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Grünes Licht für Fischtreppe lässt auf sich warten

lw; 04.08.2022, 14:47 Uhr
Foto: Lars Weber --- Die Stauanlage in Osberghausen.
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Grünes Licht für Fischtreppe lässt auf sich warten

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lw; 04.08.2022, 14:47 Uhr
Engelskirchen – Das Projekt an der Stauanlage in Osberghausen ist schon lange in der Planung – Aggerverband hofft, dass das Bauwerk im kommenden Jahr steht.

Von Lars Weber

 

Über die Fischtreppe an der Stauanlage in Osberghausen wurde schon viel geredet. Seit 2016 sorgt das Projekt immer wieder für Diskussionen. Planer ist der Aggerverband, der die Anlage besitzt. Betrieben wird sie allerdings wie weitere Anlagen entlang der Agger auch von der Aggerkraftwerke-Gesellschaft mit Sitz in Deggendorf. Die erste Planung wurde nach dem Startschuss vor acht Jahren nach Kritik von Behörden und Naturschützern komplett verworfen. Und auch der Neustart war drei Jahre in der Entwicklung. „Wir haben in dieser Zeit viele Abstimmungsgespräche geführt und konstruktive Vorschläge mit in die Planungen aufgenommen“, sagt Wim Dissevelt, Abteilungsleiter Talsperren und Fließgewässer beim Aggerverband. Nun liege schon seit geraumer Zeit ein genehmigungsfähiger Antrag bei der Bezirksregierung in Köln. Auf das grüne Licht warten sie aber schon ein halbes Jahr.

 

Die Herstellung der Durchgängigkeit, also dass die Fische in der Agger überhaupt eine Möglichkeit haben, an dieser Stelle flussauf- und flussabwärts zu wandern, ist eine Auflage zur optimalen Nutzung der Wasserkraftanlage. Die Erlaubnis für die Stromerzeugung an dieser Stelle gilt noch bis 2046, rund 300 Haushalte können mit dem erzeugten Strom versorgt werden. Allerdings darf ohne die Fischtreppe nur eine reduzierte Wassermenge verwendet werden. Die Realisierung des Bauwerks liegt also auch im Interesse des Betreibers.

 

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Dass die Planungen solch einen langen Vorlauf hatten, liegt auch an der Anlage. Das Bestandsbauwerk wurde bereits im Jahr 1956 errichtet, als kaum jemand einen Gedanken an den Umwelt- und Tierschutz verschwendet hat. Dementsprechend lang wird der Weg, den Fische bald aufwärts zurücklegen und auch erstmal finden müssen. Technisch und fachlich sei in die Planungen alles eingeflossen, was möglich war, so Dissevelt, der die Fischscheuche als ein Beispiel nennt. Dass nicht alle kritischen Stimmen deshalb verstummen, sei auch dem Verband bewusst (OA berichtete). „Wasserkraftanlagen sind ebenso wie Windkraftanlagen oder Photovoltaikanlagen Zustandsstörer.“ Diese erfüllten aber einen guten Zweck, nämlich jenen der regenerativen Stromerzeugung. „Wir versuchen, diese Störung so gering wie möglich zu halten.“

 

Die Fischtreppe
 

Damit die Fische – so zum Beispiel die Bachforelle – überhaupt den Einstieg in die Fischtreppe finden, soll eine Fischscheuche am Turbinenuntergraben installiert werden. An dieser Stelle wird das Wasser der Kraftanlage wieder in die Agger geleitet. Die Scheuche funktioniert ähnlich wie ein Weidenzaun, soll für Fische nicht gefährlich sein und leitet die Tiere zur eigentlichen Fischtreppe. Dort sollen möglichst viele von ihnen über 40 Wasserbassins den Aufstieg schaffen. Damit zu jeder Zeit genug Wasser in der Agger ist, soll die Menge per Auflage geregelt sein. Flussabwärts sollen die Fische an einem Rechen entlang in eine Spülrinne gleiten können, an deren Ende sie wieder ins Bachbett kommen.

 

Durch die fehlende Genehmigung aus der Bezirksregierung ist jetzt schon klar, dass frühestens im kommenden Jahr mit der Realisierung der Planungen begonnen werden kann. „Wir haben nur ein sehr enges Baufenster“, erklärt Dissevelt. Bestimmt wird dieses von der Schonzeit für Fische und Vögel sowie dem Wunsch des Betreibers, die regenreiche – und dementsprechend – ertragsreiche Zeit zu nutzen, um möglichst viel Strom zu erzeugen. „Wir werden zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten bauen müssen“, so Dissevelt weiter. So zum Beispiel könnte Anfang des kommenden Jahres das Wasser aus dem Stauweiher abgelassen werden, um dort zunächst die Technik zu verbauen, bevor es später auf der anderen Seite weitergeht. Bis Oktober könnten sich die Arbeiten ziehen.

 

Was selbstredend grünes Licht von der Bezirksregierung voraussetzt. Dissevelt geht davon aus, dass es keine fachlichen Probleme bei der Erteilung gibt. Die Nachfrage von OA bei der Bezirksregierung bestätigt diese Annahme. „Das Verfahren zur Änderung der betroffenen wasserrechtlichen Erlaubnis läuft“, teilt ein Sprecher mit. „Der entsprechende Bescheid ist in der Erstellung. Dass bisher noch keine Entscheidung ergangen ist, beruht in erster Linie nicht auf fehlender Erlaubnisfähigkeit der Planungen. Die Bearbeitung benötigt – auch aufgrund vorrangiger Verfahren – Zeit“, heißt es weiter.

 

Zeit, die auch dazu führt, dass das Projekt noch einmal teurer wird. Ging der Aggerverband bislang von rund 1,1 Millionen Euro aus, rechnet Dissevelt im Moment mit einem marktbedingten Aufschlag bis zu 15 Prozent. Finanziert wird die Fischtreppe aus Fördermitteln des Landes, die auf 550.000 Euro gedeckelt sind. Der Rest werde von der Aggerkraftwerke-Gesellschaft übernommen.

 

Ob die Fischtreppe im kommenden Jahr gebaut werden wird, kommt nun auf die Bezirksregierung an. Trudelt die Post bald in Gummersbach ein, könne der Verband in die europaweite Ausschreibungsphase gehen. Vorausgesetzt, die Genehmigung enthält keine größeren Auflagen, die weitere planerische Änderung nötig machten, so Dissevelt. „Wir würden gerne so schnell wie möglich loslegen.“ Benötigt die Bezirksregierung noch länger Zeit, könnte das Baufenster aber auch schon wieder zu eng werden. In diesem Fall sei es auch möglich, dass die Umsetzung noch ins Jahr 2024 rutscht.

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