LOKALMIX
Eine Branche schlägt Alarm
Oberberg – Vertreter der Veranstaltungswirtschaft machen morgen mit rot angestrahlten Gebäuden auf ihre Situation aufmerksam – Schwierige Rückkehr zur Normalität.
Von Lars Weber
Anderthalb Jahre ging praktisch nichts in der Veranstaltungsbranche. Nun, mit geringen Inzidenzen, gab es auch in diesem Bereich erste Lockerungen. Aber klar scheint schon jetzt: Bis dieser Bereich wieder an Fahrt aufgenommen hat und ansatzweise wiederzuerkennen ist, wird es noch eine ganze Weile dauern. Um auf den Zustand der Branche aufmerksam zu machen, gibt es morgen die Night of Light, bei der auch im Oberbergischen erneut einige Gebäude rot angestrahlt werden. Die Aktion wurde im vergangenen Jahr von Alarmstufe Rot ins Leben gerufen, einem Bündnis aus Initiativen und Verbänden der deutschen Veranstaltungswirtschaft (OA berichtete).
Teilnehmen wird in diesem Jahr auch wieder der Verlag memo-media, der morgen Abend seinen Sitz in Rölefeld in blutrotes Licht tauchen wird. Als Herausgeber eines Eventbranchenverzeichnisses, eines Künstlermagazins und als Netzwerkplattform ist der Verlag ein Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Beteiligte der Veranstaltungswirtschaft, wie die Geschäftsführer Kerstin Meisner und Jens Kahnert im Gespräch mit OA erklären. Da sie vor allem mit Anzeigen ihr Geld verdienen, aber in den vergangenen Monaten bei der Branche weder das Budget noch die Notwendigkeit da war, um auf Veranstaltungen aufmerksam zu machen, hat die Krise sie hart getroffen. Auch um personelle Umstrukturierungen kam memo-media nicht drum herum.
Für sie war es wichtig, mit Künstlern, Caterern, Veranstaltungstechnikern und anderen in Kontakt zu bleiben, und auch weiter Kontakte zu vermitteln. „Wir haben viele Schicksale mitbekommen in der Zeit“, sagt Kahnert. „Die Menschen hatten ein großes Bedürfnis, einfach zu reden über ihre Situation.“ Im Rahmen von Alarmstufe Rot wurde zudem eine Umfrage gestartet, um genau herauszufinden, welche Umsätze es überhaupt noch gibt, wie viel weggebrochen ist. „Mit den Ergebnissen sind wir zu CDU-Bundestagsmitglied Dr. Carsten Brodesser nach Berlin“, erzählt Meisner. Diese Lobbyarbeit, sich bei den Entscheidern für die Belange einer Branche einzusetzen, habe der Veranstaltungswirtschaft in dieser Krise gefehlt.
Dies ist auch ein Grund, weshalb die Night of Light wichtig ist für die Branche. Es geht den Teilnehmern nicht nur um das, was war, sondern vor allem auch um die Zukunft. „Der geplante Kulturausfallfonds wäre ein Meilenstein, der Veranstaltern schonmal etwas Planungssicherheit geben würde“, sagt Kahnert. Aber auch andere Themen müssten weiter angepackt werden, wie das Auslaufen der Überbrückungshilfen im September oder bessere Absicherungen für Künstler und Freelancer. Auch der Fachkräftemangel ist ein Problem, viele Freie sind in andere Branchen abgewandert.
Die beiden Geschäftsführer sind überzeugt, dass die Branche sich frühestens im nächsten Sommer wieder an alte Strukturen angeglichen haben wird. Dabei gehe es nicht allein um klassische Veranstaltungen wie Konzerte. „Der Businessbereich wird da gerne vergessen, obwohl er einen Großteil des Umsatzes in der Veranstaltungswirtschaft ausmacht, und in diesem Bereich geht sicherlich erst im Frühjahr wieder richtig was.“ Ihren Optimismus möchten Meisner und Kahnert aber nicht verlieren. Sie hoffen, dass die Menschen nach Abstandsregeln und Videokonferenzen bald wieder offen sind für direkte Begegnungen. „Dass wir uns wieder entspannt miteinander freuen können.“
Bei der Night of Light ebenfalls wieder mit dabei ist die Firma G+H Eventtechnik aus Wildbergerhütte. Sie wird ab etwa 21 Uhr die Burg Denklingen in rotes Licht tauchen. Weitere Teilnehmer – wie die Manufaktur in Nümbrecht - sind auf der Seite des Bündnisses Alarmstufe Rot zu finden. Wer seine Solidarität mit der Branche im Netz zeigen möchte, kann dies mit dem Hashtag #AlleLichtMachen tun. Bereits vor zwei Wochen wurde – sozusagen als Vorgriff zu der Night of Light - der Turm auf dem Unnenberg rot beleuchtet (OA berichtete).
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