LOKALMIX
Fast alle Praxen vergeben: MediCenter und KMVZ kurz vor dem Start
Nümbrecht – Endspurt auf der Baustelle am Kurpark – Bis zum Jahreswechsel soll alles fertig sein – Behandlungsmöglichkeiten „von Kopf bis Fuß“.
Von Lars Weber
Langsam fängt es an zu kribbeln: Über Jahre hinweg wurde geplant, seit vergangenem Jahr dann auch gebaut, jetzt steht das neue MediCenter am Kurpark in Nümbrecht kurz vor der Eröffnung. Anfang des Jahres soll der Betrieb starten, die Praxen sind alle bis auf eine vergeben. Zu den Mietern gehört auch das neue Kommunale medizinische Versorgungszentrum, das die Gemeinde Nümbrecht gegründet hat (OA berichtete). OA hat sich mit Investor Michael Pfeiffer, Geschäftsführender Gesellschafter des Wiehler Business Funds, getroffen, der 2016 schon das MediCenter in Wiehl an den Start brachte. Vor Ort waren aber auch Bürgermeister Hilko Redenius, KMVZ-Gründungs-Geschäftsführer Benjamin Häcke und der künftige Geschäftsführer Manfred Bestgen. Sie sind sich einig, dass das MediCenter einen großen Beitrag für die Sicherung der ärztlichen Versorgung der Menschen im Umland leisten wird.
Ein kurzer Rückblick: Im Dezember 2021 gehen Pfeiffer und Redenius mit der Neuigkeit an die Öffentlichkeit, dass das MediCenter den zweiten Standort eröffnen möchte. Für den Kurort soll die Einrichtung eine optimale Ergänzung sein zum bestehenden gesundheitlichen Angebot, unter anderem zur Rhein-Sieg-Klinik in der Nachbarschaft. Für Pfeiffer damals ein großer Antrieb: Er wollte den OP-Bereich ausbauen, mit stationärem Aufenthalt der Patienten mit zehn Betten und zwei modernen OP-Sälen.
Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: „Die Idee des OPs ist erstmal gestorben. Sie stammte noch aus der Zeit vor der Pandemie“, so Pfeiffer. Seitdem habe sich viel verändert: durch Corona, die Inflation, die Kriege. Eine Umplanung war nötig und basiert nun auf den guten Erfahrungen des MediCenters in Wiehl. „Wir wollen den Patienten ein Angebot von Kopf bis Fuß bieten“, sagt der Investor. Wie in der Nachbarkommune auch soll Janett Flosdorff als unabhängige Koordinatorin tätig sein, sodass die Patienten im optimalen Fall sehr kurze Wege haben und sich ihre Behandler direkt austauschen können.
[Hell und einladend stellt sich der Eingangsbereich dar. Dafür sorgt eine Glasfront über alle Etagen. Benjamin Häcke (v.li.), Michael Pfeiffer und Manfred Bestgen freuen sich auf den Start des MediCenters.]
Und was wird den Ärzten geboten? Diese bekommen moderne, helle Räume in einem modernen Bau, der auf dem neuesten Stand der Technik sein wird – unter anderem mit PV-Anlage auf dem Dach und einer Wärmepumpe. „Viele Ärzte finden auch keinen Nachfolger, weil sie in alten Räumen praktizieren.“ Dies war auch ein Ansatz bei der Suche nach Medizinern und Mietern. „Wir wollen Ärzte unterschiedlicher Disziplinen unter einem Dach zusammenbringen, die sich auch untereinander austauschen können.“
Einziehen wird Zahnarzt Dirk Spannhoff, der aktuell noch im Nümbrechter Zentrum seine Praxis hat. Er wird sich das erste Obergeschoss teilen mit den Physiotherapeuten Christian Steinmetz und Boris Kotthoff. Hinzu kommt Bianca Richter als ästhetisch-medizinische Kosmetikerin, die im zweiten OG ihre Räume beziehen wird.
[Von den Behandlungsräumen in den oberen Etagen wird man einen schönen Blick nach draußen haben.]
Ergänzt wird das medizinische Angebot über zwei Etagen mit den Ärztinnen und Ärzten des neuen KMVZ, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Gemeinde. Mit der Idee dazu rannte Pfeiffer bei der Gemeinde offene Türen ein, gab es doch über etliche Jahre viele Bemühungen, die Ärztelandschaft zu sichern. Trotzdem machten unter anderem zwei Hausarztpraxen dicht. Redenius hofft nun, mit dem KMVZ Antworten geben zu können auf die Entwicklungen der Arbeitsrealität. Die Möglichkeit zu Teilzeitmodellen, die Konzentration auf die medizinische Arbeit mit den Patienten, weil einige Bürokratie von extern erledigt wird. Und nicht zuletzt lastet kein großer finanzieller Druck auf den Ärzten wie in der Selbstständigkeit. „Das KMVZ ist ein Riesenschritt für die dauerhafte und wohnortnahe ärztliche Versorgung in der Region“, ist sich der Bürgermeister sicher. In Morsbach, Nümbrecht und Waldbröl, die einen Planungsbereich bei der KVNO bilden, gibt es aktuell 9,5 freie Hausarztsitze, der Versorgungsgrad liegt bei nur bei 75,9 (Stand: April 2024).
