LOKALMIX
Lückenschließer nehmen Arbeit auf
Gummersbach – Ambulantes geriatrisches Reha-Zentrum öffnet in der „Alten Post“ – Zwei Millionen Euro wurden investiert.
Von Lars Weber
Etwas länger als geplant hat es dann doch gedauert. Wie so viele andere Dinge während der Pandemie auch. Aber nun ist das ambulante geriatrische Reha-Zentrum Casana für die Generation 70 Plus an den Start gegangen. Damit kommt wieder mehr Leben in die „Alte Post“ in der Gummersbacher Hindenburgstraße. Bei einem Tag der offenen Tür am gestrigen Montag schauten sich bereits viele Interessierte die neuen Räumlichkeiten an, später am Nachmittag tauschten sich die Verantwortlichen noch mit Vertretern von Stadt, Kreis, der Ärzteschaft und aus der Pflege aus. Eingeladen dazu hatte der Bundesverband geriatrische Schwerpunktpraxen.
Was steckt hinter Casana?
Die Casana Holding ist beheimatet in Hessen. Das Konzept Casanas wurde in den 1990er-Jahren extra für Senioren entwickelt und nimmt die ambulante Reha abseits von Krankenhäusern und Praxen in den Fokus. Vor über 15 Jahren wurde das erste Zentrum in Mannheim eröffnet. Nun strebt Casana auch dank des neuen Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetzes die Expansion und die Eröffnung weiterer Standorte an. Neben Ratingen, Hamm und Mühlheim nahm das Unternehmen auch Gummersbach in den Fokus. Ausschlaggebend dafür war die Attraktivität und das Potenzial der Immobilie „Alte Post“.
Was ist das Ziel?
Aktivierung und Netzwerkbildung, das seien die Themen von Casana, wie Geschäftsführer Dr. Oliver Haarmann erklärte. Das Casana-Team wolle die Mobilität der Menschen so lange wie möglich erhalten, die Einstufung in höhere Pflegestufen mindestens hinauszögern und die Lebensqualität verbessern. Wichtig aus seiner Sicht: „Im ambulanten Sektor müssen wir uns um die Menschen kümmern, bevor die geriatrische Karriere beginnt“. Dann habe man die Möglichkeit, die nächsten Jahre physisch zu beeinflussen.
Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz
Das IPReG ist Ende Oktober des vergangenen Jahres in Kraft getreten. Es sieht unter anderem vor, dass der Arzt über die Notwendigkeit einer geriatrischen Reha entscheidet und der Antrag nicht mehr an die Krankenkasse gestellt werden muss. Außerdem ist die Verschreibung dieser Heilmittel für Menschen ab 70 Jahren von den üblichen Budgets der Ärzte entkoppelt. Die Verlängerung eines Rezepts fällt also leichter. Informationen dazu gibt es auch beim Bundesgesundheitsministerium.
[Casana-Geschäftsführer Dr. Oliver Haarmann]
Damit die Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können und Krankenhausaufenthalte vermieden werden, sollen sie bei der Reha eine umfassende Behandlung erfahren. Dazu gehört eine Kombination aus Sport, Physio- und auch Ergotherapie. Aber auch Ernährungsberater, Sozialberater oder Psychologen gehören zum Konzept dazu. So sollen beispielsweise Altersdepressionen in den Griff bekommen werden.
Zu der umfassenden Behandlung gehöre auch, das richtige Netzwerk zu haben und sich austauschen zu können. Casana habe schon mit vielen lokalen Vertretern gesprochen, von der Alzheimergesellschaft über Pflegedienste bis zu den Ärzten.
Was ist alles in der „Alten Post“ passiert?
Innen ist das Gebäude kaum wiederzuerkennen. Viele Durchbrüche wurden getätigt, sodass Raum geschaffen wurde für die vielen unterschiedlichen Behandlungsräume. 1.600 Quadratmeter ist die Fläche groß. Auch drei Praxen sind dort untergebracht, für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. 60 Reha-Patienten sollen am Tag betreut werden. Damit diese bequem in das Zentrum kommen, besteht eine Kooperation mit Taxi Lang. Das Team im Casana besteht aus 20 Mitarbeitern. Leitende Ärztin ist Dr. Mirja Katrin Modreker. Leitende Pflegefachkraft und Fachwirtin ist Silke Brudler.
Zwei Millionen Euro wurden laut Mathias Beck, Investor und Casana-Gesellschafter, in der „Alten Post“ in die Hand genommen. Neben den Arbeiten am Reha-Zentrum soll bald der Tedi-Markt noch aufgewertet werden. Außerdem wurden sieben neue Wohnungen in den oberen Etagen geschaffen, die bereits vermietet seien. Beck lobt dabei die Stadtverwaltung, die immer ein offenes Ohr für sie gehabt habe.
[Stefan Folberth, Präsident des Bundesverbands geriatrischer Schwerpunktpraxen, begrüßte die Gäste.]
Welche Rolle spielt das neue Angebot im Kreis?
Stefan Folberth, Präsident des Bundesverbands geriatrischer Schwerpunktpraxen, sagte, dass die Versorgung der älteren Menschen mit der Eröffnung noch etwas besser werde. Besonders große Schnittmengen sieht er dabei mit den Zielen des Modellprojekts Oberberg FAIRsorgt des Oberbergischen Kreises. „Wir werden an einem Strang ziehen“, so Folberth. Kreis-Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach erklärte, dass sie im Rahmen des Projekts die Bedarfslücken für die ältere Generation genau erkennen würden. Es sei wichtig, dass diese Lücken gefüllt werden, bevor „uns die Bedarfe auf die Füße fallen“. Lob kam auch seitens der Stadt Gummersbach. Bürgermeister-Stellvertreter Jürgen Marquardt bezeichnete die Neueröffnung als wertvollen Baustein für das Konzept von Oberberg FAIRsorgt.
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