LOKALMIX
Klinikum neuer Träger der Physiotherapieschule: Großes Plus für Azubis
Gummersbach – Kooperation besteht schon seit mehr als 30 Jahren – Bald Ausbildungsgehalt für Nachwuchs.
Von Lars Weber
Eng war das Verhältnis zwischen dem Kreiskrankenhaus und der Physiotherapieschule in der Gummersbacher Becketalstraße schon immer. Noch vor dem Start der Einrichtung im Januar 1990 trat die Leiterin Elke Bordich an die Klinik heran auf der Suche nach Kooperationspartnern. Seitdem arbeitet man vertrauensvoll zusammen – und diese Zusammenarbeit wird nun noch enger verzahnt werden. Denn künftig bietet die Physiotherapieschule die dreijährige Ausbildung unter dem Dach des Klinikums Oberberg an. Damit wird die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) nicht mehr der Träger sein. Ein Wechsel, der die Folge einiger Änderungen in den Ausbildungsbedingungen und für alle Seiten logisch ist, wie die Beteiligten heute bei einem Pressegespräch betonten.
Nicht nur fiel zum Start des Ausbildungsjahr 20/21 das Schulgeld weg, das die Auszubildenden bis dahin noch immer bezahlen mussten. In Gummersbach waren es zuletzt immerhin 465 Euro, die die Schüler aufbringen mussten – und das monatlich. Mit der Neuordnung der Gesundheitsberufe bekommen angehende Physiotherapeuten von Krankenhäusern nun aber zudem einen Ausbildungsvertrag und eine Vergütung. Dies konnte die DAA nicht leisten, weshalb die Physiotherapieschule den Trägerwechsel angestrebt hatte – und mit offenen Armen empfangen wurde. Sämtliche Strukturen und das Personal werden eins zu eins übernommen, sagt Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikum Oberberg.
Klein macht deutlich, dass der Schritt unbedingt notwendig ist, um im harten Wettbewerb um die Nachwuchskräfte Schritt halten zu können. „Wenn es weiter keine Vergütung gegeben hätte, würde die Gefahr bestehen, dass die jungen Menschen dorthin gehen, wo sie bessere Bedingungen vorfinden.“ Dabei ist der Bedarf im Oberbergischen an Physiotherapeuten – wie überall in der Republik – immens. Vor allem eine Folge der Demografie-Entwicklung, so Klein. Schulleiterin Bordich bekommt sogar Anfragen aus dem Ausland, ob sie Stellenanzeigen in der Schule aushängen könne. Dabei ginge es vor allem darum, den Stellenmarkt vor der eigenen Haustür zu bedienen.
Da das Klinikum alle Ausbildungsberufe im eigenen Gesundheits- und Bildungszentrum (GBZ) anbietet, wird auch die Physiotherapieschule dort eine Sparte bilden neben den Pflegefachkräften, den Pflegeassistenten und den Operationstechnischen Assistenten. GBZ-Leiter Dirk Broß freut sich über den Zuwachs. „Die Physiotherapeuten passen perfekt zu uns, weil sie bei uns für die Praxis in unseren Ausbildungshäusern in Gummersbach, Marienheide und Waldbröl ein breites Einsatzspektrum von Pädiatrie über Neurologie, Chirurgie und vielen anderen medizinischen Disziplinen vorfinden.“ Aber auch Praxen und Reha-Einrichtungen stehen den Schülern weiter offen.
„Physiotherapeuten leisten einen wichtigen Beitrag in der Therapie der Patienten“, sagt die Unfallchirurgin Dr. Elisabeth Jülich, ärztliche Leiterin der Schule. Sie weiß, wie anspruchsvoll und fordernd die drei Jahre Ausbildung sind. Nach einem Jahr der Theorie und Übungen beginnt ab dem zweiten Ausbildungsjahr nach einer herausfordernden Zwischenprüfung der praktische Teil. Von 28 Auszubildenden schaffen es meist 20 bis 25 ins Ziel. Manche von ihnen studieren noch dazu über die Fernhochschule Hamburg Therapie- und Pflegewissenschaft, um am Ende noch zusätzlich einen akademischen Titel vorweisen zu können.
[Das Klinikum bietet alle Ausbildungsberufe im eigenen Gesundheits- und Bildungszentrum (GBZ) auf dem Steinmüllergelände an. Mittelfristig sollen auch die Physios umziehen.]
Kurz vor der Zwischenprüfung befinden sich Jessica Hornschuh und Phil Niggemann. Sie schwärmen von dem „riesigen Spektrum“, das die Ausbildung abbildet. „Viele rechnen aber nicht damit, dass es so viel ist“, so Niggemann. Um beim Lernen einen kühlen Kopf zu bewahren, unterstütze die Schule aber, wo sie kann. Und in den Lerngruppen entstehen enge Freundschaften. Die Freude, dass ihre Arbeit nun auch vergütet wird, sei groß. „Bisher sind viele von uns auf Minijobs angewiesen, nun können wir uns ganz auf die Ausbildung konzentrieren.“
Im November startet ein neuer Ausbildungskurs, für den noch Anmeldungen möglich sind. Einen Tag der offenen Tür am 24. August in der Physiotherapieschule in der Becketalstraße soll Interessierten die Möglichkeit geben, sich ein Bild von der Ausbildung zu machen.
Die Räumlichkeiten werden trotz der Veränderungen weiter genutzt. Mittelfristig sollen die Physios aber zum GBZ auf das Steinmüllergelände geholt werden, um weitere Synergieeffekte zu nutzen. Klein hofft dabei auf das Projekt Gesundheitsbildungscampus des Kreises, das in der jüngsten Kreistagssitzung vorangetrieben wurde (OA berichtete).
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