LOKALMIX
Impfungen: Skeptiker sollen überzeugt werden
Oberberg - Am Kreiskrankenhaus und der Helios Klinik ist man startbereit - In der dritten Kalenderwoche soll es losgehen.
Von Leif Schmittgen
In der dritten Kalenderwoche sollen die Impfungen für Krankenhausmitarbeiter starten. In zwei Einrichtungen im Oberbergischen scheint man gut vorbereitet zu sein. Vor Weihnachten hatte man Befragungen gestartet, wer bereit ist, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die Mehrzahl der Mitarbeiter möchte sich schützen, vereinzelt wurden aber auch Bedenken geäußert. Dagegen sollen hausinterne Aufklärungskampagnen Mut machen. Nach den Rückmeldungen wurden nun entsprechende Dosen bestellt, verbunden mit der Hoffnung, dass auch schnell genügend Impfstoff geliefert wird. Logistisch sind die Vorbereitungen abgeschlossen und man ist startklar.
Krankenhäuser
Am Kreiskrankenhaus Gummersbach möchten sich laut Kliniksprecherin Angela Altz rund die Hälfte aller Beschäftigten impfen lassen. Täglich laufen beim Impfteamleiter Dr. Roland Adelmann Anfragen über mögliche Risiken auf. Dazu gehören Bedenken wegen Schwangerschaft, Vorerkrankungen oder auch prinzipieller Ängste. „Die Fragen werden individuell geklärt“, versichert Altz.
Die Räumlichkeiten im Gummersbacher Krankenhaus sind genauso aufgebaut wie ein Impfzentrum. Die Injektionen werden für das gesamte Klinikum zentral durchgeführt: Alle Mitarbeiter sollen einen Aufnahmebereich durchlaufen, erhalten Aufklärung und geben dann ihre Einwilligung. Nach der Impfung besteht anschließend die Möglichkeit, sich noch 30 Minuten in einem überwachten Bereich auszuruhen. Außenstehenden oder Patienten wird der Zutritt - Stand heute - allerdings verwehrt. „Wir haben ein Impfzentrum für unsere Mitarbeiter eingerichtet“, berichtet die Sprecherin.
Über Kühlkettenunterbrechungen macht man sich in Gummersbach derweil keine Sorgen: „Unser Apotheker hat vorgesorgt“. Auch wenn es jeder Klinik überlassen ist, eine Impfreihenfolge festzulegen, hält man sich in Gummersbach an die Vorgaben der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Hintergrund
Am 7. Dezember 2020 teilte das NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) allen Krankenhäusern im Land mit, dass diese zu den ersten Einrichtungen gehören, die den angekündigten Stoff gegen Covid-19 erhalten, um ihr Personal zu impfen. Die Krankenhäuser wurden aufgerufen, zum 23. Dezember 2020 impfbereit zu sein.
In der Wipperfürther Helios Klinik laufen die Vorbereitungen zur Impfung des Personals ebenfalls auf Hochtouren. Wie Kliniksprecherin Janine Schulze berichtet, hat es in der Woche vor Weihnachten eine Befragung der Mitarbeiter gegeben, wie es um die Impfbereitschaft steht. „Eine deutliche Mehrheit ist dafür“, berichtet Schulze. Genaue Zahlen liegen ihr allerdings noch nicht vor. Sie geht aber von einer Pro-Quote von 60 bis 80 Prozent aus.
Frühzeitig hatte man sich logistisch auf eine Möglichkeit zur Serumlagerung eingestellt und alle nötigen Vorbereitungen getroffen. Bereits heute könnte es an der Helios Klinik losgehen. Wie in der Kreisstadt spielt auch die Aufklärungsarbeit in Wipperfürth eine wichtige Rolle: Für alle Häuser der bundesweit tätigen Helios-Gruppe wurden Informationen, zum Beispiel über bereits bekannte Risiken und Nebenwirkungen, an die Mitarbeiter gegeben. Die Kampagne läuft noch, laut Schulze möchte man so auch nach Impfstart Skeptiker noch zum Umdenken bewegen.
Personal
Und wie sieht es aufseiten des Personals aus? Der Betriebsratsvorsitzende im Gummersbacher Krankenhaus, Stefan Marzari, freut sich darauf, dass es nun bald losgeht. Auch wenn man über andere Themen manchmal streite: „Bei der Coronaproblematik arbeiten Betriebsrat und Arbeitgeber Hand in Hand“, ist er überzeugt. Auch deswegen geht die Kritik Mazaris über Fehlabläufe- zum Beispiel bei Lieferung und Verteilung - ausschließlich an übergeordnete Stellen. „Auch hätte schon während der Entwicklung mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden müssen, um Bedenken und Ängste frühzeitig abzubauen“.
Trotzdem sei die Impfbereitschaft nach ersten Rückmeldungen hoch und liege über dem Bundesdurchschnitt. Parallel hat der Neurologe und Chefarzt Prof. Dr. Franz Blaes, Experte für Immunologie und Neuroimmunologie, ein Informationsblatt im Intranet zur Verfügung gestellt, in dem offene Fragen und mögliche Bedenken ausgeräumt werden sollen. Auch wenn das Personal „vom Fach“ ist, hatte es in Teilen Skepsis und Risikobedenken gegeben, so Mazaris Einschätzung. Diese gelte es nun weiterhin auszuräumen, damit eine nahezu komplette Impfung der Mitarbeiter stattfinden kann.
Als Resultat erhofft sich der Betriebsratschef eine Entlastung der Kräfte, die nicht nur durch eigene Erkrankungen, sondern auch seit März mit logistischen Problemen, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung, zu kämpfen haben. Bei der oft gestellten Frage nach der Priorisierung von vorrangig zu impfenden Personengruppen gibt sich Marzari zurückhaltend. „Das ist Sache der Politik, man muss die Festlegung den Fachleuten überlassen.“ Aus seiner Sicht sei es sinnvoll, dass in den Pflegeheimen mit der Immunisierung begonnen wurde.
KOMMENTARE
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"Dagegen sollen hausinterne Aufklärungskampagnen Mut machen."
Ich glaube die verantwortlichen verstehen die Gründe nicht warum man nicht für eine (momentane) Impfung ist.
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