Die Geschäftsführer
Seit der Gründung der GmbH ist Benjamin Häcke Geschäftsführer des KMVZ. Es war jedoch früh klar, dass er aufgrund seiner weiteren Aufgaben innerhalb der Gemeindeverwaltung zum Betriebsstart im neuen Jahr auf den Posten des kaufmännischen Leiters beziehungsweise Prokuristen wechseln wird. Bei der Suche nach einem Geschäftsführer für die Zeit ab Januar 2025 kam die Verwaltung auf Manfred Bestgen, der seit 2016 Ratsmitglied ist. „Ich habe 24 Jahre lang ein Reiseunternehmen geleitet, seit Sommer bin ich freiberuflich unterwegs“, sagt Bestgen. In diesem Rahmen werde er auch den Job für das KMVZ machen. Die Aufgabe habe ihn sofort gereizt, jetzt freue er sich, dass es bald richtig losgeht. Dafür muss er sein Mandat für die GUD-Fraktion niederlegen, da Interessenskonflikte bestehen könnten. Das sieht die Gemeindeordnung so vor.
Einen neuen Sitz belegt ab dem neuen Jahr dann das KMVZ. Für den Allgemeinmediziner – den Namen wollen die Verantwortlichen noch nicht verraten – wird es die erste eigene Praxis sein. Insgesamt könnten sie drei Sitze unterbringen. „Das ist mittelfristig das Ziel“, sagt KMVZ-Gründungs-Geschäftsführer Benjamin Häcke. „Alle könnten auch parallel arbeiten.“ In die neuen Räume umziehen wird auch der Nümbrechter Kinderarzt Philippe R. Bergmann, der laut Redenius damit die Hoffnung verbindet, leichter einen Nachfolger zu finden. Bergmann wird in das 2. OG ziehen, das natürlich auch per Aufzug barrierefrei zu erreichen sein wird. Für junge Patienten mit Infektionskrankheiten wird es indes über ein externes Treppenhaus einen extra Zugang zu der Praxis geben, damit sie nicht in den Kontakt zu anderen gelangen.
[Grafik: Lang & Stranzenbach Ingenieure --- So soll das MediCenter aussehen, wenn alles fertig ist.]
Zum Start mit an Bord wird außerdem eine Gynäkologin sein, die von außerhalb Nümbrechts kommen wird. Sie plane, im KMVZ die neue Praxis 2028 an ihre Nachfolgerin übergeben, die ebenfalls vom Start weg stundenweise in Nümbrecht arbeiten wird – für die Verantwortlichen ein ideales Modell. „Es ist ein großer Gewinn, dass die Gemeinde das Projekt KMVZ in Eigenregie stemmt“, meint Manfred Bestgen, noch in seiner Position als Ratsherr. Da die Arztsitze über die KMVZ als GmbH an die Kommune gebunden sind, habe man maximale Steuerungsmöglichkeiten.
Noch ist Platz
Sowohl Michael Pfeiffer als auch das KMVZ sind weiter auf der Suche nach Interessenten, die im MediCenter arbeiten möchten. Gerade Allgemeinmediziner oder Kinderärzte sollen sich melden, meinen Häcke und Bestgen. Das KMVZ wird auch beim Praxisbörsentag der KVNO in Düsseldorf am Samstag, 9. November, einen Stand haben. Im zweiten Obergeschoss ist zudem noch Platz für eine komplette Praxis. Die 180 Quadratmeter befinden sich im veredelten Rohbau und können auf individuelle Anforderungen angepasst werden. Am liebsten würde Pfeiffer eine Hautarztpraxis dort sehen. Obwohl zwar alle Sitze für den Kreis aktuell vergeben sind, sieht der Wiehler Unternehmer dort weiteren Handlungsbedarf. Falls Interessenten kommen, würde er das Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung suchen wollen. „Thematisch würde das gut in unser Konzept passen.“
Nun gehen die Bauarbeiten im Gebäude und im Außenbereich in die finale Phase. Drinnen ist an vielen Stellen der Boden bereits verlegt, die Wände sind weiß, der Aufzug kommt diese Woche rein, die Inneneinrichtung folgt. Und auch draußen sollen die wichtigen Arbeiten alle bis zum Jahreswechsel erledigt sein – unter anderem werden 44 Parkplätze dort eingerichtet.
Hier gibt es weitere Informationen zum KMVZ – auch zum Thema Bewerbung. Neben Ärzten werden auch medizinische Fachangestellte gesucht.
KOMMENTARE
1
Die meisten Ärzte/Mieter die jetzt feststehen geben lediglich ihre bisherigen Praxisräume in Nümbrecht u. näherer Umgebung auf und ziehen nun dort hin. Wo ist denn da eine Bereicherung für Nümbrecht an neuen (Fach)Ärzten?
Erschließt sich mir nicht!
Dafür sind aber unbedingt erforderlich: Ein neuer Geschäftsführer, ein Prokurist und ein Koordinator!
Erschließt sich mir ebenso wenig!
2
Woanders in Nümbrecht entsteht Leerstand, wenn die Ärzte ja augenscheinlich nur die Räumlichkeiten ihrer Praxen wechseln ... dachte es ginge bei dem Haus um NEUE (Fach)Ärzte für Nümbrecht ...!?
Lars G. , 06.11.2024, 10:15 Uhr3
Die Idee ist ja gut, aber wenn keine neue Ärzt dazu kommen, ist nichts gewonnen. Da wird das Nümbrechter Volk Sand in die Augen gestreut. Die nächste Wahl kommt bestimmt!
Uwe Märtens, 06.11.2024, 11:03 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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