LOKALMIX

Lautstark für mehr Lohn

lw; 04.11.2024, 15:20 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Mit Fahnen, Transparenten und ein wenig Feuerkraft zogen die Beschäftigten von Rüggeberg zu MAT.
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Lautstark für mehr Lohn

lw; 04.11.2024, 15:20 Uhr
Oberberg – Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie haben den Kreis erreicht – Marsch von Rüggeberg zu MAT – 24-Stunden-Streiks könnten folgen.

Von Lars Weber

 

Ausgestattet mit Trillerpfeifen, Fahnen, Transparenten und Bengalofeuer sind heute Morgen mehr als 200 Beschäftigte von der Firma Rüggeberg in Marienheide zum Nachbarunternehmen MAT marschiert. Zu dem Warnstreik hatte die IG Metall aufgerufen. Er ist wie andere aktuelle Warnstreiks die Konsequenz aus den Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, die seit September laufen. Gefordert werden von der IG Metall sieben Prozent mehr Geld für die Beschäftigten sowie für Auszubildende 170 Euro mehr im Monat – das erste Angebot stellte die Arbeitnehmer aber nicht zufrieden. Die ersten Aktionen im Oberbergischen Kreis habe es bereits vergangene Woche gegeben, wie Haydar Tokmak, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gummersbach, am Rande des Streiks mitteilte. Heute gingen die Beschäftigten öffentlichkeitswirksam auf die Straße, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Es ist die erste Welle an Aktionen.“

 

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Nicht nur Arbeiter von Rüggeberg und MAT beteiligten sich, sondern auch Beschäftigte der BPW Bergische Achsen aus Wiehl, von Voestalpine aus der Gemeinde Reichshof und von Schmidt + Clemens aus Lindlar waren gekommen, um ihre Kollegen zu unterstützen. Für diese Solidarität dankte Tokmak allen Anwesenden.

 

Um 9:25 Uhr hatte sich der Tross der Beschäftigten vom Werkstor 2 der Firma Rüggeberg lautstark und unter Polizeibegleitung in Bewegung gesetzt. Auf der Straße Am Krüenberg marschierten sie rund 500 Meter die Straße runter und wieder hoch, bevor es vor MAT zu einer kurzen Kundgebung kam.

 

 

Die geforderten Tarifverbesserung bezeichnete Tokmak als notwendig, überfällig und auch finanzierbar. Für die Beschäftigten sehe es finanziell nicht gut aus, gerade die unteren Entgeltgruppen würden schwer von der Inflation getroffen. Während der Export schwächelt, müsse man zusehen, dass die Binnenwirtschaft auf den Beinen bleibe. „Dies wird auch der Industrie guttun“, so Tokmak gegenüber OA. Dafür sei die Tariferhöhung wichtig, damit den Menschen mehr im Portemonnaie bliebe. „Wenn wir jetzt den privaten Konsum abwürgen, dann kommt Deutschland aus der wirtschaftlichen Abwärtsspirale nicht mehr heraus“, so der Gewerkschaftssekretär gegenüber den Beschäftigten. Außerdem forderte er eine industriefreundliche Politik.

 

[Haydar Tokmak, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Gummersbach, sprach zu den Beschäftigten.]

 

Zudem sei es wichtig, mehr Geld für die kommenden Fachkräfte in die Hand zu nehmen. „Bei der Ausbildungsvergütung bewegt sich die Metall- und Elektroindustrie nur im Mittelfeld.“ Dies sei aber „kein gutes Werbeargument“. „Wer heute in die Jugend investiert, investiert auch in die Zukunft, tut etwas gegen Fachkräftemangel und sichert so den Bedarf im eigenen Unternehmen.“

 

Nach drei Verhandlungsrunden liegen Arbeitgeber und Gewerkschaften noch weit auseinander. Das Angebot der Arbeitgeber: 1,7 Prozent mehr Geld ab Juli 2025, weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 – für eine Laufzeit von 27 Monaten, also bis Ende 2026. „Das ist viel zu lang, das ist viel zu wenig und es kommt auch viel zu spät und würde nicht mal die zu erwartende Inflation der nächsten Jahre ausgleichen“, so Tokmak.

 

 

Die nächste Verhandlungsrunde steht am 11. November an. Falls es zu keinem Angebot kommen sollte, das den Gewerkschaften zusagt, werde es anschließend zu 24-Stunden-Streiks kommen – auch im Oberbergischen Kreis. Den Beginn würden laut Tokmak die Beschäftigten von Eaton machen. „Wir hoffen auf Eure Solidarität, sollte es so weit kommen.“

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