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Eiserne Hochzeit: „Gesehen, geliebt, geheiratet“

ks; 18.12.2024, 22:00 Uhr
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Foto: Katharina Schmitz --- Brigitte und Dietrich Wohlfeil haben heute vor 65 Jahren, am 18. Dezember 1959, standesamtlich geheiratet. Die kirchliche Trauung folgte zusammen mit der Taufe ihrer Tochter Petra.
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Eiserne Hochzeit: „Gesehen, geliebt, geheiratet“

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ks; 18.12.2024, 22:00 Uhr
Gummersbach – Brigitte und Dietrich Wohlfeil haben heute ihren 65. Hochzeitstag gefeiert.

Dietrich Wohlfeil war acht Jahre alt, als er zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Bergneustadt zog. Sie waren Flüchtlinge, kamen aus dem Dörfchen Wierschutzin in der Nähe der Stadt Lauenburg in Pommern. Bergneustadt sollte seine neue Heimat werden. Dort wuchs er auf, dort machte er seine Lehre und dort traf er schließlich ein Mädchen, das später seine Frau werden sollte. Heute vor 65 Jahren, am 18. Dezember 1959, haben sich die beiden das Ja-Wort gegeben. Noch immer sind sie zusammen – und haben heute ihre Eiserne Hochzeit gefeiert.

 

Zwei Jahre zuvor, im Jahr 1957, kam Brigitte Wohlfeil nach Bergneustadt. Aufgewachsen ist sie in Görlitz, in der ehemaligen DDR. „Mein Vater hatte eine Schwester, die im Westen wohnte – in Bergneustadt“, erzählt die 88-Jährige in einem Gespräch mit OA. Fünf Brüder hatte sie, alle waren schon in den Westen abgehauen. Auf der Arbeit sei sie regelmäßig ausgehorcht worden, gefragt worden, ob sie zu ihren Brüdern Kontakt habe und ob auch sie Pläne habe, in den Westen zu gehen. „Aber das habe ich immer verneint und gefragt: ‚Was soll ich da?‘“, erzählt sie.

 

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1957 hat Brigitte Wohlfeil einen Urlaub bewilligt bekommen. Eigentlich hatte sie angegeben, an die Ostsee zu fahren. Gestiegen ist sie aber in einen Zug gen Westen. Im Koffer hatte sie nur das Nötigste. Die ersten 14 Tage kam sie bei ihrer Tante unter. Dann habe sie sich ein Zimmer und eine Arbeit gesucht. Zu Beginn sei sie von Einheimischen als „Rucksackdeutsche“ bezeichnet worden. „Fremdenfeindlichkeit gab es schon damals“, erzählt sie. „Aber ich wollte hier bleiben, musste mich an die Leute anpassen. Ich habe das nicht an mich rangelassen und gedacht: ‚Redet ihr bloß.‘“

 

Es war Brigitte, die dem zwei Jahre jüngeren Dietrich auffiel. Sie arbeiteten zwar bei der gleichen Firma, aber in unterschiedlichen Abteilungen. Und wie es der Zufall so wollte, lebte Brigittes Tante in Dietrichs Nachbarschaft. „Ich bin dann mit einem Vorwand rüber und habe gesagt, dass ich eine Briefmarke brauche. Da habe ich sie begutachtet – und sie hat mir gefallen“, sagt Dietrich Wohlfeil mit einem Lachen. Auf der Arbeit sei er dann immer wieder zur ihr gekommen, wurde aber von Brigittes Chef verscheucht. Bei gemeinsamen Treffen, langen Spaziergängen, manchmal bis nach Derschlag zum Kino, das in der Eckenhagener Straße lag: so lernten sich die zwei besser kennen.

 

„Gesehen, geliebt, geheiratet“ – das sagen die beiden heute. Fast sechs Jahrzehnte lebten sie zusammen in der Nistenbergstraße in Bergneustadt, bekamen eine Tochter und vor 29 Jahren einen Enkel. Ob das Campen am Lago Maggiore – erst im Zelt, später im Wohnwagen –, Touren durch das ehemalige Jugoslawien, Italien, Frankreich, die Niederlande oder auch Spanien sowie Reisen nach China, Thailand, Singapur, den USA, Venezuela und auch Australien: zusammen haben sie viel gesehen von der Welt. Und nach fast 45 Jahren bei der Firma Dr. Hermann E. Müller, davon viele Jahre als Werkzeugmachermeister, ging es für Dietrich Wohlfeil im Alter von 60 Jahren in Rente. „Er war neidisch, denn ich bin vor ihm in Rente gegangen“, lacht Brigitte.

 

Heute sind die beiden zwar auf einen Rollator angewiesen, aber wie sie betonen: im Kopf sind sie fit. Sie genießen das Leben in ihrer Wohnung in Niederseßmar, in der sie seit fast fünf Jahren leben. „Man kann ja nicht immer auf einer Wellenlänge sein“, sagt Brigitte Wohlfeil. Aber „wir sind immer rücksichtsvoll miteinander umgegangen, haben nicht gezankt und haben kleine Unstimmigkeiten ausdiskutiert“, ergänzt Dietrich. Gefeiert hat das Paar heute im Kreise der Familie, am Sonntag soll in etwas größerer Runde gefeiert werden. „Wir wollen die 70 noch voll machen“, sagt Dietrich strahlend – und Brigitte ergänzt: „Das schaffen wir noch. Wir haben so Vieles geschafft.“

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