LOKALMIX

Daniel Heuser zieht in die Vogtei

ls; 09.12.2021, 14:35 Uhr
Fotos: Stadt Gummersbach --- Jürgen Woelke (re.) übergab das Porträt an Bürgermeister Frank Helmenstein.
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Daniel Heuser zieht in die Vogtei

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ls; 09.12.2021, 14:35 Uhr
Gummersbach - Gestern fand die Schenkung des Porträts eines der bedeutendsten Gummersbacher Industriellen statt - Heimkehr aus den USA nach über 150 Jahren.

Von Leif Schmittgen

 

Es war für Gummersbachs Bürgermeister ein großes Anliegen, das Porträt des Gummersbacher Industriellen Daniel Heuser im Ratssaal von Historiker Jürgen Woelke entgegenzunehmen. „Das Gemälde zeigt eine bedeutsame Persönlichkeit Gummersbachs“, sagte Helmenstein. Ein Porträt war bisher nicht im Besitz der Stadt. Woelke betonte in seinem Vortrag zudem, dass das Werk von hoher künstlerischer Qualität sei.

 

Erst beim Reinigen des Gemäldes sei die Signatur hervorgetreten. Heusers Tochter Adeline hatte es ursprünglich im Jahr 1840 erstellt, das nun vorhandene ist eine gemalte Kopie der Künstlerin selbst von 1848. Es war laut Woelke ein Abschiedsgeschenk für eine nach Texas ausgewanderte Gummersbacherin und wurde in den USA über Generationen zu einer steten Erinnerung an die deutsche Herkunft der Familie.

 

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Nun kam es als Geschenk von Elisabeth Tylor-Aguerrevere zurück in die Kreisstadt. Vermittelt wurde die Aktion von Edward Elmendorf, einem Freund Woelkes, der auch an der Übergabe eines Aquarells von Henriette Jügel des Gummersbacher Baumhofs 2015 beteiligt war. Beide sind Nachkommen der Industriellenfamilie. Per Video waren alle Beteiligten zugeschaltet, neben des Rückblicks von Woelke gab es einen Vortrag zur „Reise“ des Kunstwerks von Edward Elmendorf. Aus der Nähe von New York City fand es nun den Weg zurück nach Deutschland.

 

Das Gemälde findet nicht – wie die historische Baumhofansicht – einen Platz im Ratssaal, sondern wird spätestens 2023 in der Alten Vogtei an der Kaiserstraße ausgestellt, bis dahin soll die Gebäudesanierung abgeschlossen sein. „Es handelt sich um eines der ältesten Gebäude Gummersbachs und Daniel Häuser hat es gekannt“, so Helmenstein, der sich keinen besseren Ort für das Kunstwerk vorstellen kann.

 

Zu Daniel Heuser

 

Daniel Heuser, geboren 1767, war der jüngste von vier Söhnen des Gummersbacher Kaufmanns Johann Peter Heuser (1726 – 1809), teilt Jürgen Woelke mit. Daniel war der bedeutendste Nachkomme. Schon früh begleitete er den ältesten Bruder auf dessen Fahrten zur Frankfurter Messe; mit 16 Jahren ging er bereits allein auf diese Tour und bald wurde er aufgrund seiner geschickten Art zum Reisenden der Firma. Oft war er wochenlang zu Pferd unterwegs. Auf den Reisen lernte er, sich auf die unterschiedlichsten Menschen einzustellen; und in den Städten hörte er, was sich Neues tut, kam mit den diversen gesellschaftlichen, religiösen und politischen Ansichten in Kontakt. Das formte ihn. Als die Region 1806 französisch wird, zieht er sich zurück. Als es dann aber 1813 zu einer Rebellion gegen die Franzosenherrschaft kommt, spielt er eine entscheidende Rolle, „den wilden Haufen auf einen ruhigen Weg zu bringen“. Wie die Zeiten noch unruhiger werden, wählen ihn seine Mitbürger zum Anführer des schnell gebildeten Landsturms. Später vertritt er die Region im Landtag der preußischen Provinz Rheinland.

 

Ein Beispiel für seine tolerante, liberale Einstellung: Als in den 1830er Jahren die noch junge katholische Gemeinde daran dachte, sich eine Kapelle zu bauen, schenkte er den Bauplatz, groß genug auch für die Anlage eines Friedhofs. Hervorheben sollte man auch seine auf vielen Reisen gewachsene weltläufige, liberale Einstellung in der Familie: Seiner aus Berlin stammenden Frau Louise geb. Jügel lässt er - für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich - vollkommen freie Hand, nicht nur in Hinsicht auf den Hausstand, sondern ebenso in kulturellen und gesellschaftlichen Fragen. So konnte sie ihre Bildung und ihr Talent entfalten und in dem abgelegenen Kirchdorf, das Gummersbach damals war, einer bürgerlichen Kultur Eingang verschaffen. Daniel Heuser starb 1848 hochangesehen und zählte zu den reichsten Männern der Region. Sein Wirken hallt bis heute nach. Unter anderem war er Gründungsmitglied des bis heute bestehenden Vereins „ Gesellschaft zur Eintracht", dem unter anderem auch Helmenstein und Woelke angehören.

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