LOKALMIX

Genveränderung durch den Impfstoff "nicht möglich"

Red; 09.01.2021, 18:16 Uhr
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Foto: Klinikum Oberberg --- Prof. Dr. Franz Blaes ist Chefarzt der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Gummersbach.
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Genveränderung durch den Impfstoff "nicht möglich"

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Red; 09.01.2021, 18:16 Uhr
Gummersbach - Prof. Dr. Franz Blaes (54), Chefarzt der Klinik für Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach, erklärt im Interview mit Oberberg Aktuell wie die Impfstoffe gegen Covid 19 funktionieren, welche Risiken es gibt und bietet Einblick in die Studienlage - Teil I.

Prof. Dr. med. Franz Blaes (54) ist seit zehn Jahren als Chefarzt der Klinik für Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach tätig. Zuvor war er zehn Jahre lang Oberarzt und Arbeitsgruppenleiter einer immunologischen Arbeitsgruppe an der neurologischen Universitätsklinik Gießen. Prof. Blaes hat über 90 Publikationen im Bereich Immunologie und Neuroimmunologie veröffentlicht. Er war klinischen und experimentellen Studien zu Autoimmunerkrankungen, zu Tumorimmunologie  sowie an Studien zu Fragen von Impfung bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen und immunsupprimierten Patienten beteiligt.

 

OA: Sie sind sowohl innerhalb des Krankenhauses als auch in den sozialen Medien sehr um Aufklärung über das Coronavirus und jetzt auch über den Impfstoff engagiert.

Prof. Blaes: Ja, das ist mir wichtig, weil leider sehr viele Falschinformationen in der Öffentlichkeit kursieren, vor allem in den sozialen Medien. Ich möchte mit Fakten zur Aufklärung beitragen.

 

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OA: Die Impfung gegen das Coronavirus wurde gestartet. Wurden Sie und Ihre Kollegen im Krankenhaus bereits geimpft?

Prof. Blaes: Nein, leider steht bislang noch kein Impfstoff für die Krankenhausbelegschaft zur Verfügung. Aber wir haben alle Vorbereitungen getroffen und können sofort starten, sobald der Impfstoff da ist. Nach Informationen unseres Chef-Apothekers rechnen wir ab dem 18. Januar mit den ersten Dosen.

 

OA: Der einzige bislang zugelassene Impfstoff ist ein neuartiger mRNA-Impfstoff. Wie wirkt er?

Prof. Blaes: mRNA ist eine Art Botenstoff in der menschlichen Zelle, der als Bauplan für Eiweiße dient. Die Gene des SARS-CoV2 Virus selbst bestehen aus RNA. Bei einem RNA-basierten Impfstoff nimmt man aus der Erbsubstanz (den Genen) des Virus einige kleine Teile von Viruseiweiß-Bausteinen und spritzt dies als Impfstoff. Diese RNA-Stücke werden von Zellen aufgenommen. Solange diese mRNA da ist, werden Teile des Virus-Eiweiß produziert. Diese Eiweiße werden von Zellen auf der Oberfläche anderen Immunzellen gezeigt. Das führt dazu, dass eine Immunantwort gegen das Viruseiweiß gebildet wird. Die mRNA des Impfstoffs wird innerhalb von ein bis zwei Wochen in der Zelle wieder abgebaut.

 

OA: Besteht die Möglichkeit, dass der mRNA-Impfstoff unsere Gene verändert?

Prof. Blaes: „Das ist nicht möglich. Die menschlichen Gene bestehen aus DNA, die Gene des Virus aus RNA. RNA hat einen völlig anderen Aufbau als DNA und kann allein schon aufgrund seiner unterschiedlichen chemischen Struktur nicht in die DNA eingebaut werden. Außerdem gibt es im menschlichen Körper keine Enzyme, die dies ermöglichen würden. Die Angst, die mRNA aus dem Impfstoff könnte ins menschliche Genom eingebaut werden, ist somit unbegründet.

