LOKALMIX
Gummersbach: Sparkasse erwirbt altes Amtsgericht und Polizeigebäude
Gummersbach - Sparkasse mit höchstem Gebot im Bieterverfahren - Ehemaliges Amtsgericht soll abgerissen und durch Wohnraum ersetzt werden - Für die zweite Immobilie gibt es langfristigere Ideen.
Von Peter Notbohm
Die Sparkasse Gummersbach hat das alte Polizeigebäude an der Karlsstraße sowie das ehemalige Amtsgerichtsgebäude in der Innenstadt erworben. Den Zuschlag im Rahmen eines Bieterverfahrens vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) habe man bereits im Januar erhalten, sagte Sparkassenvorstand Frank Grebe auf OA-Nachfrage. Aufgrund der Landtagswahl im Mai und der Neubildung der NRW-Regierung sei die notwendige Genehmigung durch die zuständigen Gremien sowie den Landtag aber erst kürzlich erfolgt.
Beide Gebäude standen bereits seit längerem zum Verkauf, nachdem Polizei und Justiz auf dem Steinmüllergelände angesiedelt worden waren. Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein sagte im Gespräch mit OA, dass man bereits 2016 bei der damaligen Landesregierung ein konkretes Interesse an einer Nachnutzung beider Bauten hinterlegt habe: „Als Stadt war es uns wichtig, einen Daumen auf den Gebäuden zu haben.“ Daher habe die Verwaltung früh das Gespräch mit der Gummersbacher Wohnungsbaugesellschaft, der Entwicklungsgesellschaft der Stadt sowie der Sparkasse gesucht, „damit eine hohe Wahrscheinlichkeit bestand, dass ein Angebot durchkommt.“ Dass dies gelungen sei, bezeichnet das Stadtoberhaupt als „großen Coup“.
Beide Gebäude zählen zu den vier Filetstücken der Kreisstadt, die vom BLB veräußert werden. Dazu gehören auch das alte Fachhochschulgelände am Sandberg (siehe Artikel) sowie das ehemalige Finanzamt an der Hindenburgstraße (Foto), das nach einem Medienbericht von einem Gummersbacher Investor aufgekauft wurde. Helmenstein wollte dies auf Nachfrage nicht bestätigen, sagte lediglich, dass weder Stadt noch Sparkasse oder städtische Gesellschaften involviert seien.
Für die Nachnutzung beider Objekte gibt es bereits Pläne. Das alte Polizeigebäude stammt aus den 1970er Jahren, befindet sich aufgrund zahlreicher Sanierungen und Modernisierungen in einem guten Zustand und ist derzeit an den Oberbergischen Kreis vermietet. Diesen Vertrag werde man nicht anrühren, erklärte Grebe. Anders sehe dies beim Amtsgericht aus: Das 1955 errichtete Gebäude sei für eine weitere Nutzung nicht geeignet, sagt der Sparkassenchef. Es soll vollständig abgerissen werden. Entstehen sollen dafür auf einer Nutzfläche von rund 5.000 Quadratmetern neben einer Tiefgarage auch Wohnungen und Ladenlokale. Vom BLB gibt es die Vorgabe, dass ein 30-prozentiger Anteil geförderten Wohnraums entstehen muss (beim alten Finanzamt beträgt die Vorgabe laut Helmenstein 100 Prozent).
