LOKALMIX

Nachts im Hühnermobil, tagsüber draußen

kr; 13.05.2020, 15:10 Uhr
Fotos: Karin Rechenberger --- Biobauer Niklas Kappenstein hat seinen Traum einer mobilen und dem Tierwohl verpflichteten Hühnerhaltung umgesetzt.
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Nachts im Hühnermobil, tagsüber draußen

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kr; 13.05.2020, 15:10 Uhr
Morsbach - Morsbacher Biobauer Niklas Kappenstein hat seine Idee einer Mobilstallhaltung in die Tat umgesetzt.

Von Karin Rechenberger

 

Die Corona-Pandemie hat viele Menschen verunsichert, Existenzen standen und stehen auf dem Spiel, der Bewegungsspielraum war eingeengt. Letzteres sorgte aber auch dafür, dass gerade Lebensmittel-Produkte aus der Region mehr gefragt waren. Dort kann Niklas Kappenstein ein gewichtiges Wort mitreden. Schließlich hat der Biobauer vor zweieinhalb Jahren neben der  Zucht schottischer Hochlandrinder seine Idee zur Mobilstallhaltung umgesetzt. Was das ist? 225 Biolegehennen sind in einem Hühnermobil untergebracht und gehören wie ein Bauwagen, in dem weitere Hühner leben, zum Biohof Kappenstein. Sie führen im wahrsten Sinne des Wortes ein Hühnerleben in Würde, streifen auf den Höhen von Morsbach-Lichtenberg im frischen Gras umher, scharren, gackern zufrieden und werden von einem stolzen Hahn aufmerksam umrundet. Idylle pur also.

 

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Mit seinem `grünen´Gewissen legt der 25-jährige Biobauer großen Wert auf eine artgerechte Hühnerhaltung. Nach dem Abschluss seiner landwirtschaftlichen Lehre besucht er derzeit die Landwirtschaftsschule in Köln, um bald als "staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt" arbeiten zu können. Auf artgerechte Tierhaltung legt Kappenstein schon seit längerm Wert. Seinen großen Traum von eigenen Rindern hatte er schon als Kind. Bereits mit 14 Jahren hielt  Kappenstein nach schottischen Hochlandrindern Ausschau. Unterstützt von seinen Eltern startete er mit zwei weiblichen Jungrindern, die den Grundstock seiner heutigen Herde bilden. „Unser Herdbuch-Zuchtbetrieb 'Highland Cattle vom Frankenthal' hält im Schnitt 45 Tiere, die sowohl Naturschutzflächen als auch extensiv bearbeitetes Grünland beweiden“, erläutert er. Sowohl mit den Tieren, als auch mit deren Erzeugnissen erreichte Niklas Kappenstein zahlreiche Preise.

 

[Die schottischen Hochlandrinder „Highland Cattle vom Frankenthal“.]

 

Aber zurück zu den Hühnern. Das Hühnermobil ist voll gepackt mit moderner Technik. Solaranlagen versorgen es mit Strom, Klappen für den Auslauf öffnen sich automatisch, ebenso wie sich der Wasser- und Futtervorrat automatisch regulieren lässt. Es bietet den 225 Biolegehennen und fünf Hähnen ausreichend Platz. Nachts schlafen die Hühner oben auf der Stange, morgens flattern sie einen Stock tiefer und legen ihre Eier in die mit Dinkelspelzen ausgelegten Nester, und tagsüber picken sie im Freien. Alle zwei Wochen wird der Trecker angekuppelt und schleppt den Stall samt Tieren auf eine frische Wiese. „Durch die geringe Standzeit des Hühnermobils sinkt der Infektionsdruck, wodurch die Gesundheit der Tiere gefördert wird“, erklärt der Jungbauer. Der Hühnermist trägt zu einem guten Nährstoffkreislauf bei und bringt wichtige Nährstoffe in den Boden zurück, die in der biologischen Landwirtschaft unverzichtbar sind.

 

[In diesem mobilen Hühnerstall nächtigen die über 200 Bio-Legehennen.]   

 

Die insgesamt 250 Lohmann-Hennen legen am Tag 220 Eier. „80 Prozent vermarkte ich im Moment im eigenen Eierhäuschen und 20 Prozent gehen zum einen ins Lichtenberger Lädchen und zum anderen in eine Kölner Metzgerei“. Doch die Lichtenberger Hühner-Gang braucht auch Schutz. Als zuverlässige „Aufpasser“ fungieren die Gans „Gundel“ und der Ganter „Gustav“.

 

„Die beiden Höckergänse sind äußerst wachsam, clever und mutig. Sie unterstützen die vier Hähne beim Aufpassen“, erklärt der junge Biobauer. Laut schnatternd sorgen sie dafür, dass Füchse und anderes Raubwild die Flucht ergreifen, und Habichte die Hühner-Schar nicht minimieren. Die Wachhunde mit Flügeln scheinen an ihrem Aufpasserjob wahre Freude zu haben. Auch zu Corona-Zeiten kann man die Eier oder andere Produkte des Biohofes im „ Leechtermejer Eierhüüschen“ (Bild) erwerben. 24 Stunden sind die Käufer dort willkommen und können sich jederzeit im Eierhäuschen bedienen. Und so geht's: Hände draußen desinfizieren, Abstand halten, einzeln eintreten, Eier oder sonstige Leckereien auswählen, bezahlen,Türe schließen und die Produkte zuhause genießen.

 

Das Eierhaus: Zu den Gärten 27, 51597 Morsbach-Lichtenberg, Tel.: 02294/90 250 oder 0151/17 25 17 21.

 

[Biobauer Niklas Kappenstein mit seinen „Wachhunden“ Gundel und Gustav.]

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