Oberberg - Bündnis Oberbergische Bahn stellt Ergebnisse der Machbarkeitsstudie im Beisein von Verkehrsminister Wüst bei Online-Tagung vor – Elektrifizierung zunächst bis Gummersbach oder Marienheide.
Von Lars Weber
Zu langsam, zu wenig Züge, zu störungsanfällig und in der Folge viele Verspätungen: Dass die Oberbergische Bahn, die RB25, dringend einer Generalüberholung nötig hat, ist schon lange klar. Die Frage war aber immer: Wie kann diese aussehen und wie umgesetzt werden. Um diese Fragen zu beantworten haben sich im Bündnis Oberbergische Bahn (siehe Kasten) 2017 unter anderem Kreise, Kommunen, der Nahverkehr Rheinland (NVR) und die Deutsche Bahn zusammengetan. Das gemeinsame Ziel: Die Oberbergische Bahn für die Zukunft aufstellen. Heute sind die Ergebnisse der in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie bei einer Online-Tagung präsentiert worden. Die wichtigsten Erkenntnisse: Der S-Bahn-Betrieb bis Gummersbach oder Marienheide in einem 20-Minuten-Takt ist sinnvoll. Bis zur Umsetzung wird es aber noch lange dauern.
Dabei, das wurde bei der Tagung in Einspielern und von vielen Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft – unter anderem natürlich Landrat Jochen Hagt oder Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein - deutlich gemacht, ist die RB25 so wichtig für die Anbindung des Oberbergischen und des Rheinisch-Bergischen Kreises sowie Teilen des Rhein-Sieg-Kreises an die Ballungszentren. Dies gilt insbesondere für den Pendlerverkehr aus Engelskirchen, Gummersbach, Marienheide, Overath und Rösrath – für diese Kommunen stellt die RB 25 die einzige Eisenbahnverbindung nach Köln dar. Was eine Elektrifizierung der Strecke für die Verkehrssituation auf den Straßen bedeute, fasste NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst zusammen: Alleine auf der RB25-Strecke sollen die Fahrgastzahlen bis 2030 um 30 Prozent steigen, momentan nutzten rund 15.500 Menschen täglich die Züge. „30 bis 35 Millionen Autokilometer im Jahr können mit einer besseren Strecke reduziert werden“, so Wüst.
[Fotos: NVR GmbH --- Froh, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zu präsentieren (v.li.): Dr. Norbert Reinkober (li.), Geschäftsführer des NVR, und NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst.]
Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des NVR, stellte die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für die 95 Kilometer lange Strecke vor. Größte Probleme für die Planer waren die 91 Kilometer lange Eingleisigkeit, die fehlenden Zugkreuzungsmöglichkeiten, Engpässe wie der Hoffnungsthaler Tunnel und die schwierige Topografie mit ihren Hügeln und Tälern, den geringen Kurvenradien oder auch der Nähe zu Flora und Fauna. „Wir wollen kein zweites Stuttgart 21“, sagte Reinkober. Sprich: Die Pläne sollen auch durchführbar sein und die Belange der Umwelt und der Menschen berücksichtigen. Es seien bis zu 40 verschiedene Varianten untersucht worden, von der Elektrifizierung über alternative Antriebe, vom Neubau der Strecke bis zu einem schnellen Regionalexpress. Letzterer würde mehr als eine Milliarde Euro verschlingen, sodass es nicht darstellbar sei.
Das ist das Bündnis Oberbergische Bahn
Im Herbst 2017 hat sich das Bündnis Oberbergische Bahn gegründet, um den Ausbau der Oberbergischen Bahn über die Grenzen von Gebietskörperschaften und Parteien hinweg voranzutreiben. Dem Bündnis gehören neben dem NVR und der DB die Kommunen Engelskirchen, Gummersbach, Köln, Lohmar, Marienheide, Overath und Rösrath, die Industrie- und Handelskammer zu Köln sowie der Oberbergische Kreis, der Rhein-Sieg-Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis an.
Klar ist: Die Oberbergische Bahn soll nach erfolgtem Streckenausbau zum Großteil in eine S-Bahn-Linie, die S15, umgewandelt werden. Von den vielen verschiedenen Varianten sind zwei übrig geblieben. Der Planfall 6 a sieht einen 20-Minuten-S-Bahn-Takt bis Gummersbach sowie einen Regionalbahn-Pendelbetrieb pro Stunde zwischen Gummersbach und Lüdenscheid vor.
