LOKALMIX

Ein Exempel an Effizienz: Tiny-House-Projekt auf :metabolon vorgestellt

pn; 27.09.2024, 14:05 Uhr
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Fotos: Peter Notbohm ---- Marco Hemmerling (m., Professor an der TH Köln) zeigt Monika Lichtinghagen-Wirths (r., Geschäftsführerin Bergischer Abfallwirtschaftsverband) und Staatssekretär Viktor Haase (2.v.r., Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW) sowie Umweltdezernent Frank Herhaus (2.v.l.) und Reinhold Müller (l., stellvertretender Vorsitzender der BAV-Verbandsversammlung) eins der beiden Tiny Houses.
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Ein Exempel an Effizienz: Tiny-House-Projekt auf :metabolon vorgestellt

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pn; 27.09.2024, 14:05 Uhr
Lindlar - Recyclebares Bauen und nachhaltige Architektur stehen im Vordergrund des Forschungsprojektes - Architektenteam der TH Köln hat gemeinsam mit Designstudenten die Gebäude entworfen, die nun offiziell vorgestellt wurden.

Von Peter Notbohm

 

Weniger Raum und trotzdem viel Lebensqualität. Das versprechen die platzsparenden Tiny Houses mit ihrer kompakten Größe und maximalen Effizienz – jeder Zentimeter wird optimal ausgereizt. Auf :metabolon in Lindlar wurden nun zwei besondere Tiny-House-Modelle offiziell eingeweiht. Seit Juni wurde auf dem Gelände im Rahmen des REGIONALE-2025-Projektes „Piloten zur :bergischen rohstoffschmiede“ an zwei Tiny Houses gebaut – dem sogenannten „Ökologiehaus“ als Modellhaus 1 sowie dem aus zwei Volumenkörpern bestehenden „Generatorhaus“ (OA berichtete).

 

Das Besondere: Eigentlich braucht es nur zwei Personen, Akkuschrauber und Hammer sowie ein wenig handwerkliches Geschick, um die beiden Häuser aufzubauen. „Es ist wenig wie bei Lego bzw. dem Fischer-System“, erklärt Marco Hemmerling, Professor an der TH Köln. Die Grundidee stammt aus einer Masterarbeit zweier Architekturstudenten der TH Köln. Die Idee wurde weiterentwickelt und das Endprodukt von Monika Lichtinghagen-Wirths (Geschäftsführerin Bergischer Abfallwirtschaftsverband) und Staatssekretär Viktor Haase (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW) diese Woche offiziell vorgestellt.

 

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Haase sprach von „einem weiteren Stück Zukunft“ an einem speziellen Ort: „:metabolon ist ein Ort der Transformation und Kreislaufwirtschaft, wo Zukunft entsteht.“ Für ihn steckt hinter den Tiny Houses ein neues Lebensgefühl: „Man will sich vom Großen entledigen und mit weniger Fläche genügsam auskommen. In diesem Projekt wird dies mit Zukunftsfragen verknüpft. Es geht um neue Baustoffe und neue Technologien.“ Basierend auf dem Konzept des ganzheitlichen Planungsansatzes stehen die Modellhäuser für eine Architektur, die die Themen Ökologie, Technologie, Ökonomie, Gesellschaft und Administration gleichermaßen integrieren sollen.

 

Beide Häuser sind voll ausgestattet und stehen auf einer Art innovativem Schraubsystem, sodass sie auch am Hang platziert und rückstandslos wieder abgebaut werden können. Der Eingriff in das Erdreich ist damit minimalinvasiv. Ressourcen und Nachhaltigkeit spielen vor allem beim Blick auf Energieversorgung und die Materialwahl eine große Rolle. Eng und gedrungen wirken die beiden Gebäude beim Besuch trotzdem nicht – die 30 Quadratmeter sind optimal ausgenutzt.

 

 

„Beide Häuser sind in ihrer Konstruktion sehr gleich, im Design aber doch völlig unterschiedlich“, sagt Professor Hemmerling. Während in einem Tiny House mit seiner naturbelassenen Holzfassade weitgehend auf Technologien verzichtet wurde, wirkt das zweite Gebäude schon äußerlich weitaus moderner. Hier liegt der Fokus auf Energie und innovativer Technologie. Es wurden Fassadenphotovoltaik-Kacheln und Solarmodule auf dem Dach in Verbindung mit einer Wärmepumpe verbaut. Dahinter steckt ein Art Quartiersidee, dass ein Haus mehrere Nachbarhäuser energetisch versorgen kann.

 

Auch im Inneren heißt wenig Platz nicht Verzicht. Interessant ist die Toilette: Das Waschbecken sitzt auf einem Spülkasten, sodass das Wasser nach dem Händewaschen für den nächsten Spülgang gesammelt wird. Alles im Rahmen der Zirkularität. „Es ist ein Experiment, wir betreten Neuland“, sagt Professor Hemmerling im Hinblick auf das Gesamtprojekt.

 

[Mehrere Vertreter von Ministerien und viele Projekt-Beteiligte waren diese Woche zur offiziellen Eröffnung auf :metabolon gekommen.]

 

Die beiden Tiny Houses sind als Forschungsdemonstratoren einer innovativen und nachhaltigen Architektur gedacht. Interessierte, die testen wollen, ob ein Tiny House etwas für sie ist, können sich für zwei Nächte einmieten, erklärt Lichtinghagen-Wirths. Damit soll aber nicht der Instagram-Influencer angelockt werden, der auf der Suche nach dem neuesten Trend ist. Vielmehr geht es um die wissenschaftliche Evaluation. So müssen mehrere Fragebogen, u.a. für eine Befindlichkeitsstudie, ausgefüllt werden.

 

Auf dem Gelände sollen noch weitere Tiny Houses entstehen, jedes mit einem anderen Schwerpunkt. Bis schließlich ein kleines Dorf auf :metabolon steht: Die „Musterhaussiedlung der Zukunft“.

KOMMENTARE

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Die Sehnsucht nach Minimalismus und der Traum vom Tiny ist letztlich absolut nichts Neues. Es wurde nur stets von allen Behörden ignoriert, von der Regierung links liegen gelassen, von der Baulobby abgeschmettert. Es ist also kein " neu erfundenes Projekt". Ich kenne zahlreiche Menschen, und auch ich suche seit Jahren, die diese Idee gerne umsetzen würden, aber es an Bauplätzen und Genehmigungen scheitert. Unsere Gesetze diesbezüglich sollten endlich geändert werden. Es wäre so viel mehr möglich, würde nicht alles blockiert!

Birgit Leblanc, 29.09.2024, 13:13 Uhr
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