LOKALMIX
Kreis testet präventiv in Seniorenheimen
Oberberg – Das Gesundheitsamt nimmt in vielen Einrichtungen Abstriche bei Mitarbeitern und Bewohnern.
Von Lars Weber
Bisher gab es Infizierte in Seniorenheimen in Wipperfürth, Hückeswagen und Engelskirchen. Auch unter den bislang zehn Toten, die positiv auf das Virus getestet wurden, befanden sich einige Heimbewohner. Nun geht die Verwaltung in die Offensive und testet präventiv in den Einrichtungen. „Das Gefahrenpotenzial in den Heimen schätzt der Kreis als sehr hoch ein“, heißt es aus der Pressestelle der Verwaltung.
Deshalb setze der Kreis mit dem Gesundheitsamt medizinisches Fachpersonal ein, das sämtliche Einrichtungen besuche. Es gehe dabei um Beratung, Aufklärung, aber auch spezifische Hilfen, wenn beispielsweise Schutzausrüstung fehle. Laut Pressestelle werde nicht aus Prinzip in jeder Einrichtung getestet, sondern die Entscheidungen würden individuell getroffen. Dazu gehört auch, wer getestet wird. Einige Testreihen seien schon beendet worden, andere stehen noch bevor.
Am heutigen Mittwoch war das Gesundheitsamt beim katholischen Altenheim St. Elisabeth in Gummersbach zu Besuch, das sich in der Trägerschaft des Caritasverbands für den Oberbergischen Kreis befindet. Innerhalb von rund zwei Stunden seien sämtliche Mitarbeiter getestet worden. Der Vorstandsvorsitzende Peter Rothausen begrüßt die Maßnahme ausdrücklich. „Wir sind glücklich über jeden Tag, an dem es keinen Fall in einer unserer Einrichtungen gibt. Unser Ziel ist es, das Virus so lange wie möglich fern zu halten“, sagt Rothausen. Neben dem Heim in Gummersbach betreibt die Caritas auch noch das Seniorenzentrum St. Mariä Heimsuchung in Marienheide, wo am Montag getestet werde, so Rothausen. „Wir hoffen, dass uns die Testergebnisse erstmal etwas beruhigen können.“
Die Caritas habe die Einrichtungen so zugemacht, wie es nur ginge. „Gerade für die Bewohner und die Angehörigen, die sich nicht sehen können, ist das natürlich eine Tragödie“, sagt Rothausen. Viele zeigten aber dennoch Verständnis. Gleichzeitig wurden die Pflegekräfte anders eingeteilt, um im Fall der Fälle eine bessere Zuordnung zu haben. Die Hygienestandards wurden hochgeschraubt, sodass beispielsweise ein Therapeut, der die Einrichtung besucht, bereits zwischen zwei Etagen die Schutzkleidung wechseln müsse. Bei allen Bemühungen räumt Rothausen aber auch ein: „Einen 100-prozentigen Schutz gibt es einfach nicht.“
Noch gebe es beim Personal keine Schwierigkeiten, so Rothausen. Wenn aber im Ernstfall beispielsweise die Mitarbeiter über 60 und mit Vorerkrankungen sicherheitshalber nach Hause geschickt würden, „fehlt schnell ein Drittel des Teams“. Da die Tagespflege momentan geschlossen sei, gebe es zwar noch Personalkapazitäten. „Die sind aber auch begrenzt.“ Rothausen hofft deshalb auch auf weitere Unterstützung aus den Pflegeschulen. Aus diesen waren Schüler im zweiten und dritten Ausbildungsjahr bereits in den Heimen im Einsatz, während die Schulen ausgesetzt waren. Nun sollen die Nachwuchskräfte aber wieder stärker beschult werden, so Rothausen. Im Ernstfall, so der der Vorstandsvorsitzende, hoffe er darauf, dass man mit den Pflegeschulen dann Lösungen findet.
Wie der Ernstfall aussehen kann, zeigt das Beispiel des Otto-Jeschkeit-Altenzentrums in Ründeroth. Eine positiv getestete Bewohnerin starb im Krankenhaus, eine positiv getestete Mitarbeiterin befindet sich in Quarantäne. Personal des betroffenen Wohnbereichs mit Vorerkrankungen wurde nach Rücksprache mit dem Betriebsarzt vorsorglich vom Dienst befreit. Um die Ausfälle aufzufangen, sei in Rücksprache mit der Heimaufsicht das Personal nun so eingeteilt worden, dass eine Grundpflege sichergestellt ist, teilt die Awo mit. Zudem seien weitere Mitarbeiter nach Hause geschickt worden, die dann im „Notfall“ eine Art Reserve bilden können. So solle verhindert werden, dass alle Mitarbeiter der Einrichtung auf einmal ausfallen.
KOMMENTARE
1
Ich danke höchstpersönlich und hiermit öffentlich ALLEN Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsamtes und allen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bereichen der Kreisverwaltung, die gerade so viel leisten und „rödeln“, um eine weitere und schnelle Ausbreitung des Infektionsgeschehens zu verhindern ! Sie machen / Ihr macht einen super Job - zum Wohle von uns allen ! Danke ganz herzlich!
Klaus Grootens, Kreisdirektor des OBK , 15.04.2020, 21:28 Uhr2
Es ist ja schön und Gut das Altenheime getestet werden-jedoch was ist zb mit uns ? Wir in der Ambulanten Pflege?? Sind wir nicht gefährdet und tragen evtl unbewusst das Virus weiter?
Nicole, 16.04.2020, 09:25 Uhr3
Es ist gut das getestet wird, aber wie steht es mit dem Rest der Bevölkerung, vor allem mit den über 60jährigen die zur der besonders gefährdeten Zählt. Sollten nicht alle in bestimmten Abständen kontrolliert werden? Wann kommt so ein Schnelltest, dann könnten mehr Menschen getestet und schneller Maßnahmen ergriffen werden, um das Virus an der Ausbreitung zu hindern.
Günter Lange, 16.04.2020, 15:37 Uhr4
Ich finde es eine gute Sache das jedes Altenheim getestet wird da es schon so viele
Fälle gab .
5
Bedauerlicherweise gibt es in der ambulanten Pflege auch Mitarbeiter die den Mund-/Nasenschutz ablehnen. Zudem werden Kontaktempfehlungen im privaten Bereich nicht eingehalten. Ich mag nicht daran denken wie hoch hier das Infektionsrisiko für die Patienten ist.
Johannes, 17.04.2020, 13:02 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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