Oberberg - Reisebüros haben weiter mit starkem Rückgang zu kämpfen - Urlaubswillige halten sich noch zurück - Impfstoffzulassung macht der Branche Hoffnung - Corona-Versicherungspakete sollen Sicherheit bei der Buchung vermitteln.

Von Peter Notbohm

Kaum hat das neue Jahr begonnen, stehen in vielen Firmen schon die Urlaubsplanungen für die Angestellten an, schließlich müssen die freien Tage auch in Pandemie-Zeiten weiterhin koordiniert werden. Viele Menschen freuen sich auf den Sommer, in Zeiten des Dauer-Lockdowns und stetig hoher Corona-Zahlen in der aktuellen kalten Jahreszeit sehnen sich nicht Wenige nach etwas Normalität zurück. Hoffnung auf Besserung machen nicht nur der stark gebeutelten Tourismusbranche vor allem die inzwischen zugelassenen Impfmittel, auch wenn flächendeckende Impfungen wohl erst in einigen Monaten möglich sind. Doch wie sieht es derzeit im Oberbergischen aus? Schmieden die Menschen bereits konkrete Urlaubspläne, gibt es lockende Angebote? Oberberg-Aktuell hat sich bei einigen Reisebüros erkundigt und dabei einen recht eindeutigen Trend festgestellt.

Buchungen für den Sommer deutlich unter dem Niveau der Vorjahre

Noch regiert bei vielen Menschen Zurückhaltung. Reisebüros dürfen im Lockdown nicht öffnen, Mitarbeiter müssen aus dem Home-Office arbeiten, bieten aber online und telefonisch weiterhin Beratungen an. Die Stornierungen und Umbuchungen des vergangenen Jahres sind inzwischen weitgehend abgearbeitet, auch wenn mancher Veranstalter sich ein wenig mehr Zeit mit der Rücküberweisung von Kundengeldern lässt. „Die Anfangsphase damals war hektisch und chaotisch, aber mittlerweile haben wir die Hoffnung, uns bald wieder vollständig unseren eigentlichen Aufgaben, der Reiseberatung und Buchung, widmen zu können“, sagt Silke Wüst (Foto). Die Geschäftsführerin von Happ Reisen in Gummersbach kümmert sich mit ihren zwölf Mitarbeitern seit über 20 Jahren in der Kreisstadt um die Wünsche ihrer Kunden.

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Derzeit spürt sie bei vielen Menschen angesichts immer wieder neuer Verordnungen aber noch Verunsicherung. „Die Leute warten noch ab“, berichtet sie. „Viele wollen zwar unbeschwerte Tage verbringen, sich immer wieder ändernde Meldungen über die Lage in den Reiseländern machen es aber schwer, eine Pauschalauskunft zu geben.“ Die aktuellen Buchungszahlen seien nicht mit denen eines normalen Jahres zu vergleichen, momentan gebe es bei ihr einen Rückgang von fast 90 Prozent. Wüst rechnet damit, dass die Nachfrage gerade bei Pauschalreisen aber noch deutlich anziehen wird: „Zu diesen raten wir derzeit auch, denn das ist für Reisende die am besten abgesicherte Variante“. Viele Veranstalter bieten neben Auslandskranken- und Reiserücktrittsversicherung inzwischen auch Corona-Versicherungspakete an, die je nach Angebot eine Stornierung oder Umbuchung bis zu 14 Tage vor der Reise vollkommen problemlos ermöglichen. Trotz der momentanen Zurückhaltung gibt sie sich dennoch zuversichtlich: „Es wird wieder gereist werden.“

Viele planen kurzfristig: Last-Minute-Reisen werden 2021 der große Reisetrend

Davon ist Nadine Dithmer, Leiterin von Reisewelt Lindlar, ebenfalls überzeugt. Ihrem Reisebüro fehlt durch den Lockdown zwar die Laufkundschaft, gerade die Stammkunden zeigen sich aber auch jetzt im Januar durchaus reisewillig, um der Corona-Tristesse zu entfliehen. Besonders Flüge zu den kanarischen Inseln mit Inzidenz-Werten unter 20 sind bei ihr derzeit ein gefragtes Ziel. Aber auch sie merkt einen deutlichen Rückgang bei den Buchungen für den Sommer, das Reisefieber grassiert noch nicht.

[Nicht nur die Büroräume von Reisewelt Lindlar sind momentan geschlossen. Über Telefon und Internet sind Beratungen in Reisebüros aber weiterhin möglich.]

„Die Kunden sind schon interessiert und wollen verreisen, sobald sie es wieder können“, sagt sie und ergänzt: „Viele werden sehr kurzfristig buchen, davon geht auch die Reisebranche aus.“ Veranstalter würden zwar schon jetzt mit den Corona-Versicherungen locken, dennoch glaubt Dithmer, dass 2021 zum reinen Last-Minute-Jahr wird. Auch sie und ihre beiden Mitarbeiter raten derzeit vor allem zu Pauschalreisen, da diese deutlich mehr Sicherheiten im Vergleich zu Individualangeboten bieten würden.

Preise werden eher nicht fallen

Dass bei Reisen noch stark an der Preisschraube gedreht wird, glaubt Horst Wilhelm Jürges, der seit 43 Jahren das Holiday Land Reisebüro in Waldbröl betreibt, nicht. „Momentan sind die Angebote ein paar Euro günstiger als im Vorjahr, aber dass die Veranstalter sich noch weit aus dem Fenster lehnen, sehe ich nicht. Schließlich müssen auch die ihr Geld verdienen.“ Zum Jahresbeginn sind bei ihm zwar vereinzelt bereits Buchungen abgeschlossen worden, aber auch er spricht angesichts eines 75-prozentigen Rückgangs von einem schleppenden Beginn. Seien früher der November und Dezember die Hauptbuchungszeit für den anstehenden Sommerurlaub gewesen, habe sich das in den vergangenen Jahren bereits in den Januar und Februar verschoben und wird nun wohl noch später starten.

Dass die Menschen zögern, läge unter anderem daran, dass derzeit niemand verlässlich sagen könne, ob beispielsweise eine bulgarische Airline im Juli nicht eventuell eine Impfung für einen Flug verlangt. „Aber genau dafür sind wir Reisebüros da. Bei solchen Problemen kümmern wir uns und helfen.“ Natürlich käme es bei der Buchung aber auch auf die individuellen Wünsche der Kunden an: Während die in Deutschland so beliebte Insel Mallorca aufgrund des hohen Inzidenz-Wertes derzeit nur unter strengen Auflagen Menschen einreisen lässt und zum Vabanque-Spiel beim Check-In am Flughafen wird, hält Jürges Reisen nach Griechenland und in die Türkei in den kommenden Monaten für wesentlich unproblematischer. Wichtig sei aber, dass Reisewillige ein vernünftiges Paket mit Versicherung suchen.