LOKALMIX
Ein Park erfindet sich neu
Wiehl – Gesicht der Anlage zeigt sich immer mehr – Wasser im Fokus - Kosten sind gestiegen – Eröffnung weiterhin im Frühjahr 2023 vorgesehen.
Von Lars Weber
Ziemlich genau ein Jahr ist der symbolische Spatenstich für die Baumaßnahme im Wiehlpark her. Schon damals waren die Arbeiten für den letzten Bauabschnitt zur Umgestaltung der Wiehlaue im vollen Gange, nachdem der Alte Kurpark bereits ein neues Gesicht bekommen hatte. Lange Zeit prägten vor allem riesige Erdhügel die Baustelle im Freizeitpark. Inzwischen sind diese verschwunden und das Areal bekommt rund acht Monate vor der Wiedereröffnung im Mai/Juni 2023 immer mehr Struktur. OA begab sich mit Bürgermeister Ulrich Stücker, Pascal Hilgenberg, Leiter des Wiehler Tiefbauamts, und Andreas Zurek, Leiter des Fachbereichs Hochbau, auf einen Rundgang über die Baustelle.
Parkplatz
Auf dem Parkplatz am Haupteingang des Parks an der Brucher Straße stehen seit Beginn der Arbeiten die Baustellencontainer, zudem werden dort Materialien gelagert. Die Fläche ist explizit außerhalb des Baugebiets, hier wird sich zunächst also nichts verändern. Höchstens werden nach Fertigstellung des Parks ein paar Wiederherstellungsmaßnahmen notwendig sein. Die Stellplätze stehen aber wieder zur Verfügung, wenn der Park öffnet. Zumindest so lange, bis die Arbeiten am Seequartier, „dem innovativen Wohnquartier für Wohnen und Dienstleistung“, begonnen werden. Das Projekt hat bei der Regionale 2025 bisher den C-Status. Momentan setzt sich die Verwaltung mit Entwürfen und Konzepten auseinander. „Klima- und Hochwassergerecht bauen“, das möchte die Stadt bei diesem Modellprojekt unter einen Hut bringen, sagt Stücker. Bis zur Umsetzung werde es aber noch mindestens zwei Jahre dauern. Dann soll auch das neue Stellplatzkonzept stehen.
Teich
Der Teich im Herzen des Parks ist vergrößert worden. Rund 200 Quadratmeter mehr Fläche weist er auf, insgesamt sind es etwa 1.300 Quadratmeter, gibt Hilgenberg Auskunft. Der Charakter des Teichs soll natürlicher sein als früher. Dafür soll zum Beispiel eine naturbewachsene Insel sorgen, aber auch etwa 5.000 Bepflanzungen, von Seerosen bis zu Schilf. Doch nicht nur in der Fläche ist der Teich gewachsen, auch in der Tiefe. Hatte der alte Teich noch eine Tiefe, variiert sie nun. Es gibt Flachwasserzonen und tiefere Stellen bis zu 1,50 Meter. Die Fläche wurde abgedichtet, sodass das Wasser nicht versickert.
Neu ist, dass die Wiehl den Teich mit Frischwasser versorgen wird, und nicht mehr der Mottelbach, der dafür zu wenig Wasser hatte. Dank eines neu geschaffenen Zulaufs soll das Wasser im Teich etwa einmal am Tag umgewälzt werden. Die Pegelhöhe ist mit einem Mönchsbauwerk steuerbar. Rund um den Teich und im ganzen Park werden die Wege asphaliert sein. „Wir wollen die Tragschicht noch in diesem Jahr aufbringen, die Feinschicht folgt dann 2023“, so Hilgenberg.
Spielplatz an der Wiehl
Familien müssen sich kaum umgewöhnen. Dort, wo auch früher ein Spielplatz in direkter Nähe zur Wiehl stand, werden sie auch nach der Wiedereröffnung einen finden. Vergangenen Donnerstag haben schon zwei Piratenschiffe aus Eichenholz angelegt, die Fläche wird noch aufgrund des Hochwasserschutzes aufgefüllt mit Perl- und Flusskies. Rund um die Schiffe herum werden noch weitere Klettermöglichkeiten entstehen. Den Weg zur Wiehl sollen später dichte Hecken versperren, damit der Nachwuchs auf keine dummen Ideen kommt.
