LOKALMIX

Neue Hoffnung für Mädchen aus Afghanistan

Red; 29.04.2022, 12:04 Uhr
Foto: Klinikum Oberberg --- Amira (l.) und Ayla wurden in Gummersbach von Dr. Jan Raphael Hohbach operiert und werden von Marie Schneider betreut.
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Neue Hoffnung für Mädchen aus Afghanistan

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Red; 29.04.2022, 12:04 Uhr
Gummersbach - Handchirurg Dr. Hohbach operierte zwei Kinder - Schwere Verbrennungen nach Gasexplosion.

Ein bisschen unsicher schauen die beiden Mädchen von ihrem Memory-Spiel auf, blicken zu Pflegeschülerin Marie Schneider und Praktikantin Nelli Grabowski, die sich um sie kümmern. Vor einer Woche kamen Amira und Ayla (Namen geändert) über das Friedensdorf International ins Kreiskrankenhaus Gummersbach, wo Handchirurg Chefarzt Dr. Jan Raphael Hohbach bereits auf seine kleinen Patientinnen wartete. Vor ihnen lagen zwei komplizierte Operationen, um ihre schweren Handverletzungen zu behandeln, wie das Klinikum Oberberg mitteilt.

 

Das Friedensdorf ist eine Hilfsorganisation mit Sitz in Dinslaken/Oberhausen und arbeitet in Afghanistan mit einer lokalen Partnerorganisation zusammen, die die Eltern schwer verletzter Kinder kontaktiert. Ärzte vor Ort begutachten die Einzelfälle und wägen die medizinischen Möglichkeiten ab. Mit dem Einverständnis der Eltern kommen die jungen Patienten dann nach Deutschland ins Friedensdorf, wo neben Übersetzern auch Mitarbeiter unterschiedlichster Disziplinen zur Verfügung stehen, um den Aufenthalt der Kinder professionell zu begleiten, erklärt das Klinikum Oberberg.

 

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Ärzte wie Dr. Hohbach operieren die Kinder dann ehrenamtlich, um ihnen wieder Lebensqualität zu schenken. Oft sind es komplizierte Eingriffe, mit denen eigentlich viel zu lange gewartet worden war. Amira beispielsweise hatte nach einer Gasexplosion schwerste Verbrennungswunden am ganzen Körper davongetragen. Durch die Vernarbungen der Haut hat sich auch die rechte Hand stark kontrahiert, weswegen das kleine Mädchen keine Faust mehr machen konnte – alle Finger hatten sich zum Handrücken hin zusammengezogen. In einer aufwändigen Operation entfernte der Handchirurg die vernarbte Haut, löste vorsichtig die Kontrakturen und transplantierte Haut.

 

„Wir können nur schwer nachempfinden, welche Traumata die Kinder erlebt haben“, sagt Dr. Hohbach, der schon häufiger Jungen und Mädchen aus dem Friedensdorf operiert hat, so die Mitteilung weiter. Die Familien leben meist in sehr armen Verhältnissen, kochen am offenen Feuer. Opfer sind dann häufig die Kleinsten, die zu nah an die Öfen kommen. So auch Ayla, die im Alter von zwei Jahren ins Feuer eines Erdofens gepackt hat. Seitdem sind die Finger ihrer rechten Hand mit der Handfläche verwachsen. Dr. Hohbach konnte in einem ersten Eingriff Daumen und Zeigefinger lösen, sodass die Elfjährige mit viel physiotherapeutischer Unterstützung damit hoffentlich bald wieder greifen kann.

 

In Gummersbach wurden die beiden Mädchen auf der Kinderstation umsorgt von Schülerin Marie und Praktikantin Nelli: „Mit der Verständigung klappt es inzwischen ganz gut“, freut sich Marie, „was mit Worten nicht klappt, schaffen wir mit Gesten und Mimik.“ Um den Patientinnen die Zeit zu vertreiben, spielen sie mit ihnen oder gehen spazieren. Eine Kontrolle wird es wohl bei Dr. Hohbach nochmal geben, um zu prüfen, ob die Wundheilung gut voranschreitet und die Funktionalität der Finger sich bessert – alles andere, Physio- und Ergotherapie, wird im Friedensdorf gewährleistet, von wo aus Amira und Ayla bald wieder in ihre Heimat reisen können.

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