LOKALMIX
Für mehr Sicherheit auf Oberbergs Straßen
Gummersbach – Der Aggerverband rüstet zehn seiner Lastwagen mit einem Abbiegeassistenzsystem nach – System kann schwere oder tödliche Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern verhindern.
Von Peter Notbohm
Der letzte tödliche Verkehrsunfall, an dem ein Fahrzeug des Aggerverbandes beteiligt war, liegt mittlerweile zwar über 40 Jahre zurück, die Gefahr fährt bei der Lastwagen-Flotte des Wasserwirtschaftsverbandes aber stets mit. 1.100 Quadratkilometer bemisst das Versorgungsgebiet des Aggerverbandes, neben der Versorgung mit frischem Trinkwasser, gehört auch die tägliche Reinigung des Abwassers in 30 Kläranlagen zu den Aufgaben der rund 400 Beschäftigten. Nur 19 der Kläranlagen verfügen über eine Schlammbehandlung vor Ort, aus den restlichen elf Anlagen muss der Klärschlamm mit Lastwagen abtransportiert werden.
[Die beiden Kraftfahrer Franz Puhl und Andreas Löttgen freuen sich über die Hilfe der Technik.]
Nicht nur in Großstädten sind Radfahrer und Fußgänger auf den Straßen dabei ein stetes Sicherheitsrisiko für die Kraftfahrer, auch in ländlichen Gebieten nimmt der Verkehr zunehmend zu. Gerade beim Rechtsabbiegen können die schwachen Verkehrsteilnehmer schnell im toten Winkel der Seitenspiegel landen und übersehen werden. Um diese Gefahr zu minimieren, wird der Aggerverband zehn Lastwagen seiner Flotte mit Abbiegeassistenzsystemen auf Kamera-Basis ausrüsten.
Seit dem 1. Juli gilt für die größten in Deutschland fahrenden Lastwagen (Gesamtlänge 25,25 Meter) die Pflicht, einen elektronischen Abbiegeassistenten installiert zu haben, um Unfälle beim Abbiegen zu vermeiden. Noch gilt die Auflage aber nur für Neufahrzeuge, ältere Baujahre haben noch zwei Jahre lang die Möglichkeit nachgerüstet zu werden. Für reguläre Lkw will die EU die Assistenten erst ab 2022 für alle neuen Fahrzeugtypen und ab 2024 für alle Neufahrzeuge vorschreiben. So lange wollte man beim Aggerverband aber nicht warten. Auf Vorschlag eines Mitarbeiters, den Arbeitsschutz zu verbessern und zugleich für mehr Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern zu sorgen, wurden die neuen Systeme angeschafft. „So können bestenfalls schwere oder gar tödliche Unfälle vermieden werden“, sagte Prof. Lothar Scheuer, Vorstandsmitglied des Aggerverbandes, bei der gestrigen Vorführung der neuen Assistenzsysteme.
[Während die Mülltonne über den rechten Seitenspiegel nicht zu sehen ist, wird sie über das Kamerasystem sichtbar.]
Die freiwillige Umsetzung, die sicherheitsfördernden Systeme bereits heute zu nutzen, wird mit Fördermitteln belohnt. Die Umrüstung eines Fahrzeugs kostet etwa 2.000 €, das Bundesamt für Güterverkehr fördert den nachträglichen Einbau mit jeweils 1.500 €. Bis Ende August sollen die Lastwagen nachgerüstet sein, zwei Fahrzeuge verfügen bereits über den Assistenten. „Wir können jeden Tag in eine lebensgefährliche Situation geraten“, sagt Andreas Löttgen, Kraftfahrer beim Aggerverband. Er freut sich, dass sein Arbeitgeber die Lastwagen nachrüstet: „Ein Unfall kann schnell passieren, wenn wir nicht aufpassen und gegen einen 30-Tonner haben Radfahrer und Fußgänger leider schlechte Karten.“
Auch sein Kollege Franz Puhl hält das neue System für „eine große Hilfe“. Muss er üblicherweise beim Abbiegen in drei Spiegel schauen und hat trotzdem noch die Gefahr des toten Winkels, sorgt die Kamera nun für deutlich mehr Übersicht. Erweiterte Systeme können sogar in die Fahrzeugsysteme selbst eingreifen und leiten bei Bedarf eine Notfallbremsung ein. Aktiviert wird der Assistent über das Setzen des rechten Blinkers oder das Unterschreiten einer voreingestellten Geschwindigkeit. „Mit dem neuen System tragen wir unseren Teil dazu bei, die Verkehrssicherheit zu verbessern und unsere Mitarbeiter vor solchen Situationen zu schützen“, so Scheuer.
KOMMENTARE
1
Ein Großes Lob an den Aggerverband in Bezug auf Sicherheit. Einfach Super.
Udo Döring, 09.07.2020, 09:19 Uhr2
Kluge Entscheidung. Nur weil 40 Jahre nichts passiert ist, ist das kein Grund sich in Sicherheit zu wiegen. Leider setzt sich diese Denkweise nicht flächendeckend fort. Daher ist es richtig, dies mittelfristig durch gesetzliche Vorgaben zu regulieren.
Alex, 09.07.2020, 10:45 Uhr3
Wie die beiden vorherigen Kommentare bereits zum Ausdruck bringen, ist diese Maßnahme beim Aggerverband sehr zu begrüßen. Es bleibt zu fragen, wie es bei den großen Nutzfahrzeugen der übrigen öffentlichen Institutionen (z. B. Aggerenergie, Bauhöfe der Kommunen, Feuerwehr) aussieht .... sind die relevanten Fahrzeuge dort ebenfalls bereits mit dem Sicherheitssystem serienmäßig ausgestattet bzw. wurde nachgerüstet??? Es wäre schön, wenn OA hierüber im Nachgang berichten würde.
Michael K., 09.07.2020, 11:27 Uhr4
Sehr gut das gehandelt wird BEVOR hier etwas passiert wird. Danke für ein bisschen weitblick.
Harald, 09.07.2020, 20:08 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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