LOKALMIX

Neustart im Hygiene-Modus

bv, ls; 11.05.2020, 15:09 Uhr
Archiv-Foto: Michael Kleinjung.
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Neustart im Hygiene-Modus

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bv, ls; 11.05.2020, 15:09 Uhr
Oberberg - Vor allem an den Grundschulen der Region trudeln ab heute wieder Schüler aller Klassen ein und müssen sich an konkrete Abstands- und Hygieneregeln halten.

Von Bernd Vorländer und Leif Schmittgen

 

Seit heute gibt es neue Regelungen für die NRW-Schulen. Bereits in der vergangenen Woche waren die Viertklässler in ihre Schulen zurückgekehrt, ab heute wird für die Klassen eins bis drei ein rotierendes System eingeführt. Viele Klassen wurden geteilt, sie kommen tageweise wieder zum Unterricht. Die Grundschulen  organisieren dies mit Terminplänen in eigener Verantwortung. Auch die Jugendlichen an weiterführenden Schulen, die im nächsten Schuljahr 2020/21 ihr Abitur ablegen, kehren ab heute wieder in die Klassenzimmer zurück. An Haupt-, Real- und Sekundarschulen sollen nach und nach auch die Jahrgänge fünf bis neun tageweise Präsenzunterricht erhalten. Gesamtschüler und Gymnasiasten der Unter- und Mittelstufen sollen allerdings erst Ende Mai wieder die Schulen betreten, wenn die Hauptphase der Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen beendet wurde.

 

An den oberbergischen Grundschulen werden die Hygiene- und Abstandsbestimmungen sehr ernst genommen. Entsprechende Vorkehrungen wurden überall getroffen und Konzepte mit den einzelnen Schulen erarbeitet. "Alle haben sich mit der aktuellen Situation arrangiert. Bei uns läuft das relativ geräuschlos", sagt Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus. Hände-Desinfektion, Abstandsgebote und Maskenpflicht gehören auch in den Grundschulen zum Standard-Programm. Viel Verantwortung liege natürlich beim Lehrpersonal, das die Schüler über die Regelungen aufkläre und entsprechend instruiere.

 

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Auch in Nümbrecht greift ein Hygiene-Plan, der etwa für jede Grundschule zahlreiche Verhaltenshinweise und Bestimmungen enthält. Die Schüler werden zum Teil schon beim Betreten des Schulgeländes erwartet und durchlaufen anschließend eine Hygiene-Schleuse. Bis in den jeweiligen Klassenraum hinein herrscht Maskenpflicht. Erst am Sitzplatz kann der Mundschutz abgelegt werden. Als Garderobe dient der eigene Stuhl. Lehrkräfte bekommen eine eigene "teaching zone", um den Mindestabstand wahren zu können. Pausen werden zeitversetzt organisiert und für die unterschiedlichen Lerngruppen auch eigene Zonen auf dem Pausenhof definiert. "Händewaschen und Hygienemaßnahmen müssen intensiv beachtet werden - und zwar von allen, die in der Schule tätig sind", sagt Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius.

 

Kontaktflächen und Böden der Allgemeinflächen werden täglich nach Schulschluss gereinigt, die Fußböden in den Klassen- und Fachräumen alle 2,5 Tage. Die Sanitärbereiche werden täglich penibel sauber gehalten. Hilko Redenius betont, dass bis Ende Juli zusätzlich in allen Grundschulen nach der ersten großen Pause eine Reinigung der Toiletten stattfindet, die im Übrigen in ausreichender Zahl zur Verfügung stünden.

 

In Marienheide gibt es vereinzelt jedoch auch Unzufriedenheit. Kai Radek ist sauer über die Situation an der Grundschule in Müllenbach. Seine Tochter besucht dort die vierte Klasse. Ihn stört, dass laut Verordnung nur jeweils ein Kind zur Toilette gehen darf. 25 Schüler sind dort im Rotationsverfahren seit dieser Woche täglich anwesend, die Kinder zudem angewiesen, während der viertelstündigen Pause die Toilette zu besuchen. Aus Sicht des verärgerten Vaters ist die anvisierte „Ein-Personen-Regelung“ nicht praktikabel: „Der Einbau von Trennwänden an den jeweils drei Waschbecken würde das Problem lösen, da somit die Regel des Mindestabstands wegfallen würde“, ist sich Radek sicher. Dazu müssten die Schüler jeweils Masken beim Toilettengang tragen.

 

Eine Anfrage bei der Gemeinde, ob kurzfristig Trennschutz verbaut werden könne, blieb aus Radeks Sicht erfolglos. In einem persönlichen Gespräch mit Bürgermeister Stefan Meisenberg sei ihm mitgeteilt worden, dass man dazu nicht verpflichtet sei. Eine aus seiner Sicht „arrogante Antwort“. „Hier geht es um Kinder“, so Radek. Man wolle seitens der Verwaltung Geld sparen, die Würde der Kinder spiele in den Überlegungen keine Rolle. Aus seiner Sicht hätten die Kinder dann die Möglichkeit, mehrere der sechs dort verbauten Toiletten parallel zu nutzen, aus menschlichen Gründen wäre das laut Radek eine passable Lösung.

 

Die derzeitige Lösung hält er, wenn auch rechtlich konform, für entwürdigend: „Die Kinder müssen vor dem Toilettengang in den Raum rufen, ob bereits jemand anwesend ist“. Dabei würden zudem die jeweiligen Eingangstüren zum Sanitärbereich durch Sandsäcke offen gehalten, damit der Kontakt zu den Türgriffen vermieden werde. Das hält der Vater für inkonsequent „Um die Sache abzurunden, müssten die Armaturen an Waschbecken und Toilettenspülungen nach jeder Benutzung desinfiziert werden. Das sei nicht der Fall. Er wünscht sich deswegen geschlossene Türen.

 

Den Äußerungen Radeks widerspricht Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg energisch. „Das ist eine Einzelmeinung“, betont er nach Rücksprache mit Schulleiterin Susanne Beyer. Über Wochen habe man mit Schule und Verwaltung ein Konzept ausgearbeitet, das für alle Seiten das Beste sei. Meisenberg dementiert außerdem, dass der Toilettengang nur während der Pausen erlaubt sei: „Dem ist nicht so“. Die Anbringung eines Spritzschutzes würde keine Abhilfe bei der Umsetzung der Regeln schaffen. „Andere einzuhaltende Faktoren spielen dabei eine Rolle“, so der Bürgermeister. Der Einbau von Schutzwänden scheitere somit nicht an Finanzen, zudem halte er die bestehende Hygieneregelung, auch bei den Türen, für die Sinnvollste. „Wir haben in den vergangenen Wochen viel Geld in die Hand genommen, um Schutzmaßnahmen für die Bürger bereitzustellen“, untermauert er. In der vergangenen Woche waren die Viertklässler wieder vor Ort. Positive Rückmeldungen hätten ergeben, dass das derzeitige Schulkonzept hervorragend funktioniere.

KOMMENTARE

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Das Problem ist folgendes: Es wird propagiert die Regeln würden aufgestellt, was stimmt. Nur eingehalten werden diese leider nicht. Das ganze wird uns um die Ohren fliegen, und ich vermute: die letzten beiden Monate werden erst der Vorgeschmack.

Gideon E., 11.05.2020, 16:39 Uhr
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