LOKALMIX
Geisterjagd in der Aggertalhöhle
Engelskirchen - Seltsame Gestalten trieben an Halloween in der Aggertalhöhle wieder ihr Unwesen - Besucher waren zur Mitarbeit bei der Jagd eingeladen.
Von Michael Gauger
Die Geschichte vom Rattenfänger zu Hameln kennt jeder. Ähnliches soll sich im 17. Jahrhundert übrigens auch im Oberbergischen zugetragen haben, so erklärte zumindest Birgit Zobel als Kopf der Laienschauspielertruppe, die sich in diesem Jahr nach einer schöpferischen Pause wieder zusammengefunden hatte. Etwa seit April diesen Jahres hatte man am diesjährigen Event gewerkelt. Nun, wieder pünktlich zu Halloween, gab die etwa 20-köpfige Truppe am vergangenen Wochenende an beiden Tagen erneut ihr Bestes, um Besuchern bei insgesamt zwölf Führungen unter dem Motto „Die verlorenen Kinder“ durch vernebelte und passend dekorierte Gänge, abgesehen von der musikalischen Untermalung, eine kleine Gänsehaut zu verpassen.
[Pater Rudolf und Ex-Zirkusdirektor Alfons aus dem Hause Ambrosius führten die tapferen Geisterjäger durch die Höhle.]
Die Geschichte spielte sich im Groben so ab, erklärte Zobel: Um 1635 half ein Rattenfänger den Bürgern von Gummersbach erfolgreich, eine Rattenplage im Ort loszuwerden. Aber die Bürger prellten ihn um seinen Lohn, verjagten den Rattenfänger und hetzten sogar ihre Hunde auf ihn. Der Rattenfänger sann auf Rache, entführte die Kinder der Gummersbacher und verschleppte sie in eine Höhle. Dummerweise verstarb der Rattenfänger nach dem Biss eines tollwütigen Hundes, ohne den Verbleib der Kinder verraten zu können. Die Höhle und die Existenz der Kinder gerieten über die Jahre in Vergessenheit, nachdem auch ein Erdrutsch den Eingang verschüttet hatte. Die Zeit verging. Jahrhunderte später legten Forscher den Eingang wieder frei. Unmittelbar darauf flüchteten jedoch alle von der Baustelle, da in der Höhle merkwürdige Erscheinungen aufgetreten und unerklärliche Dinge vor sich gegangen waren. Ein Forscher namens Dr. Ambrosius nahm sich vor Kurzem erneut der Sache an, erkundete die Sachlage und stellte eine hohe paranormale Belastung in der Höhle fest, weshalb er via Kleinanzeige nach mutigen Helfern suchte, um den verschollenen Seelen der Kinder zu helfen.
Am Wochenende war es so weit und ein gewisser Alfons Ambrosius empfing am Kassenhäuschen der Aggertalhöhle die Besuchergruppen, die sich durch ihre Anmeldung zur Suche in den Gängen der Höhle anschließen wollten. Wie sich herausstellte, war es jedoch zu einer Verwechslung gekommen, denn dieser Herr Ambrosius war ein eigentlich insolventer Zirkusdirektor, etwas skeptisch der gestellten Aufgabe gegenüber, aber vom Jobcenter dazu beauftragt worden. „Das ist jetzt aber dumm“, erklärte Ambrosius, dargestellt von Andreas Berresheim, mehrfach ängstlich. “Ich habe aber noch meinen Bruder Rudolf aus Rom herbestellt, der ist Mönch und sollte sich mit so was auskennen.“ In diesem Moment torkelte, eine Weinamphore schwenkend, besagter Zwillingsbruder mit roter Nase auf die Gruppe zu.
[Aus einer glibbrigen Masse mussten die Teilnehmer schützende Seelensteine entnehmen.]
Die tapferen Helfer wurden mit Wasserpistolen ausgerüstet, damit man die verlorenen Seelen mit dem darin enthaltenen Weihwasser beschießen und so erlösen könne. Bruder Rudolf torkelte brav hinterher und sicherte den jeweiligen Tross ab. In der Höhle wartete mit Darstellerin Annika Berresheim eine mittlerweile zur Hexe mutierte, besorgte Mutter und erklärte das weitere Vorgehen. Eine erste Hürde sollte das Entnehmen eines leuchtenden Seelensteins aus einem Topf mit glibbrigem Inhalt sein. Einige hatten dabei das Gefühl von einer Hand berührt zu werden, was mehrfach zu einem lustigen Schreckeffekt führte.
Die Jagd in den dekorierten und beleuchteten Gängen konnte nun beginnen, während man in der Ferne Abzählreime, schaurige Musik, gruseliges Kinderlachen oder andere merkwürdige Geräusche hörte. Als plötzlich, ein lautes „Huiiiii“ kreischend, die junge Merle auf einem Tretroller vorbeihuschte, dachte so schnell keiner daran, den Abzug zu betätigen. So plötzlich wie sie in Erscheinung getreten war, war sie auch wieder verschwunden. Insgesamt elf Gestalten galt es in der gut 40-minütigen Führung zu erwischen, bevor man die Höhle, wenn man Glück hatte, wieder verlassen durfte. „Ein festes Drehbuch hatten wir in diesem Jahr nicht, jeder der Darsteller sollte sich in der Höhle frei bewegen, die Schleichwege nutzen und so die Besucher von mehreren Stellen erschrecken“, erläuterte Birgit Zobel die Vorgehensweise, bei der es immer wieder zu lustigen und spontanen Szenen kam.
Den verdienten Applaus gab es am Ende und wer mochte, der durfte sich nach dem Spalier der diesjährigen Darsteller am Ausgang auf den Schreck ein kleines Schnäpschen gönnen, nachdem Seelensteine und Bewaffnung wieder den Besitzer gewechselt hatten. Sven Eisenbach, der heuer als Bruder Rudolf seinen Einstand als Ensemblemitglied feierte, ist im Übrigen bei Normalbetrieb der Höhle seit einiger Zeit als Höhlenführer tätig und unterstützt Sylvia-Kathrin Tanneberger bei dieser Tätigkeit.
BILDERGALERIE