Wirklich konkret sind die Planungen allerdings noch nicht. Das liege auch an den durch den Ukraine-Krieg vollständig geänderten Rahmenbedingungen. „Wir reden mittlerweile von einem anderen Zinsniveau und ganz anderen Baupreisen“, so Grebe. Vorstellen kann er sich allerdings eine Zusammenarbeit mit der Caritas, die in direkter Nachbarschaft ihr neues Seniorenzentrum errichtet. Von barrierefreien Wohnungen für Menschen mit Handicap über Wohngemeinschaften für ältere Menschen mit Gemeinschaftsräumen bis hin zu einer Sozialstation. Dabei handele es sich bislang aber noch nur um Konzepte, betont er. Mit Caritas-Chef Peter Rothausen und Bauunternehmer Michael Korthaus sieht er starke Partner an seiner Seite: „Das macht auch den Charme für Gummersbach aus, dass hier Player am Start sind, die gemeinsam etwas bewegen wollen.“
Helmenstein denkt bereits weiter und hat das aktuelle katholische Altenheim St. Elisabeth im Auge, sobald dieses zum Verkauf stehen sollte. Sein Ziel: Langfristig ein neues Wohnquartier in der Innenstadt entstehen zu lassen. Gemeinsam mit dem benachbarten Polizeigebäude hätte man einen großen Standort, den man entsprechend nutzen könnte, glaubt er allerdings auch, dass eine entsprechende Umsetzung als Wohnstandort noch einige Jahre dauern wird. „Mir ist wichtig, dass wir bezahlbaren Wohnraum schaffen. Die Stadt wächst erheblich und gerade im innenstadtnahen Bereich haben wir generationsübergreifend eine sehr starke Nachfrage nach Wohnraum“, geht Helmenstein fest davon aus, dass die Innenstadt als Wohnstandort eine Renaissance erleben wird.
KOMMENTARE
1
Wo bleiben den unsere Studenten? Die brauchen auch günstigen Wohnraum.
Beim Oberbergischen Kreis wird der Wasserkopf immer größer. Schon mal was von Homeoffice gehört?
2
Wenn insb. das BLB sich vorher gerührt hätte, dann könnten die beabsichtigten Wohneinheiten anstelle des alten Amtsgerichtes bereits stehen.
Es war doch bereits lange vor dem Umzug anzusehen, dass die Bausubstanz eine Weiternutzung nicht zulassen wird.
Jetzt hat man den Salat. Endlich ein Konzept, aber vermutlich weder Mittel noch Möglichkeit der Umsetzung.
3
Der "Groß-Player-Coup" also! Abreißen und neu, DAS ist die Lösung für die "erheblich wachsende Stadt" (wie lange wohl noch?), die "noch einige Jahre" dauern wird! "Bezahlbarer Wohnraum" - Herr Helmenstein vergaß zu sagen, für WEN bezahlbar! "Ladenlokale" - ja, unbedingt den Leerstand erhöhen! Alles sehr durchdacht: Die Menschen, die JETZT Wohnraum benötigen, können doch noch einige Jahre warten! In einigen Jahren ist es dann früh genug zu erkennen, dass voraussichtlich weniger Wohnungen gebraucht werden....Und wie geht man mit der Tatsache leerstehender Ladenlokale um: Logisch, weitere bauen! Danke, für diesen exzellenten Coup der Player....bitte großartig weiterspielen - koste es, was es wolle!
Cornelia Lang, 19.10.2022, 13:57 Uhr4
Vielleicht könnte man sich ja mal in der Politik mal hinsetzen und mal soziale Wohnungen anbieten um was gegen den Mietwahn zu machen und um den Standort für Studierende attraktiver zu machen, für die es eh schon seit Jahren zu wenige bezahlbare Wohnungen gibt.
Ständig sieht man auf der Platte teure Neubauten, die im Artikel genannten Immobilien gehen sicherlich auch wieder ein Personen mit hohem Einkommen, während das Stadtbild immer kahler wirkt und immer weniger Studierende nach Gummersbach kommen, weil sich auch hier die Mieten nicht mehr lohnen.
5
Man darf gespannt sein, wie viele bezahlbare Wohnungen wirklich entstehen. In der Vergangenheit wurde so viel versprochen und wenig geliefert. Bezahlbare Wohnungen sind jedenfalls absolut Mangelware in Gummersbach. Nicht ohne Grund gibt es immer mehr Menschen die von akuter Wohnungslosigkeit bedroht sind oder schon ohne Wohnung sind. Und dazu bedarf es nicht einmal Mietschulden oder einer schlechten Schufa. Schon wer nur Mindestlohn erhält kann sich die meisten Wohnungen in Gummersbach nicht mehr leisten. Man muss nur einmal auf den bekannten Plattformen suchen, da werden teilweise weit über 10€ pro m² verlangt. Bei der GWG stehen die Interessenten auch Schlange. Und diese Situation dauert nun schon seit etlichen Jahren an.
André, 20.10.2022, 23:46 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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