Für die alte Hängebrücke haben sich die Pläne geändert. Ursprünglich wollte die Stadt diese sanieren und in den Spielplatz integrieren. Doch der Zustand war zu marode. Die Wackelbrücke wird nun abgerissen. An ihre Stelle tritt ein geschlossenes Seilbrückensystem, bei dem die Kinder von der einen Seite der Wiehl über dicke Taue auf die andere klettern können. Nur einige Meter von der noch stehenden Hängebrücke entfernt entsteht bereits eine neue Stahlbrücke, die mit 3,50 Breite Fußgängern und Radfahrern Platz bietet. Sie soll diesen Teil des Parks mit dem Skatepark verbinden. „Die Brücke wird bestenfalls noch dieses Jahr gesetzt“, so Hilgenberg. Übrigens: Alle bestehenden Brücken standen auf dem Prüfstand. Mit dem Ergebnis, dass auch die Brücke zum Hotel Zur Post als auch die Holzbrücke zum Sparkassen-Parkplatz generalüberholt werden.
Grillhütte und Seecafé
Das gesellschaftliche Zentrum des Parks soll das Areal rund um die neue Grillhütte und das Seecafé als neues gastronomisches Angebot werden. Rund 90 Sitzplätze wird es hier insgesamt geben. Dazu gehört die neue Grillhütte, die schon weit gediehen ist und äußerlich Erinnerungen an den Vorgänger weckt. Dort werden die WC-Anlagen des Parks untergebracht sein und eine von drei Grillstationen aus Beton, die an dieser Stelle überdacht ist. Die anderen Grillmöglichkeiten verteilen sich um die Hütte herum.
Vom Seecafé steht bislang das Fundament. „Der Hochbau beginnt in drei bis vier Wochen“, sagt Zurek, der sich schon sehr auf die Holzarchitektur freut. Wie überall im Park sei auch hier an mögliches Hochwasser gedacht worden. Deshalb wurde das Fundament erhöht gesetzt. Für den Betrieb befinde sich die Stadt bereits in Gesprächen mit einem möglichen Pächter.
Sportanlagen
Neben dem Seecafé , ziemlich genau unter der Autobrücke, entsteht zum einen eine neue Basketballanlage und zum anderen eine kleine Bobbycar-Strecke. Bislang ist beides nur zu erahnen. Die Bobbycar-Strecke soll dafür sorgen, dass weniger Kleinkinder am Skatepark sind und diesen mit ihren kleinen Fahrzeugen nutzen wollen. Am bestehenden Radweg unter der Brücke sollen Fahrradständer, eine Akkuladebank und ein Automat mit Radwerkzeug für die Schnellreparatur hingesetzt werden.
In dieser Sport- und Spaß-Ecke des Parks entsteht momentan auch der neue Minigolgplatz mit 18 Bahnen. Für diese wurden bereits die Erdlöcher ausgehoben, bei manchen wurde das Fundament schon gegossen. Abgegrenzt vom Rest des Parks wird die Anlage von einer Hecke, die noch gepflanzt werden muss. Insgesamt sollen rund 500 Sträucher und 70 Bäume neu gesetzt werden. „So viele wie möglich wollen wir noch diesen Herbst pflanzen“, sagt Hilgenberg. Momentan wird die große Rasenfläche für die Einsamung vorbereitet, Mutterboden verteilt. Der Teil, der für die Ballonfahrer vorgesehen ist, ist übrigens besonders befestigt, was unter dem grünen Rasen später aber nicht zu sehen sein wird.
Veränderungen am Wiehlufer
Dem Wasser kommt im neuen Wiehlpark viel Bedeutung zu. Das zeigt sich nicht nur am Teich, sondern vor allem daran, wie die Fließgewässer nun in Szene gesetzt werden. Der Aggerverband hat die Wiehl aus ihrem Korsett befreit (OA berichtete), die Ufer sind nun nicht mehr verborgen, sondern zugänglich. Mit dieser Maßnahme seien zudem etwa 2.000 Kubikmeter mehr Retentionsräume entstanden, ein Hochwasser würde deutlich abgeflacht, so Stücker.
Mehr Platz hat aber nicht nur die Wiehl bekommen, sondern auch der Mottelbach fließt nun natürlich durch den Park. Seitdem er „befreit“ wurde, schlängelt er sich vom Eingang aus Richtung Fluss. An einer Stelle ist der Bach mit Trittsteinen zu überqueren. Diese Stelle, aber auch diverse Sitzmöglichkeiten direkt an den „neuen“ Ufern, haben ein klares Ziel: „Die Menschen sollen nah ans Wasser kommen“, sagt Stücker.
