Wiehl – Der MSC Drabenderhöhe-Bielstein arbeitet an komplett neuem Angebot neben dem Motocross-Sport – Erstes Rennen schon im September.

Von Lars Weber

Ausnahmezustand herrscht am Wochenende wieder auf der Motocross-Strecke des MSC Drabenderhöhe-Bielstein beim MX-Cup. Für seine Motocross-Veranstaltungen ist der Verein international bekannt. Aufgrund der Geräuschkulisse des Sports wird der Waldkurs aber nur zehn Tage im Jahr bespielt. Das soll sich bald ändern – und die Pläne haben das Zeug, den MSC ein Stück weit zu revolutionieren und einen der ältesten Vereine Wiehls stärker in den Fokus zu rücken. Abseits der auf Hochtouren laufenden Planungen für den MX-Cup und das MX-Masters Mitte Juni hat das MSC-Team eine neue Cross-Country-Strecke auf dem elf Hektar großen Gelände geplant, die für Mountainbikes ausgelegt ist. Schon im September soll sie mit einem Weltcup-Rennen eröffnet werden – und anschließend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Nicht weniger als die Weichenstellung für die nächsten 70 Jahre, so bezeichnet der Vorsitzende Jörg Steinhausen das Vorhaben „Bike- und Outdoor-Park“. Nachdem die Großveranstaltungen der Extrem-Hindernisläufe zwar gut beim Publikum gut ankamen, aber der Verein im Nachgang viel unangenehme Erfahrungen mit dem Müllaufkommen gemachte hatte, begab sich das Team auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit, den Waldkurs auch abseits des Motocross nutzen zu können. Die Idee einer Strecke für (E-)Mountainbikes kam auf. Mountainbiken hat sich längst zum Breitensport entwickelt. Nach einer Umfrage des IfD Allensbach im Jahr 2021 schwingen sich rund 16 Millionen Deutsche in der Freizeit auf das MTB. Dieses Potenzial möchte der MSC nutzen. Die Idee hat im Laufe des vergangenen Jahres ordentlich Momentum entwickelt und sich seitdem geradezu verselbstständig.

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Als Steinhausen Videos eines E-Mountainbike Weltcup-Rennens des jungen Verbands UCI der World E-Bike Series (WES) gezeigt werden, habe er sofort gesagt: „Weltcup? Das können wir auch“, erinnert sich Robin Hannes, beim MSC unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Zu diesem Zeitpunkt war die MTB-Idee gerade frisch. Steinhausen schrieb trotzdem eine Mail an UCI. Vier Tage später gab es die erste Videokonferenz, ein paar Monate später eine Absichtserklärung und inzwischen ist die Tinte trocken: Am 2. und 3. September wird ein E-MTB-Weltcup-Rennen der UCI mit den etwa 40 besten Fahrern in diesem Bereich in Bielstein stattfinden - das einzige des Verbands in Deutschland. „Im Tourplan stehen wir zwischen Monaco und Barcelona“, sagt Steinhausen stolz. Der Vertrag gilt zunächst für drei Jahre.

Die Entscheidung für diesen Weg hat sich der MSC gut überlegt, schließlich birgt er auch finanzielle Risiken – aber eben auch Chancen. Und diese hätten letztlich klar überwogen. Dies hat auch mit den Partnern zu tun, die der Verein ins Boot holen konnte. Neben dem ADAC sind das unter anderem die Tourismusagentur Das Bergische und Schwalbe. Letztere wollen die Möglichkeiten des Waldkurses auch als verlängerte Werkbank im Entwicklungssektor nutzen. Bei dem ersten Gespräch mit dem Unternehmen war Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker mit am Start – nur ein Beispiel dafür, wie auch die Verwaltung hinter dem eingeschlagenen Weg des MSC steht.

[Foto: www.worldebikeseries.com /Jordi Rierola--- Das UCI E-Mountainbike Weltcup-Rennen in Girona: Im September erfolgt der Startschuss in Bielstein.]

Und dieser beinhaltet noch weit mehr, als nur einmal im Jahr die E-Mountainbike-Elite nach Bielstein zu holen. Mit der rund drei Kilometer langen MTB-Strecke möchte sich der Verein weiter öffnen. Dies fängt schon am Weltcup-Wochenende an, an dem ein Amateur-Rennen für Jedermann am ersten Tag des Rennwochenendes stattfinden soll. Der besondere Clou: Es wird die Möglichkeit geben, sich für das Weltcup-Rennen am Sonntag zu qualifizieren. „Vom Breitensport zum Spitzensport an nur einem Wochenende“, fasst es Robin Hannes zusammen.

Die Weltcup-Strecke bleibt aber auch nach dem Rennwochenende offen – und zwar für jeden Interessierten. So möchte der Verein das neue Angebot als Freizeitmöglichkeit für die Oberberger, aber auch touristisch für Menschen aus Köln oder den Nachbarkreisen spannend machen. Gerade in dieser Hinsicht freut sich der Vorstand über Das Bergische als Partner. Die Nutzung des Kurses wird kostenfrei sein. Es bestehen zudem Überlegungen, ein kleines gastronomisches Angebot auf die Beine zu stellen. Da der Waldkurs direkt an mehreren Wanderwegen liegt, sei jetzt schon bei gutem Wetter dort ordentlich Betrieb. Dabei kommen die Menschen natürlich nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Rad. Da liegt ein künftiger Besuch des MSC-Angebots nah.

[Foto: Lars Weber --- Das MSC-Team freut sich auf die Mountainbiker (v.li.): Christian Röter, Karl-Friedrich Schramm, Robin Hannes und Jörg Steinhausen.]

Das Vorstandsteam weiß natürlich, dass die Diskussionen um den Motocross-Sport gerade in der Vergangenheit nicht immer einfach waren. Umso mehr freuen sich Steinhausen, sein Vize Christian Röter und Schatzmeister Karl-Friedrich Schramm, dass sie mit der neuen Idee offene Türen einrennen. Die geringe Geräuschkulisse, die Nachhaltigkeit, die Umweltverbundenheit des Radsports kommt an. Für die Strecke, die gerade entsteht, werden als Basis die Zuschauerwege genutzt, die Eingriffe in die Natur sind minimal. „Unser Anspruch sind naturnahe Trails. Die Topografie passt dafür, wir erweitern das Vorhandene nur durch einige Elemente wie Hindernisse oder Sprünge“, so Hannes. „Wir haben zwar nur 50 Höhenmeter, dafür aber drei Hangseiten, die belebt werden können.“

Das Naturnahe könne auch Teil von Kooperationen zum Beispiel mit der Sekundarschule in Bielstein sein. „Wir wollen Kinder und Jugendliche und Familien für das Angebot begeistern.“ Das Mountainbiking soll so auch Einzug in den Verein erhalten. Mittel- und längerfristig gibt es viele Ideen und Möglichkeiten, was der MSC mit dem „Bike- und Outdoor-Park“ machen kann – der Verein hat Lust, diese neuen Aufgaben anzugehen. „Wir möchten uns aber nicht verzetteln“, sagt Steinhausen. Deshalb soll alles nach und nach passieren. Ein bisschen Geduld müssen Radsportfans also noch mitbringen, bevor es im September mit dem ersten E-MTB-Weltcup-Rennen in Bielstein spannend wird.