LOKALMIX
Ein Bus für besondere Momente
Oberberg – Crowdfunding-Aktion des SAPV Palliativverein Oberberg – Finanzierung eines Fahrzeugs, das Patienten und ihren Familien zur Verfügung gestellt werden soll.
Von Lars Weber
Einmal noch ins Stadion. Oder zum Konzert der Lieblingsband. Oder ans Meer. Oder einfach nochmal zu einem geliebten Menschen, der selbst leider nicht zu Besuch kommen kann. Die Wünsche von schwerkranken Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben, sind häufig simpel, erzählt Paula Jülich vom SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung) Palliativverein Oberberg. Und doch: Erfüllt werden können sie meist nicht, weil es schon am Transport scheitert. Damit soll bald Schluss sein. Seit Oktober sammelt der Palliativverein Geld für den „Wünschebus“.
Seit 2016 ist das Team der SAPV in Oberberg aktiv und bemüht um die Versorgung von schwer und unheilbar erkrankten Menschen bis zu ihrem Lebensende (OA berichtete). Die SAPV sieht sich dabei mit ihren festangestellten Ärzten, Kooperationspartnern und Pflegefachkräften nur als ein Glied einer Kette, zu der auch ambulante Hospizdienste, ehrenamtlichen Sterbebegleiter, Apotheken, Physiotherapeuten, Seelsorger, Hospize oder die betreuenden Hausärzte gehören. Die SAPV-Leistungen – zum Beispiel die Schmerz- und Symptomkontrolle - werden unabhängig vom Pflegegrad von der Krankenkasse übernommen. Momentan werden 120 Betroffene rund um die Uhr betreut
Um ihren Patienten und deren Familien zusätzlich zur Seite stehen zu können, wurde vor drei Jahren der Palliativverein als Förderverein gegründet, der sich rein aus Spenden finanziert. „Viele Patienten wollten etwas spenden, weil sie etwas zurückgeben wollten“, erzählt Paula Jülich. Annehmen durfte die SAPV dies aber nicht. Daher wurde der Verein gegründet. Mit den Spenden würden Fortbildungen bezahlt oder so eine Veranstaltung wie die erste große gemeinsame Gedenkfeier, die vor kurzem in der Aggerhalle in Dieringhausen stattgefunden hat. „Wir helfen aber auch, wenn es eng wird, zum Beispiel bei der Stromrechnung. Die Patienten und ihre Angehörigen sollen so die letzten gemeinsamen Tage und Wochen so sorgenfrei bestreiten können wie möglich.“
Aus diesem Ziel heraus hat sich die Idee entwickelt, noch mehr für die schwerkranken Oberberger zu tun. Inspiration für den Wünschebus ist dabei der Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser. Dort stehen speziell geschulte Ehrenamtliche aus dem medizinischen Bereich Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer oft lebenszeitverkürzenden Erkrankung zur Seite und begleiten sie bei einem Ausflug. Beim Wünschebus soll indes das Familienerlebnis im Fokus stehen. „Unsere Patienten sollen ihre Angehörigen mitnehmen können. Wir werden den Bus vollgetankt zur Verfügung stellen und sie dürfen hinfahren, wo sie möchten.“ Was möglich und realistisch ist, möchte der Verein dabei finanziell übernehmen.
Das Angebot soll aber nicht nur jenen Patienten vorbehalten sein, die am Ende ihres Lebens stehen – sondern auch den Hinterbliebenen. Jülich denkt da zum Beispiel an junge Familien, wo ein Elternteil durch den Tod des Partners nach schwerer Krankheit alleinerziehend geworden ist. „Wenn den Hinterbliebenen die Decke auf den Kopf zu fallen droht, kann ein Ausflug helfen“, so Jülich.
„Damit das umsetzbar ist, bedarf es natürlich eines speziellen Busses, der für unsere Patienten geeignet ist“, erzählt Jülich weiter. So muss das Gefährt barrierefrei sein, dass auch der Einstieg per Rollstuhl problemlos möglich ist. Darüber hinaus wird der Bus für das eine oder andere Familienmitglied auch Schlafmöglichkeiten bereithalten, sodass er auch zum Camping genutzt werden kann.
Mitte Oktober ist auf der Crowdfunding-Plattform der Volksbank Oberberg die Spendenaktion angelaufen. Bis zum 15. Januar werden dort die Menschen die Möglichkeit haben, den Palliativverein bei der Realisierung des Wunschbusses zu unterstützen. Das Spendenziel wurde schon erreicht, der Verein benötigt aber darüber hinaus Unterstützung bei der Umsetzung des Projekts, sodass jede Spende willkommen bleibt.
Die Hoffnung ist laut Jülich, dass der erste Ausflug im Frühjahr 2024 stattfinden kann. "Wir möchten mit dem Wünschebus besondere Momente der Freude schenken, Erinnerungen schaffen und Träume wahr werden lassen."
Hier geht es zu dem Crowdfunding-Projekt bei der Volksbank Oberberg. Hier gibt es weitere Informationen zum Palliativverein.

[Die Geschäftsleitung des Sanitätshauses Müller Betten überreichte den Scheck über 1.000 Euro persönlich an die Verantwortlichen des Projekts.]
Der Palliativverein hat im Oberbergischen schon einige Unterstützer auf dem Weg zum Wünschebus. Dazu gehören unter anderem die Medica-Apotheke in Dieringhausen, das Sanitästhaus Müller Betten (SMB), welche den Verein finanziell und mit Hilfsmitteln unterstützt, die LVM-Versicherung Beuke, die die Vollkasko-Versicherung des Fahrzeugs übernehmen wird, der Baumhof Gummersbach, Gummi Berger mit Reifen und auch die Stein-Gruppe aus Engelskirchen.
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