Der Planfall 6 d beinhaltet identische Betriebsleistungen, ergänzend kämen zwei S-Bahn-Verbindungen bis Marienheide pro Stunde hinzu. Eine mögliche Weiterführung bis nach Meinerzhagen werde zudem geprüft. Dank der S-Bahn-Fahrzeuge soll die Oberbergische Bahn künftig nicht mehr am Kölner Hansaring enden, sondern Gummersbach beziehungsweise Marienheide über den Kölner Süden mit Kall in der Eifel verbinden. Zwischen Kall und Gummersbach soll ein 20-Minuten-Takt entstehen. Beide Varianten werden zunächst weiter geplant, sagte Reinkober.
[Die Oberbergische Bahn am Bahnhof in Overath.]
Eine Voraussetzung für diese Pläne werde gerade in Köln mit der Errichtung eines neuen, leistungsstarken elektrischen Stellwerks geschaffen, so Bernd Köppel, Leiter Infrastrukturprojekte West bei der DB Netz AG. Dieses solle in wenigen Jahren fertig sein. Die Aussage zeigt schon: Der im Moment auf etwa 350 Millionen Euro geschätzte Ausbau der Oberbergischen Bahn wird noch viele Jahre dauern. Die nächste Planungsstufe soll aber noch in diesem Jahr zünden, so Reinkober. Dann geht es an Gespräche mit dem Land und dem Bund über die Finanzierung. Für diese Verhandlungen sehr aussichtsreich sei, dass das überregionale Bündnis schon selbst viel Geld in die Hand genommen und wichtige Vorarbeit geleistet habe - und noch leisten wird. Neben der Finanzierung sei vor allem auch eine frühe Bürgerbeteiligung entscheidend für den Erfolg des Projekts. Wann die Umsetzung Realität wird und Gäste in die S15 steigen dürfen? Zu dieser Frage wollte Reinkober keine Jahreszahl nennen.
Die ganze Online-Tagung gibt es hier in voller Länge. Außerdem gibt es einen Flyer mit den wichtigsten Informationen zum Stand des Projekts.
KOMMENTARE
1
Ich hoffe sehr, dass man bei der Studie auch die Variante Vollelektrifizierung der gesamten Strecke bis Hagen / Lüdenscheid geprüft hat! Bevor man Oberleitungen auf Autobahnen baut, sollte man lieber erst einmal dafür sorgen, dass der Fahrdraht über sämtlichen Bahnstrecken hängt. Ein Klein-Klein bis GM / Marienheide ist in Zeiten des Klimawandels völlig unangebracht! Neubau der RB25!? Hilfe, nein, lieber die Bahn da hin bringen wo keine (mehr) ist!
Während der mittlere OBK "nur" EINE Bahnstrecke nach Köln hat, können die übrigen 10 Kommunen bahntechnisch weiterhin aus dem Vollen schöpfen! (haha...) Es geht mal wieder nur darum, dass GM möglichst gut angebunden ist, Nord- und Südkreis sind egal. Wo wohnen die meisten Oberberger? Genau, NICHT in Gummersbach! Nachdenkliche Grüße, Kalli
2
20-Minuten-Takt ?
Na, wenn dann die aktuellen Schließzeiten an den Schranken ( in meinem Fall Engelskirchen) so bleiben, dann Prost Mahlzeit für den Feierabendverkehr oder Rettungsfahrzeuge, die die L136 befahren. Jenachdem Welcher Fahrdienstleiter gerade Dienst hat bleiben derzeit die Schranken im Zugbegegnungsverkehr sogar zu.
Da scheint bisher bereits wenig bis garnichts zu passieren, mal sehen was man sich jetzt ausdenkt...
3
Statt Kabe weil Strom wieder dezentral bereitgestellt werden muss !!
Brennstoffzellenzüge einsetzen müssen zwar getankt werden brauchen aber keine Oberleitungen und schnell genug sind sie auch.
Pilotprojekte bekommen auch ne Förderung.
Und Bitte auch an die Anderen mit ( noch ) Bahnnetz denken !!!!
Ich will endlich von Waldbröl nach Gummersbach/ Köln mit dem Zug fahren und nicht fast ne Stunde mit der 304 oder mit dem PKW fast alleine.
4
Elektrifizierung?
Dann würden sich Ausfälle und Verspätungen wegen Oberleitungsstörungen und -ausfällen häufen: Im Winter durch Eis, im Frühling durch Sturm, im Sommer durch Blitz, im Herbst durch Wartung usw.