Der neue Teil des Parks
Der Raum, wo einst der Minigolfplatz zu finden war bis zur Bahnhofstraße, ist nun wie eine Verlängerung des Parks. Von der Brücke aus werden die Besucher bald in den Park gehen können. Die Vorbereitungen für die Installation der Treppe sind im Gange.
Wer von dort auf das Gelände gehen wird, dem fällt der neue Zulaufkanal der Wiehl für den Teich ins Auge. Über den Einlauf werden maximal 60 Liter die Sekunde abgezapft. Der Kanal wird zugänglich sein und soll den Park um ein weiteres „Gewässer“ bereichern. In der Nähe wird der integrative Spielplatz entstehen, bei dem ein Spielturm mit Rampe oder auch ein Sandspieltisch dafür sorgen sollen, dass auch Kinder mit Behinderung ihren Spaß haben.
Kosten
4,4 Millionen Euro: So viel sollte die Umgestaltung einmal kosten. „Inzwischen gehen wir von sechs bis sieben Millionen Euro aus“, so Stücker. Ein Faktor seien die allgemeinen Kostensteigerungen. Allerdings hätten vor allem die Bodenarbeiten viel mehr Geld verschluckt als geplant. Da im Boden Blei, Nickel und Kupfer - die Schwermetalle wurden vermutlich über Jahrzehnte aus höher gelegenen Industriebetrieben angeschwemmt - festgestellt wurden, war die Stadt gezwungen, immer nur 500 Kubikmeter Boden auszuheben und zu horten. Diese Haufen waren lange auf der Baustelle zu sehen. Bei jedem Haufen musste die Belastung festgestellt werden, bevor eine entsprechende Deponie angefahren werden konnte. Dieser Aufwand und die besondere Entsorgung seien hauptsächlich für die Kostensteigerung. Der Förderbescheid der Städtebauförderung über 50 Prozent galt freilich nur für die 4,4 Millionen Euro. „Wir sind mit den Verantwortlichen aber im Gespräch“, sagt Stücker. Er hofft, auch für die Mehrkosten noch Fördergeld abzurufen.
Einen Rundgang über die Baustelle möchte die Stadt bald auch den Bürgern anbieten. Ein Termin befinde sich gerade in der Klärung.
KOMMENTARE
1
Da entsteht bestimmt eine sehr schöne und gelungene Anlage in Wiehl.
Aber haben die Verantwortlichen auch die Brücke über dem Park im Blick?
Da gilt jetzt Tempo 30! LKW müssen 50m Abstand halten.
Die Brücke hat also ein ernsthaftes Problem. Währe es nicht ratsam erst mit dem Betreiber der Brücke zu klären was damit passiert, bevor unter der Brücke für viel Geld alles neu gemacht wird. Nachher wird Wiehl zum Lüdenscheid des Oberbergischen weil die Brücke nicht mehr zu retten ist.
Alles was darunter neu ist wird dann wohl im schlimmsten Fall wieder abgerissen und muss eventuell einer Baustelle für den Neubau/Sanierung weichen.
Das wäre eine die Sie als Presse im Namen der Bürger einmal stellen sollten.
Ein Wiehler
Anm.d.Red.: Laut Informationen der Stadt saniert ab voraussichtlich 17. Oktober Straßen.NRW einen der Brückenpfeiler. Aufgrund der Maßnahme wurde noch kein Wasser in den Teich gelassen. Die Arbeiten sollen bis zu acht Wochen dauern. Eine offizielle Info von Straßen.NRW steht noch aus.
2
Leider sieht man über die Brücke fahrend, also von oben, aber auch auf den Bildern sehr viel Beton! Ich finde die Gestaltung im alten Kurpark schon nicht gelungen, ich finde die Betonwüste Skaterbahn unmöglich, auch wenn ich weiß, dass sie bei Jugendlichen beliebt ist! Schön ist anders! Aber vielleicht überzeugt ja das Endergebnis!
3
"Renaturierung" sieht für ich auch etwas anderes aus. Oder war es immer nur ein Druckfehler und musste eigentlich heißen "Zubetonierung"?
Viele alte u. schöne Bäume wurden auch hier geopfert, wie schon im bereits neu gestalteten Teil des alten Kurparks.
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