LOKALMIX
Klinikum Oberberg: Kardiologie soll von Waldbröl nach Gummersbach umziehen
Oberberg – Klinikum Oberberg stellt Gutachten vor – In Gummersbach soll ein Standort entstehen, der Kriterien der Notfallstufe II erfüllt – Hagt mit klarem Bekenntnis zum Standort Waldbröl, wo eine Geriatrie aufgebaut werden soll.
Von Peter Notbohm
Der neue Krankenhausbedarfsplan der alten NRW-Landesregierung wirft seine Schatten voraus. Für Oberberger aus der Kreismitte oder dem Kreissüden, die einen Herzinfarkt erleiden, könnte das zukünftig heißen, dass sie fortan nur noch nach Gummersbach zur Behandlung gebracht werden. Denn sollten die vom Klinikum Oberberg am Dienstag vorgestellten Pläne umgesetzt werden, wird die kardiovaskuläre Notfallversorgung vollständig in die Kreisstadt umziehen. Das bedeutet eine Verlagerung der invasiven Kardiologie und der Gefäßchirurgie.
Damit sollen die Anforderungen der vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Notfallstufe II erfüllt werden – bislang gibt es im Oberbergischen kein Krankenhaus, das diesen Status innehat. Das Kreiskrankenhaus soll damit zu einem Haus der erweiterten Notfallversorgung weiterentwickelt werden. Die entsprechenden Pläne wurden ebenfalls am Dienstag dem Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung des Klinikums vorgestellt. Beide stimmten der Neuausrichtung im Rahmen einer Klausurtagung im Wiehler Hotel zur Post jeweils einstimmig zu.
[Sascha Klein (Geschäftsführer Klinikum Oberberg, v.l.), Jochen Hagt (Landrat OBK) und Prof. Dr. Norbert Roeder stellten im Rahmen einer Pressekonferenz die Zukunftspläne vor.]
„Die Rahmenbedingungen für Krankenhäuser entwickeln sich weiter. Unsere Aufgabe ist es, mit unseren Kliniken weiterhin eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung in der Mitte und im Süden des Oberbergischen Kreises in kommunaler Trägerschaft zu garantieren“, sagte Landrat Jochen Hagt. In Stein gemeißelt seien die Pläne noch nicht, vielmehr wolle man damit vorbereitet sein, wenn die NRW-Ministerien die entsprechenden Planungen in den kommenden Monaten anstoßen. „Wir befinden uns in einer Wettbewerbssituation mit anderen Krankenhäusern in NRW und wollen das Klinikum Oberberg dafür in die Pole Position bringen“, so Hagt weiter.
Es handle sich daher noch nicht um einen Umsetzungsbeschluss, sondern um einen Verhandlungsauftrag an die Geschäftsführung für Gespräche mit den zuständigen Ministerien. Geplant sind Investitionen in Höhe von 41 Millionen Euro, darin enthalten sind auch die Erweiterung eines Flügels um zwei Geschosse am Gummersbacher Standort sowie ein Anbau. Vor einer Zustimmung aus Düsseldorf könne dies aber nicht umgesetzt werden. Ausgearbeitet hat die Pläne Prof. Dr. Norbert Roeder (Foto) mit seinem Gutachten. Der 64-jährige Mediziner aus Münster berät seit mehreren Jahren mit zwei Kollegen Krankenhäuser, um diese zukunftsfähig aufzustellen. Das Klinikum Oberberg war bereits Anfang 2021, als das Krankenhausgestaltungsgesetz geändert wurde, auf das Beraterteam zugegangen.
