LOKALMIX
Neues Radwegekonzept: Mehr Wald, weniger Asphalt
Wiehl – Außerorts sollen der unmotorisierte Verkehr auf zwei Rädern verbessert werden – Dazu müssen Waldwege ertüchtigt werden – Radlerstammtisch half beim Aufstellen der Maßnahmen.
Von Lars Weber
Radfahren soll attraktiver werden. Dieser gute Vorsatz lässt sich in so ziemlich jedem Mobilitätskonzept finden, das aktuell in den Kommunen aufgestellt wird oder bereits aufgestellt worden ist. Schwierig wird es, das Ziel mit belastbaren Inhalten zu füllen. Denn allzu oft befinden sich diverse Baulastträger in einem schwer zu steuernden Boot, wo gerade auch Grundstücksfragen schnell dazu führen können, dass sich nicht viel bewegt – schon gar keine Fahrräder. Ein anderer Ansatz an das Thema soll nun in Wiehl dafür sorgen, dass einige Orte der Kommune als wichtige Verkehrsknotenpunkte mit sicheren Radwegen verbunden werden sollen. Das „Radwegekonzept außerorts“ hat Mobilitätsmanager Torsten Richling in der vergangenen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vorgestellt.
Grundlage für das Konzept ist das Wiehler Mobilitätskonzept, das im März des abgelaufenen Jahres vom Stadtrat beschlossen worden war (OA berichtete). Eine wichtige Rolle bei der Erarbeitung der Maßnahmenpakete hat der „Radlerstammtisch“ gespielt, der seit rund einem halben Jahr existiert. Dieser hatte sich aus interessierten Bürgern nach Teilnahmen am Stadtradeln gebildet und sich seitdem dreimal getroffen, wie Richling berichtete. Ein Vorteil: Die radelnden Bürger kommen aus dem ganzen Stadtgebiet und kennen die Strecken, im Guten wie im Schlechten.
Das erleichterte die Suche nach alternativen Strecken, um enge Kreis-, Bundes- und Landstraßen zu meiden – ein wichtiges Ziel des Konzepts. Schließlich sollen die Strecken vor allem eines sein: sicher. Und einige Straßen seien dahingehend völlig ungeeignet für Radfahrer, so Richling. So zum Beispiel die B 56 bei Brächen und Forst. Doch die jeweiligen Verbindungen zwischen den Orten seien notwendig, damit die Radfahrer sicher zum Beispiel nach Bielstein, Wiehl oder auch größere Orte in Nachbarkommunen kommen können.
Anhand des Radverkehrsnetzes NRW schaute man sich den aktuellen Netzplan an, um gegebenenfalls ungeeignete Strecken zu verlegen oder zusätzliche Routen zu erarbeiten. 13 Maßnahmen haben es in die Liste geschafft. Es geht um eine Streckenlänge von insgesamt rund 50 Kilometern. 19 Kilometer davon führen über Waldwege, etwa die Hälfte davon müsse aufgewertet werden, um sie nutzen zu können. Hinzu kommen notwendige Schilder und neue Markierungen.
Der längste Streckenabschnitt führt auf 7,8 Kilometern von Merkausen über Marienhagen nach Wiehl. 3,4 Kilometer Waldweg müssten überarbeitet werden. Die größte Herausforderung: Es müsste eine Brücke im Alpetal neu gebaut werden, die beim Hochwasser 2001 zerstört worden war. An dieser Stelle befindet sich aktuell nur eine Furt, die Wanderer über Steine gut überqueren können – für Radfahrer sei dies aber ungeeignet. Die Brücke wäre aber das einzige Bauwerk im ganzen Konzept, das neu gebaut werden müsste.
Eine andere entscheidende Strecke ist jene zwischen von Bielstein und Drabenderhöhe (6,6 Kilometer), die über Niederhof, Hahn, Immen und Brächen führt. Dabei gelte es vor allem, die Uelpestraße zu meiden. Auch dies soll über die Ertüchtigung bestehender Waldwege möglich werden. Im Blick seien darüber hinaus auch Gefahrenpunkte, die entschärft werden sollen. Dazu gehört zum Beispiel die Kurve am Pfaffenberg vom Hübender herunter. Um die Streckenführung für Radfahrer neu zu definieren, seien in diesem Fall Abstimmungen mit der Gemeinde Nümbrecht und dem Naturpark Bergisches Land nötig.
Die Strecken des Maßnahmenpakets
- von Marienhagen nach Bomig, Strecke: 4,4 Kilometer
- von Bomig nach Oberbantenberg, 1,6 Kilometer
- von Oberbantenberg über Hückhausen nach Weiershagen, 2,6 Kilometer
- von Bielstein nach Drabenderhöhe, der Uelpe folgend, 3,9 Kilometer
- von Bielstein über Niederhof, Hahn, Immen, Brächen nach Drabenderhöhe, 6,6 Kilometer
- von Hahn nach Forst, 2,6 Kilometer
- von Fahlenbruch nach Hillerscheid, 3, Kilometer
- von Merkausen über Marienhagen nach Wiehl, 7,8 Kilometer
- von Bielstein nach Linden, 2,8 Kilometer
- von Dreisbach nach Drespe, 3,4 Kilometer
- von Remperg nach Brüchermühle, Weg entlang von Stausee muss mit Gemeinde Reichshof geprüft werden
- von Brächen über Kaltenbach ins Aggertal, 5,4 Kilometer
- Gefahrenpunkt Pfaffenberg
Richling hat ausgerechnet, dass insgesamt etwa 1,6 Millionen Euro nötig seien, um die Maßnahmen umzusetzen. Diese Zahl schließt auch eine neue Brücke im Alpetal ein. Hoffnung setzt er in das Förderprogramm „Klimaschutz durch Radverkehr“ vom Bund, für das sich Wiehl mit einer Projektskizze beworben habe. Eine 90-prozentige Förderung ist darüber möglich. Im März soll es dazu eine Entscheidung geben – zumindest theoretisch. Denn: Aufgrund der Regierungsneubildung weiß Richling nicht, ob es tatsächlich dazu kommen wird. Falls dieser Weg keinen Erfolg hat, sollen andere Möglichkeiten ausgelotet werden, um den Plan in die Tat umzusetzen.
Der Radlerstammtisch ist für jeden interessierten Bürger offen und nimmt gerne weitere Mitglieder auf. Informationen zum Stammtisch gibt es bei Torsten Richling unter Tel.: 02262/99 23-8.
KOMMENTARE
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So etwas täte Gummersbach auch mal Gut!!!
Radler, 03.01.2025, 15:24 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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