benötigt Zeit, um bei den Bürgern wirklich anzukommen. Und es gibt Beispiele aus dem Kreis, die den Marienheidern Mut machen. Denn die Carsharing Genossenschaft ist auch Partner der Angebote in Engelskirchen, Gummersbach oder auch in Nümbrecht. Dort wurden unlängst die Zahlen der Politik vorgestellt (OA berichtete). Und diese zeigten: Je länger das Angebot existiert, und je mehr Bürger davon erfahren, desto häufiger trauen sie sich auch ans Steuer der Fahrzeuge. „Und Marienheide ist von seiner Infrastruktur durchaus mit Nümbrecht zu vergleichen“, so Thomas Bulert, der Marienheider Filialleiter der Kreissparkasse Köln. „Wir müssen mehr dafür werben!“ So wird das Projekt bei der zweiten Marienheider Klimawoche zum Beispiel nochmal vorgestellt (siehe Kasten).
Trotzdem gebe es mehr Hemmschwellen als nur den Bekanntheitsgrad. Das Standortbasierte System, wo die Fahrzeuge stets wieder an den Ausgangsort zurückgebracht werden müssen, sei für manchen Interessenten nicht ideal. Zudem sei der individuelle Besitz im ländlichen Raum noch wichtiger als im urbanen Raum. Dort seien Sharing-Systeme schon Alltag. „Es ist im ländlichen Raum auch eine Philosophiefrage“, sagte Thomas Garn, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. „Teilen statt besitzen, das ist ein richtiger Ansatz, der sich hier aber erst durchsetzen muss.“
Die Kreissparkasse Köln ist als Hauptsponsor als Partner in das Carsharing-Projekt in Marienheide eingestiegen, so wie sie auch schon drei andere Angebote dieser Art unterstützt. „Wir glauben, dass dies für die Zukunft wichtig ist.“ Das ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum sei nicht so gut ausgestaltet wie in der Stadt. „Carsharing ist deshalb interessant für Menschen, die sonst ganz ohne Auto auskommen“, sagte Manuel Peters, Regionaldirektor der Kreissparkasse Köln, auch als Ergänzung zum Monti.
Eine andere Zielgruppe, die sie ansprechen wollen: die Zweitwagenfahrer. Wer unter 10.000 Kilometer im Jahr mit dem Zweitwagen zurücklege, für den könne sich ein Umstieg lohnen, sagte Golinski. Monatlich kostet die Nutzung 20 Euro, der angefangene Kilometer 28 Cent, die Stunde 1,50 Euro. Für Vereine falle der Monatsbeitrag weg, außerdem gibt es auch Schnupperangebote. Ein Rechner auf der Webseite der Car&Ridesharing Community gibt Aufschluss darüber, für wen das bewusste Fahren mit einem Carsharing-Auto lohnenswert ist. Immerhin fallen Kosten für Versicherung, die Werkstatt oder ähnliches nicht an, erinnerte Golinski.
Zweite Marienheider Klimawoche in den Startlöchern
Von Samstag, 7. September, bis Freitag, 13. September, bietet die zweite Marienheider Klimawoche viele Gelegenheiten, sich aktiv mit den Problematiken aber auch den Möglichkeiten im Klima- und Umweltschutz sowie im Bereich Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen (Hier gibt's weitere Informationen). An diesen Themen interessierte Bürger können sich beim Eventtag am Sonntag, 8. September, von 12 bis 17 Uhr am Infostand der Carsharing-Community (CC) am Heierplatz persönlich zum Thema Carsharing informieren und auch die Fahrzeuge kennenlernen. Ebenso können Bürger erfahren, wie sie sich aktiv in das Gemeinschaftsprojekt einbringen können. Etwa als "Standortpaten". Diese weisen zum Beispiel neue Nutzer bei den Fahrzeugen ein, sie zeigen, wie das Buchungssystem funktioniert, und was man im Fall einer Panne oder Reparatur macht. Bislang gibt es noch keine Standortpaten. Daher übernehmen Mitarbeiter der Verwaltung diese Aufgaben, fahren die Autos auch in die Waschstraße oder in die Werkstatt. „Wir würden uns über Entlastung freuen“, so Golinski. Im Gegenzug sind die Standortpaten zum Beispiel zu Sonderkonditionen mit den Autos unterwegs.
Für den Strom und die Ladeinfrastruktur sorgt der andere Partner beim Projekt: die AggerEnergie. Bei der Genossenschaft in Overath sei man selbst Mitglied, so Geschäftsführer Uwe Töpfer. Dies allein zeige schon: Man glaube an das Projekt. Für die Fahrzeuge liefert die AggerEnergie „Heimatstrom“, also Energie, die tatsächlich hier im Oberbergischen durch Wasser- und Windkraft sowie durch PV-Anlagen produziert wurde, sagte Töpfer. Thomas Garn, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, betonte, wie wichtig „verlässliche Partner wie die Kreissparkasse und die AggerEnergie für solch ein Projekt“ sind.
Auf zwei Jahre ist das Carsharing-Projekt zunächst angelegt. In einem halben Jahr soll Bilanz gezogen werden, so Golinski. „Wenn der Trend stimmt, soll es weitergehen.“ Es brauche die Zeit, nicht nur damit das Angebot sich weiter rumspricht, sondern auch, damit der Wandel in den Köpfen weiter voranschreitet. Die Verantwortlichen sind überzeugt, dass Carsharing auch im ländlichen Raum ein wichtiges Puzzleteil ist, um den Individualverkehr zu reduzieren und dadurch etwas für Umwelt und Klima zu tun. Golinski hofft, dass das Projekt langfristig über Kommunegrenzen hinweg laufen kann. Dann würde das Angebot nochmal einen großen Schritt in Sachen Attraktivität machen.
KOMMENTARE
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Dies Angebot ist für etliche Marienheider Bürger als völlig uninteressant anzusehen, ebenso wie auch dies mit dem Bürgerbus!
Klaus Herden, 07.08.2024, 14:34 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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