LOKALMIX
Ehrung für einen Handball-Superstar
Gummersbach – „Hansi“ Schmidt wurde am Abend posthum geehrt – Seine Frau Karin hat die Goldene Stadtmedaille für ihren Mann entgegengenommen.
1.066 Tore in 173 Bundesligaeinsätzen, fünffacher Torschützenkönig der Handball-Bundesliga und einer der besten Handballer aller Zeiten – Hans-Günther „Hansi“ Schmidt hat Geschichte geschrieben. Auch nach seiner aktiven Karriere blieb Schmidt Gummersbach treu, brachte sich auf vielfältige Weise in das gesellschaftliche Leben seiner Heimat ein. Um seine Verdienste und Leistungen für die Stadt angemessen zu würdigen, entschied der Rat im vergangenen September, Schmidt auszuzeichnen. „Wie gerne hätte er die Goldene Stadtmedaille in Sonderprägung persönlich entgegengenommen. Leider war ihm das nicht mehr vergönnt“, sagte Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein gestern.
[Auf der Medaille ist als Datum der Verleihung der 1. Februar 2023 eingraviert – doch zu der Ehrung kam es nicht mehr.]
Am Abend waren Schmidts Familie und zahlreiche Gäste im Gummersbacher Ratssaal zusammengekommen – so wie es sich „der erste Superstar des deutschen Handballs“, wie Helmenstein sagte, gewünscht hatte. Im vergangenen September hatte er Schmidt telefonisch über die geplante Auszeichnung informiert. „Das hat ihn sehr bewegt. Er bat mich, zunächst mit der Ehrung zu warten, bis es ihm gesundheitlich wieder besser gehen würde“, erzählte Helmenstein zu Beginn des Festaktes. Doch am 5. Februar verstarb Schmidt im Alter von 80 Jahren. Fünf Tage zuvor war es Schmidt, der den Bürgermeister anrief und – im Fall der Fälle – um eine posthume Ehrung bat. „Diese Bitte ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagte Helmenstein.
Gummersbachs Bürgermeister erinnerte an wesentliche Stationen in Schmidts Leben. 1942 als Banater Schwabe im rumänischen Marienfeld geboren, hat er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Vertreibung, Flucht und Verschleppung von Familienmitgliedern miterlebt. 1963 befand sich Schmidt mit seiner damaligen Mannschaft in Köln – und entschloss sich, nicht nach Rumänien zurückzukehren. „Gut zwei Wochen später konnte Eugen Haas ihn dann davon überzeugen, den VfL Gummersbach zu seiner neuen sportlichen Heimat zu machen“, erzählte Helmenstein.
Nach seiner aktiven Karriere engagierte sich Schmidt unter anderem als Trainer des TV Gelpetal und des TuS Derschlag. Ab 1969 unterrichtete er an der Hauptschule Derschlag, von 1990 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2006 an der Hauptschule Bergneustadt. Drei Jahre später begann Schmidt – trotz seines Ruhestandes – an der Gesamtschule Derschlag als Sportlehrer zu arbeiten. „Auch mir war er mancher Ratgeber“, sagte der Bergneustädter Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, der von Schmidts Angehörigen um einige Worte gebeten worden war.
Beucher erinnerte an einen höflichen, wertschätzenden und hilfsbereiten Menschen, mit dem er – nicht zuletzt aufgrund manch unterschiedlicher Grundeinstellungen – durchaus diskutieren konnte. Kennengelernt in passiver Rolle als Zuschauer diverser Handballspiele des VfL, sei über die Jahrzehnte hinweg eine freundschaftliche Beziehung entstanden. Zwei Tage vor seinem Tod habe Beucher Schmidt zuletzt gesehen, sich verabschiedet. „Das ist eine besondere Erinnerung an einen besonderen Menschen“, sagte Beucher abschließend.
[Bürgermeister Frank Helmenstein hat die Goldene Stadtmedaille Karin Schmidt überreicht.]
Für den Gummersbacher VfL war Geschäftsführer Christoph Schindler in den Ratssaal gekommen. Eigentlich sei geplant gewesen, Schmidts 80. Geburtstag im vergangenen September in der SCHWALBE arena zu feiern – doch aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes sei dies von Spiel zu Spiel verschoben worden. Die für Schmidt angefertigte Collage überreichte Schindler gestern seiner Familie. „Spieler wie ‚Hansi‘ Schmidt haben den VfL zu dem gemacht, was er ist: zu einem der erfolgreichsten Vereine der Welt“, sagte Schindler.
Für die musikalische, äußerst stimmungsvolle Gestaltung des Festaktes sorgte das Gummersbacher Gospeltrio. Annette Giebeler spielte am Piano, Helena Zylka und Katharina Karrer sangen – unter anderem „Hello“ von Beyoncé“, „I Say A Little Prayer“ und „I Will Follow Him“. Schmidts Ehefrau Karin bedankte sich nach der Verleihung der Goldenen Stadtmedaille in Sonderprägung, auch im Namen ihrer Söhne Hans-Günther und Christoph: „Sicherlich hätte mein Mann diesen Moment sehr genossen. Er fühlte sich als Gummersbacher – bis zuletzt.“
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