LOKALMIX

Dem Himmel ein Stück näher

lw; 31.05.2024, 16:59 Uhr
Foto: privat (2), Lars Weber (3) --- Jan Schattschneider vom Dachdeckermeisterbetrieb aus Marienheide erklimmt die letzten Zentimeter, bevor er den Wetterhahn in mehr als 50 Metern Höhe anbringt. Das Unternehmen hat die Sanierung eng begleitet und auch selbst mit Spenden geholfen.
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Dem Himmel ein Stück näher

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lw; 31.05.2024, 16:59 Uhr
Gummersbach – Turmhelmsanierung ist fertig – Ende des Jahres wird auch der Kirchturm des „Oberbergischen Doms“ wieder weiß sein – Maroder Dachstuhl des Kirchenschiffs nun unter der Lupe.

Von Lars Weber

 

Vor fast sechs Jahren startete die evangelische Kirchengemeinde Gummersbach das Projekt Kirchturmsanierung. Schon damals war klar, dass der Weg alles andere als leicht sein wird. Vorsichtige Schätzungen, dass für die Maßnahme eine Million Euro reichten, waren schnell pulverisiert. Die Arbeiten zogen sich durch immer neue Überraschungen in die Länge, die Kosten sprangen schrittweise in die Höhe. 3,2 Millionen Euro wird die Sanierung „vom Boden bis zur Kirchturmspitze“ nun insgesamt gekostet haben, wie Pfarrer Markus Aust heute sagte. Gefeiert wurde am Gemeindehaus die fertige Turmhelmsanierung, indem nach dem Kreuz (OA berichtete) nun auch die Weltkugel mit einer Zeitkapsel und zum Schluss der Wetterhahn ihren Weg zurück an die Spitze der Kirche fanden. In die Freude über diesen Meilenstein mischte sich aber auch die Sorge um den Zustand des Dachstuhls, der das Dach des Haupt- und Querschiffs trägt.

 

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Pfarrer Markus Aust hat die Sanierung von Anfang an mit Baukirchmeister Frank Vogt begleitet – mit allen Höhen und Tiefen. Zu den Höhen zählte dabei vor allem die hohe Spendenbereitschaft für die Kirche, dem ältesten Gebäude der Kreisstadt mit seiner mehr als 1.000-jährigen Geschichte. 600.000 Euro seien allein darüber zusammengekommen. Viele private Spenden seien dabei gewesen, hinzu kamen diverse Aktionen. „Das hat gezeigt, wie wichtig der Gummersbacher Bürger- und Christengemeinde diese Kirche ist“, so Aust. Weiter finanziert wurde das Projekt durch den Verkauf von Immobilien, mit Darlehen, einer Förderung durch das Land NRW (200.000 Euro) und des Kirchenkreises An der Agger (750.000 Euro). „Es wäre ein schlimmer Fehler gewesen, die Vergangenheit nicht zu bewahren“, so Pfarrer Uwe Selbach.

 

[Frank Helmenstein steckt den Anstecker der Stadt in die Zeitkapsel, die Pfarrer Uwe Selbach in den Händen hält (oben). Pfarrer Markus Aust las aus seinem Brief an die Nachwelt.]

 

Dem stimmte auch Bürgermeister Frank Helmenstein zu. „Natürlich spielt Geld eine wichtige Rolle, aber eben nicht die entscheidende“, so das Stadtoberhaupt. Teile der Kirche standen schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung Gummersbachs. „Sie war schon immer hier.“ Bezugnehmend auf die kommenden Sanierungsaufgaben an der Kirche hofft Helmenstein, diesen eine gute Wendung geben zu können. Der Bürgermeister hatte einen Pin mit dem Gummersbacher Stadtwappen für die Zeitkapsel dabei. „Das erfüllt einen mit Demut, die Zeitkapsel für ein Gotteshaus zu befüllen“, sagte er auch als Mitglied der Kirchengemeinde.

 

In die Zeitkapsel wurden des weiteren sieben Gemeindebriefe platziert, die unterschiedliche Phasen der Sanierung dokumentieren, das Buch „Evangelisch in Oberberg“, die Broschüre über die Kirchenhistorie von Jürgen Woelke sowie einen Brief von Pfarrer Markus Aust an die Nachwelt. Darin bittet er jene, die die Zeilen einmal lesen, „sich unserer Kirche anzunehmen“. Er hofft, dass noch lange Zeit dort das Evangelium verkündet wird, in der Kirche getauft wird und Konzerte stattfinden. Doch: „Wir wissen offen gestanden nicht, wie wir das Geld aufbringen sollen“ für die nächsten wichtigen Maßnahmen am Gebäude.

 

Diesbezüglich hat der Gummersbacher Stadtrat laut Pfarrer Selbach Unterstützung zugesichert, wenn auch nicht zwingend finanzielle. Statische Untersuchungen liefen momentan. Laut Baukirchmeister Frank Vogt seien viele provisorische Maßnahmen schon ausgeschöpft, um den Dachstuhl des Kirchenschiffs noch eine Weile verkehrssicher zu halten, weitere werden nun geprüft. Die Ergebnisse gibt es in den nächsten Wochen. „Es geht jetzt darum, Zeit zu gewinnen“, so Aust, um bestenfalls einige Jahre wieder Geld sparen zu können. Und auch die Hoffnung auf größere Fördertöpfe möchte man noch nicht aufgeben.

 

 

Nun freuen sich die Verantwortlichen aber zunächst einmal, bei der aktuellen Maßnahme in die Endphase zu gehen. Ab Montag wird zunächst das Gerüst bis zum Beginn des Turmhelms abgebaut und das Gerüst darunter ausgedünnt. Drei Putzschichten werden dann auf den Turm aufgetragen, am Ende gibt es schließlich den weißen Anstrich – bis auch das letzte Gerüst abgebaut wird. Bereits in den kommenden Wochen werden die Glocken im neuen Glockenstuhl getestet, um sie einzustellen – das wird bis zu fünf Stunden dauern. Bis Weihnachten werden sie dann aber wieder schweigen, bis auch die letzten Arbeiten am Turm erledigt sind.

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