LOKALMIX

Kontaktverfolgung: Kreis baut auf eigenes System

pn; 11.01.2021, 15:30 Uhr
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Kontaktverfolgung: Kreis baut auf eigenes System

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pn; 11.01.2021, 15:30 Uhr
Oberberg – Während die NRW-Regierung für den Einsatz des Pandemie-Management SORMAS wirbt, setzt das oberbergische Gesundheitsamt auf eine Eigenentwicklung.

Nicht nur im Oberbergischen, auch landes- und bundesweit kämpfen zahlreiche Städte und Landkreise seit Monaten mit täglich hohen Corona-Zahlen. Die Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern rotieren, kommen aber trotzdem in manchen Fällen mit den Meldungen und dem Nachverfolgen von Kontaktpersonen nur schwer hinterher. Teilweise wurden in den vergangenen Monaten Anordnungen über Quarantäne-Verfügungen erst mit Ablauf der Quarantäne-Zeit ausgestellt. Entsprechend drängt die Politik darauf, die Digitalisierung zwischen den Gesundheitsämtern voranzutreiben.

 

Digitale Labormeldungen, automatisierter und sicherer Austausch von Daten von Erkrankten und Kontaktpersonen – der schnelle und reibungslose Austausch von Daten könnte Verwaltungs- und Dokumentationsbelastung minimieren und vor allem den Zeitaufwand erheblich reduzieren. Doppelte Meldungen per Mail oder Fax sollen der Vergangenheit angehören. Vergangene Woche warben NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bei einem Pilot-Projekt im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis für das Epidemie-Management-System SORMAS, das ursprünglich vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung zur Kontaktverfolgung für die Bekämpfung von Ebola in Afrika entwickelt wurde und in Bayern bereits verpflichtend eingesetzt wird.

 

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Im Oberbergischen Kreis wird man allerdings nicht auf SORMAS umsteigen, sondern auf eine andere Softwarelösung setzen. Das teilte Kaija Elvermann, Leiterin des Gesundheitsamtes, auf OA-Nachfrage mit. „Wir arbeiten seit einiger Zeit daran, unsere digitalen Prozesse umzustellen“, berichtet sie. Auch SORMAS habe man sich intensiv angeschaut und demonstrieren lassen. „Wir sind aber der Überzeugung, dass wir eine bessere Lösung gefunden haben, die mehr auf unsere Zwecke zugeschnitten ist und an der wir auch schon lange arbeiten“, sagt Elvermann. Derzeit befinde sich das Gesundheitsamt im Prozess der Einführung - die Mitarbeiter, die zuletzt personell noch einmal aufgestockt wurden, werden momentan auf das neue System geschult.

 

Der Name der Software soll aber erst mit der Live-Inbetriebnahme veröffentlicht werden. Der große Vorteil des Systems sei, dass es mehrere Arbeitsprozesse miteinander vereine. SORMAS könne nur zur Darstellung und Nachverfolgung von Infektionsketten genutzt werden und die Erweiterung „Exchange“, welche die Vernetzung der Gesundheitsämter untereinander noch einmal verbessern soll, ist noch nicht fertig programmiert und soll erst Ende Januar kommen. Die vom Kreis gewählte Softwarelösung verfüge dagegen über weitere Tools, welche das Gesundheitsamt ebenfalls zwingend für seine Arbeit benötige. Unter anderem können unmittelbar aus der Datenbank heraus Ordnungsverfügungen erstellt und verschickt werden. „Die Prozesse sind gut vernetzt, greifen ineinander und helfen uns bei der täglichen Arbeit“, so Elvermann. Kompatibilitätsprobleme in der Vernetzung erwartet sie nicht. Es gebe auch eine Schnittstelle zum Meldeportal „Deutsches Elektronisches Melde- und Informationssystem“ (DEMIS), über das Ärzte und Labore ihre Meldungen abgeben.

 

KOMMENTARE

1

Warum man nicht auf SORMAS setzt ist mir schleiferhaft. hat es sich doch bereits in anderen Ländern bereits erwiesen. stattdessen eine eigenbrötler-leistung. warum?

henrik von der falte, 11.01.2021, 15:33 Uhr
2

Warum? Die Erläuterungen stehen im Bericht.
Zitat: "Die vom Kreis gewählte Softwarelösung verfüge dagegen über weitere Tools, welche das Gesundheitsamt ebenfalls zwingend für seine Arbeit benötige. Unter anderem können unmittelbar aus der Datenbank heraus Ordnungsverfügungen erstellt und verschickt werden."

Alexander B., 11.01.2021, 17:34 Uhr
3

Spannend zu erfahren, wer die Eigenentwicklung programmiert hat und dafür sowie für den Betrieb Geld erhält!

Bernd Schneider, 11.01.2021, 19:57 Uhr
4

Und wieder macht jeder seines wie bei den Regeln.... Kostet ja bestimmt kein Geld.

Torsten , 11.01.2021, 20:12 Uhr
5

Wurde doch im Bericht klar und deutlich erklärt!

Drei ???, 12.01.2021, 06:48 Uhr
6

Weil da sicherlich jemand dran mit verdient oder schon viel Geld drin steckt. Vielleicht beides? Der Name wird erst mit der live Inbetriebnahme veröffentlicht. Haha, dann kann man es ja auch nicht mehr ändern. Schade das es, gerade zu diesem Thema, kaum Transparenz gibt.

Dc , 12.01.2021, 06:51 Uhr
7

Über die Kosten mache ich mir weniger Sorgen, eher um den Datenschutz. Gerade wenn es um "vernetzte Prozesse" geht ist dies ein wichtiger Punkt der leider in der aktuellen Situation oft vernachlässigt wird. Da werden schon mal Datensätze im Klartext über das Internet übertragen, oder der Fernzugriff ist nicht ausreichend geschützt. Speziell letzteres erlebe ich oft genug. Wobei auch mich interessieren würde, welches System nun genau eingesetzt wird. SORMAS ist ja immerhin quelloffen, und von evtl. Schulungskosten abgesehen auch kostenlos. Auch frage ich mich was das Gesundheitsamt macht, wenn aus der Empfehlung SORMAS zu nutzen eine Anordnung wird, wie z.B. in Bayern geschehen. Dort gab es auch eine Eigenentwicklung (BaySIM), die nun quasi vor dem Aus steht. Kosten dafür? Ca. 700.000€.

Andre, 12.01.2021, 13:06 Uhr
8

Wäre die Eigenentwicklung wirklich so gut, warum wird sie erst jetzt eingeführt. Nach vielen Jahren im öffentlichen Dienst und langjährigen Erfahrungen mit der Entwicklung eigener Software und Einführung von Fremdsoftware kann ich nur hoffen, dass die Anordnung der Landesregierung bald kommt. Ein Impuls für eine Veränderung muss leider immer von außen kommen. Sonst hält sich jede noch so kleine Verwaltung immer an eigenen Lösungen fest.

WF, 20.02.2021, 15:03 Uhr
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