LOKALMIX
Jeder soll zum Höhlenforscher werden
Engelskirchen – Konzeption für das HöhlenErlebniszentrum Windloch/Aggertalhöhle wurde vorgestellt – Heute soll der Rat darüber entscheiden – Dank Forschungskooperation mit TH Köln wird innovativer Ansatz verfolgt.
Von Lars Weber
Wenn es um das „Windloch im Mühlenberg“ geht, wird seit der Entdeckung im März 2019 nicht mit Superlativen gespart. In 13 Monaten gelang es, ein vollständig unberührtes Riesenhöhlensystem zu erforschen und zu vermessen. 8,3 Kilometer ist das Windloch lang: Die größte Höhle in ganz Nordrhein-Westfalen. Bei den längsten Höhlen in Deutschland belegt sie Platz 9. Und die Forschung ist noch nicht abgeschlossen. Klar war aber auch von Anfang an: Die Höhle wird der Öffentlichkeit verschlossen bleiben, um die wissenschaftlichen Schätze nicht zu gefährden. Daran teilhaben lassen möchte die Gemeinde Engelskirchen aber trotzdem, weshalb früh angefangen wurde, an einer Konzeption für ein HöhlenErlebniszentrum zu feilen. Gestern wurde dieses der Presse vorgestellt. Und wenn es nach Bürgermeister Dr. Gero Karthaus geht, soll es in Sachen Superlativen der Höhle in nichts nachstehen.
„Die Höhle ist ein Phänomen, da wollen wir etwas draus machen“, sagte das Gemeindeoberhaupt bei dem Termin im Ratssaal. „Unser Anspruch ist, dass wir landes- und bundesweite Bedeutung in diesem Bereich erlangen wollen.“ Das Ziel wurde schon im Laufe der Planungen immer wieder umrissen: Angrenzend zum Parkplatz an der Aggertalhöhle, die gerade erst saniert und „vom Staub und Schmutz der vergangenen 150 Jahre befreit“ und mit einer neuen Lichtanlage versehen wurde, soll das HöhlenErlebniszentrum Windloch/Aggertalhöhle auf voraussichtlich 800 bis 1.000 Quadratmetern entstehen. Die Besucher sollen dort nicht nur allerhand Informationen rund um die beiden Höhlen oder die dortigen Fledermäuse an die Hand, vor die Augen und auf die Ohren bekommen. Nachdem sie die Aggertalhöhle besucht haben, sollen sie das Windloch virtuell begehen können (OA berichtete).
[Fotos: Michael Kleinjung --- Sie stellten die Konzeption vor (v.l.): Frank Herhaus, Dezernent des Oberbergischen Kreises, Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, Ursula Dworák von MuseoConsult und Dr. Philipp Bojahr von der TH Köln.]
Jeder soll dort zum Höhlenforscher werden können. Damit das funktioniert, haben die Mitstreiter des Konzepts - die Gemeinde Engelskirchen, der Oberbergische Kreis, der Tourismusverband „Das Bergische", der Verein Kluterthöhle, das Bergbaumuseum Bochum und das beratende Büro MuseoConsult - mit der TH Köln Verstärkung ins Boot geholt. Mit dieser, genauer gesagt mit dem Fachbereich „Cologne Game Lab“, hat die Gemeinde eine Forschungskooperation abgeschlossen. So wird sozusagen nicht nur in der Höhle geforscht, sondern auch das Erlebniszentrum ist ein Forschungsprojekt.
Der Ansatz ist hochinnovativ und in dieser Form bislang einzigartig, so Dr. Philipp Bojahr von der TH. So kenne zwar jeder das Prinzip, eine Virtual-Reality-Brille aufzuziehen und sitzend in fremde Welten einzutauchen. In Engelskirchen sollen sich die Besucher aber in kleinen Gruppen zusammentun und mit Virtual-Reality-Ausrüstung gemeinsam die am Computer erzeugten und am realen Vorbild orientierten Räume und Gänge des Windlochs erkunden. Dabei sollen sie sich in einem etwa 250 Quadratmeter großen Raum normal bewegen können. Das Bild, das ihnen in der Brille gezeigt wird, leitet sie durch diese virtuelle Welt, in der sie auch Aufgaben erfüllen können, wenn die virtuellen Forscher dies möchten. So zwängen sich die Besucher durch die engen Gänge, erkunden einen Raum nach dem anderen und wagen sich immer weiter in der Höhle vorwärts, obwohl sie in Wirklichkeit im selben Raum vielleicht nur einige Runden im Kreis gehen.
Bei allem technischen Anspruch: „Wir wollen, dass auch die Seniorengruppe aus Recklinghausen dabei Spaß hat“, so Dr. Karthaus. Sprich: Das Erlebnis soll so einfach und natürlich erlebbar sein wie möglich, auch für Menschen mit Einschränkungen. Flankiert werden soll der VR-Raum von digitalen und interaktiven Angeboten, wie Ursula Dworák von MuseoConsult weiter ausführte. In einem Projektionsraum wird die Höhle auch in anderer Form erlebbar gemacht, Animationen führen die Besucher in der Zeit zurück, es soll Filme und interaktive Elemente für die ganze Familie geben.
Abgerundet werden soll das Angebot von einem Höhlen-Spielplatz, von Aspekten der Umweltbildung, beispielsweise für Schulklassen. „Wir haben eine große Zielgruppe“, so Dworák. Bisher rechne man mit bis zu 30.000 Besuchern jährlich. Dabei soll das HöhlenErlebniszentrum eingebettet werden in das touristische Angebot im Bergischen Land. „Der Kreis begleitet das Projekt schon von Anfang an“, so Dezernent Frank Herhaus. Durch die gute ÖPNV-Anbindung und die nahe Autobahn seien Millionen Menschen im potenziellen Einzugsgebiet und könnten dem Tourismus in der Region ordentlich Schub geben.
„Die Qualität muss bei einem solchen Angebot stimmen, um dauerhaft erfolgreich zu sein“, ist Dr. Karthaus überzeugt. Deshalb wolle man diesen innovativen Weg gehen. Dieser hat seinen Preis. Für Gebäude (Co2-neutral, smart und regenerativ) und mediale Ausstattung werden momentan sieben Millionen Euro veranschlagt. Für die Umsetzung seien dementsprechend viele Fördermittel nötig. „Wir sind in guten Gesprächen mit Heimatministerium und dem Wirtschaftsministerium des Landes“, so der Bürgermeister weiter. Wenn der Rat heute grünes Licht gibt, werde sich die Gemeinde um die Förderung bewerben. Bis zum Jahresende könnte Klarheit herrschen bei der Finanzierung. Dem würde sich die konkrete Planung anschließen. „Bei einem optimalen Szenario wäre vielleicht schon Ende 2023 die Grundsteinlegung.“ Eine Eröffnung strebt Dr. Karthaus für 2025 an.
KOMMENTARE
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Erinnert mich an die TV Serie "Um Himmels Willen",
wo auch immer irgendwie versucht wurde, mit Kloster Kaltenthal
Geld in die Gemeindekasse zu spülen.
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