LOKALMIX

Nicht nur ein Denkmal, sondern ein historischer Schatz

pn; 26.10.2023, 15:20 Uhr
Fotos: Peter Notbohm (Titel)/Digitales Archiv Schiefeling --- Vor dem linken Baum soll die multimediale Installation auf dem Edmund-Schiefeling-Platz im kommenden März enthüllt werden.
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Nicht nur ein Denkmal, sondern ein historischer Schatz

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pn; 26.10.2023, 15:20 Uhr
Engelskirchen – Der Edmund-Schiefeling-Platz in Engelskirchen erhält eine multimediale Installation, die im März kommendes Jahr enthüllt werden soll.

Von Peter Notbohm

 

Engelskirchens amtierender Bürgermeister Dr. Gero Karthaus hat in seiner Amtszeit nach eigener Aussage schon vieles erlebt, „aber so eine Initiative einer ortsansässigen Familie tatsächlich noch nie und sie ist ein echter Glücksfall für die Gemeinde“, sagt er. Edmund Schiefeling (1882 – 1947) war Engelskirchens erster demokratischer gewählter Bürgermeister in der Nachkriegszeit. Um die Erinnerung an den Chefredakteur und Herausgeber der Tageszeitung „Bergischen Wacht“, der während der NS-Zeit verfolgt und inhaftiert wurde, lebendig zu halten, wurde bereits ein zentraler Platz in Engelskirchen nach ihm benannt. Bislang fehlten dort allerdings jegliche Informationen zu Edmund Schiefelings Leben und gesellschaftlichem Engagement.

 

Das soll sich nun ändern. Bereits Anfang 2022 wurde bekannt (OA berichtete), dass die Nachfahren des engagierten Demokraten ein Denkmal in Form eine großen Bronzetafel auf dem Edmund-Schiefeling-Platz planen. Anschließend wurde es aber ruhig um das Thema – aus gutem Grund, wie nun im Ausschuss für Kultur und Tourismus und auf einer zuvor eigens anberaumten Pressekonferenz öffentlich wurde.

 

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Mittlerweile sind innerhalb der letzten zwei Jahre tausende Stunden Arbeit in das Projekt, das komplett von der Familie finanziert wird, geflossen. Die Nachfahren Schiefelings haben in Zusammenarbeit mit der Bonner Kulturwissenschaftlerin Dr. Katrin Hieke und dem Bildungsinstitut tinkerbrain aus Lohmar tausende Dokumente eingesehen und archiviert und dabei einen kleinen historischen Schatz zusammengestellt. „Anfangs haben wir nur über eine Bronzetafel auf Fels diskutiert, aber schnell gemerkt, dass wir ohne professionellen Beistand bei dieser Fülle an Dokumenten nicht weiterkommen“, sagt Stefan Lukas.

 

Entstanden ist nun ein multimediales Informationsportal. Das Herzstück wird auf dem Edmund-Schiefeling-Platz installiert – eine sorgfältig gestaltete Illustration, die durch eine Hörstation ergänzt wird, um verschiedene Sinne anzusprechen. Mittels eines QR-Codes gelangt man zum digitalem Archiv Schiefeling, das umfassende Informationen mit bislang unveröffentlichten Dokumenten beinhalten wird. Dr. Hieke spricht von einem „einzigartigen“ Projekt: „Wir haben hier einen riesengroßen Schatz an Dokumenten, Korrespondenzen und Fotos aus sehr privatem Familienbesitz aus seiner Schaffenszeit. Ich musste mich nicht lange überzeugt werden, daran mitzuarbeiten.“

 

[Bis zu seinem Tod 1947 widmete sich Edmund Schiefeling mit großem Engagement dem Wiederaufbau der durch den 2. Weltkrieg zerbombten Gemeinde.]

 

Ein besonderes Anliegen der Initiatoren ist es, besonders junge Menschen für die Geschichte von Edmund Schiefeling und für gesellschaftliche und politische Fragen zu begeistern. „Wir wollen jungen Menschen ein Beispiel geben, auch mal ihr eigenes Leben zu überprüfen, ob man gegen den Strom oder den Mainstream schwimmen kann. Über tinkerbrain arbeitet man eng mit den Schulen zusammen, auch um bei der Sprache und der Darstellung zielgruppengerecht zu arbeiten.

 

Die vielfältigen Elemente sollen die Besucher des neu entstandenen Lernorts dann buchstäblich auf eine Lernreise einladen. „Wir stellen immer wieder fest, dass Kinder etwas über ihren Heimatort wissen wollen. Hier haben wir ein Leuchtturmprojekt, dass junge Generationen einlädt in die lokale Geschichte einzutauchen“, sagt Anke Leitzgen (tinkerbrain).

 

[Am 11. Juli 1987 wurde der Edmund-Schiefeling-Platz eingeweiht.]

 

Enthüllt werden soll die illustrierte Stele, die von der deutschen Illustratorin Astrid Jaekel entworfen wurde, am 8. März kommendes Jahr. Die Nachfahren Schiefelings wollen dabei die Gestaltung der Einweihung ganz den Schülern Engelskirchens überlassen, um die Beteiligung junger Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. „Das soll keine tote Gedenkstätte, sondern ein lebendiges Instrument der Auseinandersetzung werden, wo es zum Standard wird, im Geschichtsunterricht dorthin zu gehen und sich mit dem Thema zu beschäftigen“, meint Lukas.

 

„Wir haben bereits die größte Museumsmeile im Oberbergischen am Rathaus und jetzt bekommen wir noch etwas sehr Wertvolles dazu. Ich kann mich für die geleistete Arbeit nur bedanken“, ergänzte Dr. Karthaus.

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