LOKALMIX

Der Fluchtinstinkt fehlt

ls; 01.05.2021, 10:00 Uhr
Fotos: Melina Jörgens/Andreas Kohn --- Melina Jörgens ist Kitzretterin.
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Der Fluchtinstinkt fehlt

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ls; 01.05.2021, 10:00 Uhr
Oberberg - Bis zu 100.000 Rehkitze sterben jährlich bundesweit auf Feldern - Die Wuppertalerin Melina Jörgens wird deswegen ab Mai mit einer Drohne aktiv, auch im Oberbergischen Kreis.

Von Leif Schmittgen

 

Im Mai steht bei Landwirten das Mähen der Wiesen auf dem Programm. Das bedeutet den Tod für deutschlandweit bis zu 100.000 Rehkitze, die im oft hüfthohen Gras Mähmaschinen zum Opfer fallen. Die Jungtiere werden von ihren Eltern am vermeintlich sicherem Ort abgelegt. Seit einigen Jahren unternimmt die Wuppertaler Heilpraktikerin Melina Jörgens etwas dagegen, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Andreas Kohn. Er ist seit seinem 16. Lebensjahr Jäger und war unter anderem Mitglied in einem Revier in Hückeswagen. Gemeinsam kamen sie seinerzeit auf die Idee, etwas  zu unternehmen: „Jagen und Tierschutz steht keinesfalls im Widerspruch“, betont Jörgens im Gespräch. Denn das Erlegen von Tieren sei bei Weitem nicht die Hauptaufgabe eines Jagdpächters. Vielmehr gehe das darum, die Natur möglichst in Einklang zu halten.

 

Die Arbeit der Kitzretter beginnt früh morgens bei Sonnenaufgang. „Dann ist der Boden noch kühl und die Tierkörper können bestmöglich von der Wärmebildkamera erfasst werden“, berichtet Jörgens. Vor einiger Zeit hat das Paar eine Drohne angeschafft, die mit entsprechendem Gerät ausgestattet ist und somit die Suche nach den Rehen deutlich erleichtert. „Mein Lebensgefährte sagt mir, wo sich die Kitze befinden“, so die 53-Jährige. Diese werden dann am Boden aufgespürt. Sie besitzen noch keinen Fluchtinstinkt und ducken sich bei Gefahr. Bei der Rettung trägt Jörgens Einmalhandschuhe. „Die Tiere haben noch keinen Eigengeruch und würden bei direktem Kontakt mit dem Menschen von ihren Eltern verstoßen“, weiß die Helferin. Anschließend werden sie bis zum Ende der Arbeiten am Waldrand unter Wäschekörben  abgelegt. Oftmals sei es vorgekommen, dass Wanderer die Tiere „befreiten“, aus Sorge ihnen könne etwas zustoßen. Jörgens' Appell an Spaziergänger: „Bitte nicht anfassen.“

 

Die Kitze werden nach den Arbeiten von den Helfern befreit und dann von den Muttertieren wiedergefunden. Doch wie kommen die Tierschützer an ihre „Aufträge“? Häufig melden Landwirte ihr Vorhaben rechtzeitig an. Verunreinigungen durch Kadaver können zu Vergiftungen bei  Nutztieren führen, die das Gemähte später fressen. In den vergangenen Jahren habe es eine Sensibilisierung bei den Bauern zum Thema gegeben. Eine Anfahrt von bis zu 45 Minuten nimmt das Paar  in Kauf, somit werden sie von Wuppertal aus auch im Oberbergischen Kreis aktiv. Unter den Kitzrettern ist man gut vernetzt. Sollte der Einsatzort zu weit entfernt liegen, fragt Jörgens bei Gleichgesinnten an. Während der „Saison“, die im Mai beginnt und etwa sechs Wochen andauert, rückt das Team im Schnitt etwa drei Mal pro Woche  aus.

 

Anfragen und weitere Informationen: kitzrettung.nrw

 

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