LOKALMIX
Gerade jetzt selbstbewusst für das „Nie wieder“ eintreten
Engelskirchen – Mit Fotodokumentationen und Video-Interviews erinnert die Ausstellung „Gegen das Vergessen-für die Wachsamkeit“ an die Luftangriffe auf Engelskirchen vor 80 Jahren.
Wolfgang Oberbüscher, Vorsitzender des Engelskirchener Vereins KulturLeben, bekannte angesichts der vielen Menschen, die sich gestern im Foyer des Engelskirchener Rathauses eingefunden hatten: „Wir sind selbst überrascht von der riesigen Besucherresonanz“. In Zusammenarbeit mit einem Kreis engagierter Privatpersonen präsentiert KulturLeben hier an prominenter Stelle eine Fotoausstellung zum Gedenken an die Luftangriffe auf Engelskirchen vor 80 Jahren. Rund 40 großformatige Ortsaufnahmen des Engelskirchener Journalisten Edmund Schiefeling und Videoclips mit Zeitzeugen-Interviews übertragen die verheerenden historischen Ereignisse in die aktuelle Gegenwart, machen Schrecken und Gräuel des Zweiten Weltkrieges für heutige Generationen wahrnehmbar.
In seinen einleitenden Worten warnte Wolfgang Oberbüscher davor, die Geschehnisse des 19. und 28. März 1945 in Vergessenheit geraten zu lassen, als alliierte Fluggeschwader mit Angriffen auf Engelskirchen die Nachschubrouten ins Ruhrgebiet zerstörten und zeitgleich einen im Ort festsitzenden Munitionstransport in die Luft sprengten. Mit Gebäude -und Infrastrukturschäden war Engelskirchen nach Ende des Krieges der am stärksten zerstörte Ort im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis.
Unmittelbar nach den Attacken, nach denen 400 amtlich festgestellte Tote und mehr als 110 zerstörte Häuser zu beklagen waren, dokumentierte der Fotograf Schiefeling unter Einsatz seines Lebens die großflächigen Schäden, denen u.a. das Postgebäude, der „Kaiserhof“ die damalige Metzgerei Höller und das Engelskirchener „“Geschäftszentrum“ mit den Läden Miebach, Schumacher, Bosbach und Steinfort zum Opfer fielen. Die Fotos werden von Augenzeugenbericht des damals in Engelskirchen tätigen Kaplans Sobietzki (eingesprochen von Michael Moeller) und der damals zwölfjährigen Hede Brückner flankiert, die in eindrücklichen Schilderungen ihr Erleben der „schwarzen Tage“ anschaulich machen.
[Die Ausstellungseröffnung stieß auf das Interesse vieler Engelskirchener aus allen Generationen.]
Als Nachfahren betroffener Engelskirchener Bürger kuratierten Marianne und Michael Moeller, Angelika Schumacher Dawn Stiefelhagen, Stefan Lukas, Klaus Büscher und Wolfgang Oberbüscher die Ausstellung bereits 1995 rückten mit ihr seitdem alle zehn Jahre die dramatische Ortsgeschichte ins Bewusstsein der Menschen.
Auf die Frage, ob dies nach jetzt 80 Jahren nicht obsolet sei, positioniert sich das Septett klar: „Wir engagieren uns für Wachsamkeit, dann das Wissen um die Schrecken des Zweiten Weltkrieges rücken zeitlich in immer weitere Ferne und Zeitzeugen werden bald nicht mehr da sein. Deshalb fühlen wir uns verpflichtet, die Erinnerung an die nächste Generation weiter zu geben“. Weltweit nähmen Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Positionen zu, Rufe nach autoritären und eindimensionalen Lösungen würden lauter. Doch erwachse aus der NS-Kriegsvergangenheit die unbedingte Verpflichtung, gerade jetzt aktiv für die Demokratie mit Werten wie Freiheit, Toleranz, Respekt und Rechtsstaatlichkeit selbstbewusst einzutreten.
Die Ausstellung „Gegen das Vergessen-Für die Wachsamkeit“ ist bis Freitag, 4. April, während der Öffnungszeiten des Rathauses zu besichtigen.
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