LOKALMIX

Gülle-Katastrophe: Noch keine Entwarnung

Red; 20.09.2024, 14:00 Uhr
Archivfoto: Wupperverband --- Auf diesem Foto von 8. September ist die Schaumbildung auf dem Bach zu erkennen.
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Gülle-Katastrophe: Noch keine Entwarnung

Red; 20.09.2024, 14:00 Uhr
Oberberg - Ausmaß des Schadens an den betroffenen Gewässern an der Neyetalsperre soll ermittelt werden - Auswirkungen werden sich teils erst im nächsten Jahr zeigen.

Mehrere 100 Kubikmeter Gülle gelangten in der ersten Septemberwoche von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Halver-Kotten im Märkischen Kreis in den Bachzulauf Neye II zur Neyetalsperre der EWR-Geselschaft. Seitdem beschäftigt die Umweltkatastrophe sowohl die Polizei als auch die Umweltbehörden des Ober­bergischen und Märkischen Kreises. Gemeinsam mit dem Wupperverband als Betreiber der Talsperre für die EWR wird im Rahmen umfangreicher Begleituntersuchun­gen das Ausmaß des Schadens an den betroffenen Gewässern ermit­telt. Der Märkische Kreis hatte sich der Verhinderung der weiteren Verdriftung und der Beseitigung eingebrachter Gülle im Bachverlauf angenommen. Heute hat der Wupperverband über den aktuellen Stand informiert.

 

Die bisherigen Untersuchungen des betroffenen Gewässerabschnittes zeigten, dass die Fließgewässer zwischen der Eintragsstelle am Hof und der Talsperre durch den Gülleeintrag extrem belastet wurden. Sehr geringe Sauerstoffkonzentrationen und hohe Konzentrationen von Nährstoffen und dem für Gewässerorganismen toxischen Ammo­niak führten zu einem Fischsterben im betroffenen Zulauf der Tal­sperre (OA berichtete).

 

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Die Messergebnisse der Proben zur Wasserqualität der Neyetalsperre liegen nun vor. Insbesondere die EWR als Eigentümer der Trinkwassertalsperre schaue dabei mit Sorge auf mögliche Verunreinigungen und Langzeitschäden des Wasserkör­pers. "Leider können die beteiligten Fachleute von Wupperverband und EWR bei den aktuellen Messergebnissen für die Talsperre keine Entwar­nung aussprechen – dafür sei es noch zu früh", so der Wupperverband.

 

Da sich im Herbst die über die Sommermonate eingestellte Temperaturschichtung in der Talsperre aufhebt und sich die unterschiedlichen Wasserschichten vermischen, werden sich auch die durch die Gülle eingetragenen Nährstoffe mit der Durchmischung weiter in der Talsperre verteilen, erklären die Fachleute.

 

Bereits im Jahr 2015 war von diesem Betrieb aus einem Güllebehälter Gülle in die Talsperre geflossen. Anders als bei dem Vorfall in 2015 habe sich die Gülle dieses Mal aber nicht in Form einer hochkonzentrierten „Gülleblase“ am Grund der Talsperre angereichert. Da die Menge der bei dem aktuellen Ereignis in die Talsperre gelangten Gülle nur ge­schätzt werden könne und eine stärkere Einmischung im Wasserkörper im Vergleich zum Güllevorfall in 2015 erfolgte, sei eine exakte Ein­schätzung des entstandenen Schadens für die Talsperre zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich, heißt es weiter.

 

Nach Aussage der Fachleute zeigten sich die schädlichen Auswirkungen des Gülleeintrags erst deutlicher im nächsten Jahr, wenn sich mit der Erwärmung der Talsperre eine erneute Schichtung über die Sommer­monate einstellt. "Als Folgen werden eine verstärkte Eintrübung und Algenentwicklung sowie ein erhöhtes Risiko für das Auftreten giftiger Blaualgenblüten erwartet." Um die Schädigung des Ökosystems und die nachhaltigen Auswirkungen auf die Wasserqualität zu überwa­chen, werde das Messprogramm in der Talsperre und seinen Zuläufen über einen längeren Zeitraum fortgeführt.

 

Die EWR als Eigentümer und verantwortlicher Trinkwasserversorger Remscheids und der Wupperverband als Betreiber wünschen sich, dass nach diesem dritten Vorfall der Gefahr eines weiteren Gülleein­trages in Zukunft ein eindeutiger, konsequenter Riegel vorgeschoben wird, heißt es in der Mitteilung weiter. Ähnlich hatte sich unter der Woche schon die oberbergische Politik geäußert und schwere Vorwürfe gegen den Märkischen Kreis erhoben (OA berichtete).

 

Die Beprobungen gehen indes weiter: Das Limnologische Labor des Wupperverbandes beprobt am heutigen Freitag zusätzlich die Kleinstlebewesen in den betroffenen Fließge­wässerabschnitten. Sie sind neben Fischen und Pflanzen ein wichtiger Indikator für den ökologischen Zustand von Bächen und Flüssen. Die aufwändige Auswertung der heutigen Untersuchung er­folgt in der kommenden Woche.

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