 

Auch die Angst, der mRNA Impfstoff könnte in den Zellen bleiben, ist unbegründet. In menschlichen Zellen gibt es Enzyme, die RNA abbauen, die RNasen. Auch die geimpfte RNA wird relativ zügig in der Zelle abgebaut. Zu Beginn der Impfstoffentwicklung war der schnelle Abbau der RNA sogar ein Problem. Man musste die RNA stabilisieren, damit sie ausreichend lange in der Zelle erhalten bleibt, um die Zelle dazu zu bringen, Virus-Eiweiße auf die Oberfläche zu transportieren. Nach einer gewissen Zeit (etwa 1-2 Wochen) wird diese RNA vom Körper vollständig abgebaut.

 

OA: Heißt das, ich bin nur eine gewisse Zeit lang immun gegen das Coronavirus?

Prof. Blaes: Das hat damit nichts zu tun. Wie lange die Immunreaktion vom Immunsystem erzeugt wird, ist nicht abhängig vom Vorhandensein der RNA. Das Immunsystem hat ein Gedächtnis. Wenn es eine Struktur als fremd erkannt hat, dann sorgt das Immunsystem für eine gewisse Zeit für einen Schutz.

 

OA: Wie lange hält der Impfschutz gegen das Coronavirus an?

Prof. Blaes: Das ist eine bislang unbeantwortete Frage. Wir wissen aber inzwischen aus vorläufigen Daten, dass die Antikörperantwort bei den meisten Patienten nach 6-8 Monaten immer noch nachweisbar ist.“

 

OA: Die bislang zugelassenen Impfstoffe haben einen Wirkungsgrad von etwa 95 Prozent. Ist das ein guter Wert?

Prof. Blaes: Dieser Wirkungsgrad ist für eine Impfung extrem gut. Im Vergleich dazu: Der Wirkungsgrad der Grippe-Impfung liegt bei 75 bis 85 Prozent über alle Altersstufen. Generell ist die Ansprechrate einer Impfung mit zunehmendem Alter geringer. Bei sehr alten Patienten sinkt der Wirkungsgrad der Grippeimpfung bis auf 65 Prozent. Aber das bedeutet trotzdem, dass die meisten Patienten durch die Impfung vor dem Virus geschützt sind.“

 

OA: Viele Ihrer Patienten leiden an Autoimmunerkrankungen. Besteht die Gefahr, dass RNA-Impfstoffe Autoimmunerkrankungen auslösen?

Prof. Blaes: Generell kann ein Impfstoff Autoimmunerkrankungen auslösen oder verschlechtern. Das passiert allerdings extrem selten. Wir reden hier von Häufigkeiten weniger als 1:50.000. Ich war auch an einer Studie beteiligt, in der wir untersucht haben, ob die Grippeschutzimpfung den Krankheitsverlauf von Patienten mit einer bestehenden Autoimmunerkrankung verschlechtern kann. Innerhalb der Studie ist das nie passiert.

 

Vor allem aber muss man berücksichtigen, dass Viruserkrankungen selbst viel häufiger Autoimmunerkrankungen auslösen oder verschlechtern. Das gilt auch für Covid-19. Es gibt eine Reihe von Studien, die gezeigt haben, dass Covid-19 neurologische und andere Autoimmunerkrankungen auslösen kann. Auch wir haben hier in der Neurologie schon solche Patienten behandelt.

 

Teil II des Interviews erscheint Sonntag, 10.1, auf Oberberg-Aktuell

KOMMENTARE

1

Oberberg aktuell für diesen Beitrag und Herrn Prof. Dr. Blaes für diese gut verständliche Aufklärung zur Impfung gegen das Corona-Virus vielen Dank!
Sicher sind solche Beiträge sehr wichtig, um die Impfbereitschaft zu erhöhen - deshalb bitte weitere derartig professionelle Aussagen!

Cornelia Lang, 10.01.2021, 09:08 Uhr
2

Und weil es so sicher ist übernehmen die Hersteller keine Haftung.

Hey,ich hab hier ein ganz tolles Aktienangebot.Kaufen sie!Ich selber kaufe es natürlich nicht...ich nehm nur die Provision.

Udo Baume, 10.01.2021, 21:32 Uhr
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