Eingleisige Elektrifizierung kostet mindestens 1 Mio €/km und hinterlässt neue Klima- und Umweltfolgen: Kein Bahnbetrieb fordert so viel Abholzung (Schutzstreifen) und Tieropfer wie der elektrische, und auch an Menschenopfern. Ferner erzeugt Elektrifizierung wegen des großen Metallrohstoffbedarfs weit mehr CO2-Fußabdruck.
Oberleitungsfreie Alternativen gibt es. Auch solche, die kostengünstiger und leistungsfähiger sind als Brennstoffzellen: H2-Bahnmotoren, BioLNG-Lkw-Motoren. Und wirklich klimafreundlich ist der Bahnstrommix für Oberleitungs- und Batterieantriebe noch lange nicht.
5
Endstation Marienheide? :-)
Marienheide macht ab und zu etwas sehr richtig. Sich an die elektrifizierte Strecke anbinden zu lassen ist sehr schlau, da es die Attraktivität des Ortes im Hinblick auf Wohnraumsuchende der Metropole Köln erhöht. Städte wie Waldbröl oder Wipperfürth werden nach Corona und mit zunehmenden wegfalls der Autobranche und deren Zulieferer in den nächsten 5 Jahren immer mehr veröden. Man hat in diesen Orten schlicht nach 1945 vergessen Geld in die Infrastruktur zu stecken. Keine Infrastruktur, wenig kulturelles Leben, zukünftig wenig Arbeitsplätze und der demografische Wandel werden diesen Orten letztendlich den Todesstoß versetzen. Coole Start Ups und Kölner Wohnungssuchende werden sich dann wohl eher in Marienheide oder Gummersbach niederlassen. LG Eckard
6
Die Elektrifizierung (nur) bis Gummersbach oder Marienheide macht den Anschluss der oberen Volmetalbahn mit 1-mal Umsteigen nach Lüdenscheid oder 2-mal Umsteigen nach Hagen unattraktiv.
Folge kann sein, dass diese Verbindung dann auch wieder eingestellt wird.
Die einzige Hoffnung für den märkischen Kreis wäre hier eine Durchbindung der Wiehltalbahn (ohne Oberleitung) von Waldbröl über Wiehl-Osberghausen-Gummersbach-Meinerzhagen bis nach Lüdenscheid.
Damit wäre eine Verbindung der Kreisstädte im Stundentakt und ohne Umsteigen möglich. Jede dritte S-Bahn des 20-Minuten-Taktes könnte in Osberghausen planmäßig schon wieder Kehrt machen. Das Kehrt-Machen in GM kennen die Fahrgäste in Marienheide ja schon zur Genüge. Die (WB-)Bahn käme dann dort zuverlässiger an.
7
@ Eckhard Kemper
Und die Immobilien Preise schießen in den Himmel .
Super nur für Haie und Grundbesitzer nur gut das es bis da hin noch lange dauert.
8
Wenn man in den nächsten 5 - 10 Jahren ohnehin das Kölner Dieselnetz ("Vareo") auf elektrischen Betrieb umstellen will und dafür sowieso neue Fahrzeuge beschaffen muss, warum kommt man nicht endlich auf die Idee, bimodale Fahrzeuge (Elektro/Diesel oder Elektro/Akku) zu beschaffen, die unter Fahrdraht elektrisch fahren, und auf den nicht elektrifizierten Streckenabschnitten den anderen Antrieb nutzen? In Frankreich ist der Zweikraft-Triebwagen der Baureihe B81500 (BGC) für solche Zwecke weit verbreitet.
Wenn man solche Fahrzeuge nicht haben möchte, bleibt eigentlich nur die komplette Elektrifizierung der Strecke Köln - Lüdenscheid als Alternative übrig. Ein Umsteigezwang aus dem Volmetal ins Rheinland kostet Fahrgäste und gefährdet die reaktivierte Strecke.
9
Das ist auch vor 30 Jahre so gewesen da ist die Bahn nur zwischen Lüdenscheid Brügge Westfalen und Gummersbach Dieringhausen vekehrt und jetzt soll sie nur zwischen Lüdensched und Gummersbach verkehren. Haben die Verantwortlichen in den 30 Jahren nichts dazu gelernt. Auch der Märkische Kreis braucht eine Durchbindung nach Köln.
Ein Lüdenscheider, 26.03.2021, 16:48 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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