LOKALMIX

Das Warten hat ein Ende

lw; 05.02.2021, 23:51 Uhr
Fotos/Video: Michael Kleinjung --- In der Impfkabine kümmert sich ein Arzt im Rahmen der Übung unter Realbedingungen um die "Patientin".
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Das Warten hat ein Ende

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lw; 05.02.2021, 23:51 Uhr
Gummersbach – Das Impfzentrum nimmt am Montag den Betrieb auf – Zum Start sind mehr als 1.500 Impfungen pro Woche geplant - Am Freitag wurde unter Realbedingungen geprobt (mit VIDEO).

Von Lars Weber

 

Es war eine Hauruck-Aktion im November. Nachdem das Land die Vorgabe gemacht hatte, dass bis zum 15. Dezember die Impfzentren der Kreise betriebsbereit sein sollen, machte sich natürlich auch die oberbergische Verwaltung direkt an die Arbeit. In Windeseile wurde – Glück im Unglück – die gerade erst freigewordene Karstadt-Filiale im Bergischen Hof in Gummersbach angemietet und sogleich eingerichtet. Der 15. Dezember kam und es passierte – nichts. Das Land war noch nicht soweit, es gab nicht genug Impfstoff und die Impfstrategie sah vor, dass Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser Vorfahrt hatten. Viele Probedurchläufe später hat das Warten jetzt ein Ende. Am Montag werden die ersten Über-80-Jährigen, die Zuhause leben und sich einen Termin gemacht haben, im Impfzentrum ihre erste Spritze bekommen. OA beantwortet die wichtigsten Fragen.

 

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Ist alles bereit, gibt es genug Impfstoff?

 

„Ja, es ist alles bereit“, sagt der Ärztliche Leiter des Impfzentrums Dr. Johannes Schlechtingen, auch froh darüber, dass es losgeht. Die Dienstpläne würden stehen und auch die Lieferung des Impfstoffs sei zugesagt. Zu Beginn wird das Impfzentrum sieben Tage die Woche von 14 bis 20 Uhr geöffnet haben. In den drei aktiven Impfstraßen sollen jeweils zwölf Oberberger pro Stunde die Spritze bekommen. Das macht rund 220 pro Tag und mehr als 1.500 pro Woche. „So soll es die ersten drei Wochen laufen.“ Dann kommen die Menschen für die Zweitimpfung wieder und die Zahlen sollen sich verdoppeln. „Das ist alles fest vom Land zugesagt“, so Dr. Schlechtingen.

 

 

Welcher Impfstoff wird genutzt?

 

Für die Senioren wird erst einmal die Entwicklung von Biontech verwendet. Voraussichtlich ab Mittwoch wird auch Impfstoff von Astra-Zeneca im Impfzentrum verabreicht, teilt die Kreisverwaltung mit. Da dieser Impfstoff bisher nur für Personen unter 65 Jahren verwendet werden soll, werden Personen aus Berufsgruppen mit besonders hohem Expositionsrisiko geimpft. Hierzu wurden Termine für Personal der mobilen Pflege sowie der Rettungsdienste vergeben. „Zunächst sind bis zu 40 Impfungen täglich mit Astra-Zeneca geplant.“

 

Sind weitere Termine verfügbar?

 

Ja, über die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung (Tel.: 116 117) oder über die Buchungsseite im Internet sind Termine buchbar, so Dr. Schlechtingen. Trotz der Probleme am ersten Tag der Terminvergabe ist er der Meinung, dass der Vorgang gut geklappt habe. Man dürfe nicht den großen Ansturm vergessen, den es gegeben habe. Trotzdem gibt er zu: „Der Aufwand gerade für Ältere ist schon enorm.“ Die Patienten in seiner Waldbröler Praxis seien allerdings inzwischen zufrieden und erzählen, dass sie schnell an Termine kommen.

 

Wer wird sich im Impfzentrum um die Menschen kümmern?

 

Vor Ort gilt es, sämtliche Stationen vom Eingangsbereich über die Anmeldung, den Wartebereich, die Impfstraßen bis hin zum Beobachtungsbereich und der Abmeldung zu besetzen (Was geschieht bei den einzelnen Stationen). Das geschehe sowohl mit kreiseigenem Personal, es sind aber auch Mitarbeiter des DRK dabei. Verpflichtet hat das DRK unter anderem sogar ehemalige Karstadt-Mitarbeiter, die nun an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren (siehe Video). Und auch zehn Soldaten der Bundeswehr greifen dem Kreis unter die Arme, ganz flexibel immer dort, wo sie gerade benötigt werden. Für den Schutz des Impfzentrums und der Gäste sorge ein Sicherheitsdienst mit Unterstützung der Polizei. Apotheker kümmern sich darum, den Impfstoff spritzbereit zu machen.

 

[Martina Bilstein (li.) und Manuela Löwe waren über viele Jahre bei Karstadt beschäftigt. Nun kehren sie als Helferinnen des DRK an ihre alte Wirkungsstätte zurück.]

 

Welches medizinische Personal ist vor Ort?