Das medizinische Leistungsangebot sei in einem fortschreitenden Wandel, erklärte der Gutachter: „Früher verweilte ein Patient 20 Tage im Krankenhaus, heute sind es noch 5,5 Tage. Und auch in Zukunft wird es Änderungen geben. Die Häuser werden sich Qualitätsfragen stellen müssen, die sehr heftig sind. Wer diese nicht mehr erbringt, darf bestimmte Leistungen auch nicht mehr anbieten.“ Zu einem noch zu bestimmenden Termin in diesem Jahr werden allen Krankenhäusern die Lizenzen entzogen und sie müssen sich dafür neu bewerben. Anhand von Qualitätskriterien werde dann eine Neuordnung der Krankenhauslandschaft stattfinden, was vermutlich auch zu manchen Schließungen führen wird. Roeder sieht vor allem kleine Häuser vor großen Anstrengungen stehen. Auch in der Notfallversorgung werden dann andere Kriterien gelten. „Es führt kein Weg daran vorbei, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen“, so Landrat Hagt.
In einer Simulation habe man gesehen, dass mit der Verlegung nach Gummersbach ein größerer Teil der oberbergischen Bevölkerung in kürzerer Zeit erreichbar sei. Auch den vollständigen Wegfall des Standorts in Waldbröl habe man simuliert, glaube aber nicht, dass es so weit kommen werde. „Mit der Vorgabe, dass 90 Prozent der Einwohner innerhalb von 20 Minuten ein Krankenhaus erreichen müssen, kann man auf diesen Standort nicht verzichten“, so Roeder. Auch Hagt stellte fest, dass man zur Grundversorgung in Waldbröl stehe.
Geschäftsführer Sascha Klein (Foto) betont indessen, dass die konservative Kardiologie in der Abteilung für Innere Medizin weiterhin in Waldbröl vorgehalten werde: „Damit kann die komplette nichtinvasive Diagnostik der Herz- und Kreislauferkrankungen in Waldbröl erfolgen.“ Auch für die internistische und chirurgische Notfallversorgung werde der Standort im Kreissüden unverändert zur Verfügung stehen. Gleichzeitig will man der immer älter werdenden Bevölkerung Rechnung tragen und hier das Leistungsangebot um eine Akut-Geriatrie ergänzen.
„Nur zu konservieren, was wir haben, ist schwierig. Bei einer Erhaltung des Status Quo laufen wir Gefahr, die Strukturbedingungen nicht mehr zu erfüllen. Unser Konzept ist daher proaktiv, ein Haus in Oberberg auf Stufe II zu bringen“, so Klein. Bewusst ist sich Hagt, dass die Pläne nicht bei jedem gut ankommen werden. Besonders Menschen aus dem südlichen Kreisgebiet erwarten dann schließlich weitere Wege. Dies sei durch den Qualitätsgewinn aber gerechtfertigt – der Zugewinn durch ein Krankenhaus der Stufe II im Bereich der Notfallversorgung sei enorm: „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir so vorgehen müssen, um eine gute stationäre Versorgung sicherzustellen.“
KOMMENTARE
1
Lasst uns bitte alles weiter unter dem Deckmantel der Spezialisierung wegrationalisieren. Hat bei Geburtsstationen usw. ja auch hervorragend funktioniert.
Bitte dann noch weniger Personal für mehr Patienten. Man ist schließlich „ Spezial“!
Zahlen werden am Ende die Bürger und das Pflegepersonal. Mit dem Leben oder Burn Out. Wohl dem in Zukunft, der Nahe der Kreisstadt wohnt!
2
Ein weiterer Verlust für das Krankenhaus in Waldbröl und die Umgebung. Auch gerade für den angrenzenden Rhein Sieg Kreis.
3
Das Klinikum Oberberg, hier Krankenhaus Gummersbach, versucht immer wieder Kompetenzzentren an sich zu reißen ohne eine wirkliche Handlungskompetenz zu erreichen. Alles bleibt Makulatur. Warum?
4
Erst sollte man auch mehr Parkplätze bauen
ingrid gassmann, 20.06.2022, 07:35 Uhr5
Das nächste Steuerliche Millionengrab. Kein Haus läuft voll ausgelastet, aber hier denkt man Personal zu gewinnen was es einfach nicht gibt. Super ist auch einen Gutachter heranzuziehen, der der Politik sehr nahe steht. Wir sehen ja seit Jahren was die Politik auf die Reihe bekommt.
Pflegekraft Klinikum Oberberg , 01.07.2022, 09:12 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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