LOKALMIX

Die Selbermacher

ks; 18.03.2021, 18:00 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung, Gemeindeverwaltung Nümbrecht --- Helmut Müller, Schulleiter der Sekundarschule Nümbrecht Ruppichteroth, freut sich über die neuen Möglichkeiten, die seine Schüler und Lehrkräfte durch den Glasfaseranschluss nun nutzen können.
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Die Selbermacher

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ks; 18.03.2021, 18:00 Uhr
Nümbrecht – 90 Prozent der Gebäudeeigentümer sowie Schulen und zahlreiche Unternehmen in der Gemeinde profitieren von einem bis ins Haus reichenden Glasfaseranschluss.

Endlos langes Warten auf einen Breitbandausbau, der unterm Strich nur eine begrenzte Anschlussqualität bietet, war für die Nümbrechter Gemeindespitze keine Option – ganz im Gegenteil. Vor einigen Jahren entschied ein Kölner Telekommunikationsunternehmen eine Ausschreibung der Gemeinde zum mit Landesmitteln geförderten Ausbau für sich. „Aber in den Gesprächen ging es immer um eine Versorgung ‚bis zu‘ – das hat uns nicht gereicht“, erklärt Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius. Die Planungen wurden verworfen. Hingegen entstand 2016 die Idee, den Breitbandausbau selbst in die Hand zu nehmen.

 

[Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius freut sich über die positiven Entwicklungen in der Gemeinde.]

 

Bei einer weiteren Ausschreibung zum geförderten Breitbandausbau erhielten die Gemeindewerke Nümbrecht vor vier Jahren den Zuschlag. Noch im selben Jahr erfolgte der Spatenstich des Projektes, das von Bund und Land zu gleichen Teilen mit einer Fördersumme von insgesamt über 17 Millionen Euro unterstützt worden ist. „Im Herbst vergangenen Jahres haben wir das Projekt abgeschlossen. 90 Prozent der Gebäudeeigentümer verfügen nun über einen Glasfaseranschluss bis ins Haus“, freut sich Redenius. Eine Anschlussqualität, von der viele Oberberger nur träumen können (OA berichtete). Und trotzdem haben sich einige Anwohner Redenius zufolge gegen einen kostenfreien Glasfaseranschluss entschieden: „Die Hausanschlüsse waren in der Fördermaßnahme enthalten. Ich kann nicht verstehen, wie man sich dagegen entscheiden konnte.“

 

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Neben Privatleuten profitieren nicht nur zahlreiche Unternehmen sowie eine Reha-Klinik von den Glasfaseranschlüssen, sondern auch die sechs Schulen der Gemeinde. „Hinsichtlich der Digitalisierung haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht. Dadurch stehen uns ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung“, zeigt sich Helmut Müller, Schulleiter der Sekundarschule Nümbrecht Ruppichteroth, begeistert. Nicht nur die Lehrerschaft sei froh über die gewonnene Flexibilität durch Videokonferenzen. Auch der Unterricht – ob in Präsenz oder in Distanz – würde aufgewertet werden: „Unabhängig von der Download- und Upload-Rate können wir nun digitale Lehrinhalte teilen. Beispielsweise nutzen wir in den Fächern Physik und Chemie Simulationen der University of Colorado. Diese sind oftmals viel anschaulicher als eigene Experimente im Labor“, so Müller.

 

[Unabhängig von Download- und Upload-Rate können sich Schüler und Lehrkräfte nun Simulationen im Netz anschauen.]

 

Über vom Schulträger beschaffte Leihgeräte können auch Kinder am digitalen Unterricht partizipieren, die im Elternhaus nicht auf entsprechende Endgeräte zurückgreifen können. „Ab dem kommenden Schuljahr stehen allen Kindern unserer Schule Tablets zur Verfügung. Außerdem werden wir digitale Lehrbücher in den Unterricht integrieren“, freut sich Müller. Um Informationen über die Netzabdeckung der Elternhäuser zu gewinnen, wurde im vergangenen Frühherbst eine Umfrage durchgeführt. Demnach verfügen elf Prozent der Eltern der Kindern, die die Sekundarschule am Standort Nümbrecht besuchen, über eine nicht ausreichende Internetqualität. Müller zieht trotzdem ein positives Fazit: „Wenngleich auch jeder noch nicht angeschlossene Haushalt ein Haushalt zu viel ist, ergibt sich in der Gesamtbetrachtung aus Sicht unserer Schule schon eine sehr hohe Abdeckung mit nahezu 90 Prozent.“

 

[Im kommenden Jahr soll die Sekundarschule samt Serverschrank in einen Neubau umziehen.]

 

92 Ortschaften wurden bei dem Breitbandausbau erschlossen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine Wertsteigerung der Grundstücke, sondern vor allem um einen Standortvorteil der Gemeinde. Neben Unternehmen konnten Redenius zufolge auch Privatpersonen gewonnen werden: „Wenn die Leute erfahren, dass die Grundstücke über einen Glasfaseranschluss verfügen, dann hören sie teilweise auf, über den Kaufpreis zu diskutieren.“ Von dem Ausbau haben vor allem die Außenorte profitiert. Weiße Flecken sowie graue Flächen sind eher in den Hauptorten der Gemeinde auszumachen. „Ende Februar haben wir vom Bund die Mitteilung erhalten, dass nun auch die grauen Flächen gefördert werden“, so Redenius. Das Förderprogramm wird im Mai starten.

 

Damit nicht genug: Auch öffentliches WLAN an insgesamt 13 Orten sowie ein eigener TV-Kanal sollen den Nümbrechtern noch in diesem Jahr angeboten werden. Die Sparte der Internettelefonie entwickelt sich zunehmend zu einem überaus gewichtigen Standbein der Gemeindewerke Nümbrecht. Unabhängig von den gängigen Konzernen und kleineren Anbietern hat sich die Gemeinde für ihren eigenen Weg entschieden – und geht mit gutem Beispiel voran.

 

KOMMENTARE

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Man kann viel über die Ortsinterne Politik diskutieren aber was die Gemeinde hier mit dem Glasfaserausbau auf die Beine gestellt hat ist aller Ehren Wert. Man muss sich nur mal in anderen Gemeinden umhören da befinden man sich erst in der "Planungsphase". Daher nochmal großen Respekt!

Ein Nümbrechter, 19.03.2021, 11:39 Uhr
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