 

Bei jeder Schicht ist ein medizinischer Leiter im Impfzentrum, dazu noch drei Ärzte und zwei bis drei medizinische Fachangestellte, zählt Dr. Schlechtingen auf. Mehr als die Hälfte der Ärzte, die für Impfzentren eingesetzt werden können, seien niedergelassene Mediziner. Zudem finden sich auf der Liste Ärzte in Weiterbildung oder auch Doktoren, die sich bereits zur Ruhe gesetzt haben.  In der ersten Woche werden in Gummersbach Ärzte aus Köln, Düsseldorf oder auch aus Dinslaken die Menschen impfen. Dieser Umstand stößt bei Dr. Schlechtingen auf Unverständnis. „Unser Kreisverband hat da bereits interveniert, die Kassenärztliche Vereinigung in Düsseldorf hat aber noch nicht reagiert.“ Der Ärztliche Leiter des Impfzentrums hofft, dass ab der zweiten Woche Mediziner aus der Region eingesetzt werden.

 

Gibt es spezielle Angebote aus dem Bereich ÖPNV oder von Transportunternehmen, die die Fahrt zum Termin nach Gummersbach erleichtern?

 

Wer nicht von Verwandten oder Betreuungspersonen gefahren wird, kann zum Beispiel eines der Bürgerbus-Angebote (zum Beispiel aus Waldbröl oder Wiehl) nutzen. Im Rhein-Sieg- oder im Rhein-Erft-Kreis gilt die Impfeinladung auch als Fahrkarte in Bus und Bahn am Tag der Impfung, wie der VRS mitteilt. Ob es ein ähnliches Angebot auch in Oberberg gibt, beantwortete der Kreis bislang nicht. Auch die Frage, ob mit Taxi-Unternehmen ein fester Sondertarif - gerade für Oberberger aus Hückeswagen oder Radevormwald - ausgehandelt wurde, beantwortete der Kreis bis zum Abend nicht.

 

Aufgrund des Starts des Impfzentrums hat der Bergische Hof die Öffnungszeiten des EKZ und des Parkhauses angepasst, es ist nun montags bis samstags, jeweils von 7:30 bis 20:30 Uhr und sonntags von 13:30 bis 20:30 Uhr offen. Später werden laut einer Mitteilung auch die Öffnungszeiten des Impfzentrums an den Sonntagen auf 8 bis 20:30 Uhr erweitert.

 

Was machen die Ü-80-Jährigen, die nicht ins Impfzentrum kommen können?

 

Bislang wurde vom Kreis stets darauf verwiesen, dass an der Frage gearbeitet werde. Unter Umständen müssten die Menschen auf andere Impfstoffe warten, mit denen sie dann zu Hause geimpft werden oder der Hausarzt einspringt. Ob es bei diesem Problem inzwischen Lösungen gibt, ist unklar. Die Verwaltung ließ die Frage noch unbeantwortet.

 

Justizminister lobt Impfzentrum

 

Peter Biesenbach (CDU), NRW-Justizminister und selbst Oberberger, hat dem Gummersbacher Impfzentrum heute Morgen im Rahmen eines Pressetermins einen Besuch abgestattet. Dabei lobte er besonders die „Freundlichkeit und die Atmosphäre“ vor Ort. „Ich hoffe, dass wir in der Lage sind, viele Mitbürger aus Oberberg durchzuimpfen und dass wir den Impfstoff in der Menge bekommen, die wir uns wünschen.“

 

[Foto: Jan Weber --- Landrat Jochen Hagt (li.) und NRW-Justizminiter Peter Biesenbach informierten über die Kampagne "Kein Anschluss...für Betrüger am Telefon".]

 

KOMMENTARE

1

Der OBK ignoriert also weiterhin, dass es Menschen gibt, die nicht mit dem Individualverkehr unterwegs sind. Als seinerzeit stolz verkündet wurde, dass es einen "Drive-In" zum Testen gibt, fragte ich, ob auch umweltfreundliche Menschen, sich testen lassen können! Es wurde selbst meine Ironie ignoriert; die Antwort war, ja natürlich könne ich auch ohne Auto zum Test kommen! - Ich gehe davon aus, dass der OBK weiß, dass es gerade den jetzt zu Impfenden, völlig unmöglich ist, z.B. von Radevormwald / entlegenen Dörfern zum Impfzentrum zu kommen. Bis jetzt hat der OBK keine Antwort darauf! Da ja Landrat Hagt in seiner Ansprache damals den flotten Spruch mit dem "Hintern" äußerte, sage ich jetzt einmal: Wie die Menschen zum Impfzentrum kommen scheint dem OBK am ....Hintern vorbei zu gehen!

Cornelia Lang, 06.02.2021, 18:42 Uhr
2

Ach, ich vergaß: "Unter Umständen müssten die Menschen auf andere Impfstoffe warten..." Na ja, die Menschen haben ja Zeit! (Ironie aus). Der OBK stellt sich wirklich ein Armutszeugnis aus: Er ist nicht in der Lage, Fahrten zu organisieren - notfalls mit Krankenwagen (DRK, Johanniter..., private Krankenunternehmen)? Seit Mitte Dezember steht das Impfzentrum und bis jetzt konnte der OBK keine Lösung finden? Offensichtlich sind diese Menschen dem OBK nicht so viel wert, dass er die notwendigen Gelder dafür bereitstellen will!

Cornelia Lang, 06.02.2021, 18:56 Uhr
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