LOKALMIX

Jede Minute zählt: Gemeinsam gegen den Schlaganfall

ks; 20.05.2025, 16:45 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz (1), Angela Altz/Klinikum Oberberg --- Haben heute über den Schlaganfall gesprochen (v.li.): Dr. Christian Rosenwick, Prof. Dr. Franz Blaes, Dr. Jürgen Bonnert, Ralf Schmallenbach (OBK), Dr. Birgit Will sowie Ralf Beutelstahl und Susanne Adler (beide AOK).
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Jede Minute zählt: Gemeinsam gegen den Schlaganfall

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ks; 20.05.2025, 16:45 Uhr
Gummersbach – Im Rahmen einer deutschlandweiten Info-Tour haben Ärzte und Rettungssanitäter heute über den Hirninfarkt aufgeklärt und Gesundheits-Checks durchgeführt.

Ob unscharfes oder doppeltes Sehen, Schwindel, ein Lähmungsgefühl auf einer Seite des Körpers, ein herabhängender Mundwinkel, Schwierigkeiten beim Sprechen oder auch heftige Kopfschmerzen: all das können Symptome eines Schlaganfalls sein. Doch obwohl Folgeschäden durch eine frühzeitige Behandlung oft verhindert werden können: viele Betroffene kennen die Symptome nicht, tun sie ab, wählen viel zu spät die 112. Eine Entscheidung, die fatale Folgen haben kann. Davon ist Ralf Schmallenbach, der Gesundheits- und Sozialdezernent des Oberbergischen Kreises, überzeugt.

 

[Viele Leute haben sich für die Gesundheits-Checks interessiert und standen dafür in einer Schlange.]

 

Wer heute in der Gummersbacher Fußgängerzone unterwegs war, dem ist auf dem Lindenplatz womöglich ein roter Doppeldeckerbus aufgefallen. Wie bereits in den vergangenen Jahren machte die von Boehringer Ingelheim initiierte Aufklärungstour „Herzenssache Lebenszeit“ auf Betreiben der Klinik für Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach wieder in der Kreisstadt Halt. Das Ziel der bundesweiten Tour: über die typischen Anzeichen eines Schlaganfalls und die zentrale Bedeutung von schneller Hilfe aufzuklären. Dabei wurden auch wieder Gesundheits-Checks geboten.

 

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Los ging es auf dem Lindenplatz um 10 Uhr. Ob bei Fragen zur Prävention über das Verhalten im Notfall bis hin zur Therapie oder auch der Pflege: vor Ort waren einige Ärzte und Therapeuten des Kreiskrankenhauses Gummersbach, der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik, der MediClin Klinik Reichshof sowie Mitarbeiter des Rettungsdienstes des Oberbergischen Kreises und der AOK Rheinland/ Hamburg – darunter auch Prof. Dr. Franz Blaes, der Chefarzt der Neurologie am Kreiskrankenhaus Gummersbach.

 

Pro Jahr werden im Oberbergischen laut Prof. Dr. Franz Blaes zwischen 1.000 und 1.300 Personen aufgrund eines Schlaganfalls behandelt. „Es gab aber auch schon Jahre mit bis zu 1.500 Fällen“, erzählte der Chefarzt. Dabei würden viele Betroffene, die nur einen leichten Schlaganfall erlitten haben, den Vorfall auf die leichte Schulter nehmen. „Das sehen wir zunehmend. Die Leute gehen dann nach Hause und innerhalb von zwölf Monaten sehen wir sie dann mit einem großen Schlaganfall wieder“, erklärte der Neurologe.

 

[Die AOK Rheinland/Hamburg gehört zur „Schlaganfallinitiative Oberberg“ und war mit einem eigenen Stand vertreten.]

 

Viereinhalb Stunden: mehr Zeit bleibe nicht, um nach den ersten Symptomen eines Schlaganfalls mit der Lysetherapie zu beginnen. Doch im Vergleich zu anderen Regionen oder Großstädten schneidet das Oberbergische hinsichtlich der Quote der Lysetherapie nach wie vor eher schlecht ab. Während die Quote in Großstädten bei 19 Prozent liege, konnte sie im Oberbergischen zunächst auf 13 gesteigert werden, fiel jedoch während der Pandemie auf rund zehn Prozent zurück.

 

„In der Bevölkerung gibt es zu wenig Wissen darüber, wie ein Schlaganfall aussieht“, meinte der Professor, dem auch noch eine weitere Entwicklung Sorge bereitet. Dass auch jüngere Menschen unter den Betroffenen sind, habe es immer schon gegeben – aber auch hier würden die Fallzahlen steigen, insbesondere bei den jüngeren Diabetikern. Von acht Patienten auf der Stroke Unit, einer für Schlaganfälle spezialisierten Station, seien immer ein bis zwei Patienten unter 60 oder sogar unter 50 Jahre alt.

 

[Im Rettungswagen wurden unter anderem EKG durchgeführt.]

 

„Das Hauptrisiko ist der Bewegungsmangel“, sagte Blaes bei einem Pressegespräch – auch hier gebe es einen Anstieg. Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, wurde auf dem Lindenplatz auch über die Prävention wie die Ernährung gesprochen. „Man kann nicht alles beeinflussen, einen gewissen Teil aber schon“, sagte Dr. Birgit Will, stellvertretende Leiterin des oberbergischen Gesundheitsamts. Wer wollte, konnte den eigenen Blutdruck und Blutzucker messen lassen, einen Ultraschall der Halsgefäße vornehmen oder auch von Kardiologen des Kreiskrankenhauses Waldbröl ein EKG in einem Rettungswagen machen lassen.

 

Dr. Jürgen Bonnert, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Fachklinik für Neurologie der MediClin Klinik Reichshof, und Dr. Christian Rosenwick, Chefarzt für Neurologie an der Dr.-Becker-Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht, sprachen über die Rehabilitation und die Bedeutung, Menschen nach einem Schlaganfall ganzheitlich zu begleiten – dabei also nicht nur körperlich zu stabilisieren, sondern auch psychisch. Doch am besten ist es, einen Schlaganfall durch geeignete Präventionsmaßnahmen zu verhindern – oder im Fall der Fälle zumindest schnell die 112 zu wählen.

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