POLITIK

Briefwahl im Kreis auf Rekordkurs

ch; 10.09.2021, 06:00 Uhr
Symbolfoto: Alex Fox auf Pixabay
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Briefwahl im Kreis auf Rekordkurs

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ch; 10.09.2021, 06:00 Uhr
Oberberg – Knapp zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl sind bei den Städten und Gemeinden bereits mehr Anträge eingegangen als 2017 – Auch im Vergleich zur Kommunalwahl zieht der Trend nochmal an.

Nur noch knapp über zwei Wochen, dann findet die Bundestagswahl am 26. September statt. Überall im Kreis werden die Wahllokale geöffnet haben. Doch der Andrang wird sich bei dieser Wahl noch einmal verringert haben. Das muss nicht zwingend an geringer Wahlbeteiligung liegen, diese lässt sich noch nicht prognostizieren. Doch eines ist jetzt schon sicher: Wenig überraschend aufgrund der anhaltenden Pandemie wird die Zahl der Briefwähler neue Höhen erreichen. Rund 209.000 Oberberger sind am Wahlsonntag berechtigt, ihre Stimme abzugeben. Von ihnen haben laut Kreisverwaltung bereits 48.000 ihren Wahlscheinantrag bei den Städten und Gemeinden eingereicht. Bei der Bundestagswahl 2017 gab es insgesamt 41.000 Briefwähler.

 

Zieht man zum Vergleich die Kommunalwahl im vergangenen Jahr heran, die ebenfalls bereits unter pandemischen Rahmenbedingungen stattfinden musste, zeigt sich auch hier der anhaltende Trend, am Wahlsonntag lieber daheim zu bleiben und schon länger seine Entscheidung getroffen zu haben. So wählten im vergangenen Jahr 41.721 von insgesamt 116.441 Wählern per Post. Dabei gab es mehr Wahlberechtigte (rund 222.600), da bei der Kommunalwahl auch 16-Jährige bereits ihr Kreuz machen dürfen. Bei der Bundestagswahl müssen die Wähler volljährig sein.

 

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Anfragen bei den Verwaltungen in Gummersbach, Waldbröl, Wipperfürth und Lindlar zeigen auch, dass verstärkt die Möglichkeit genutzt wird, die Wahlunterlagen bequem online anzufordern, statt den Weg über die Wahlbenachrichtigungskarte zu nehmen. So wollen in Gummersbach von rund 37.500 Wahlberechtigten bereits mehr als 8.000 (2017: insgesamt 7.302) per Briefwahl ihre Stimme abgeben. 76,4 Prozent von ihnen nutzten die Möglichkeit des Online-Antrags. „Die Bearbeitung von online eingegangenen Anträgen findet weitestgehend automatisiert statt, sofern die Unterlagen an die eigene Wohnanschrift geschickt werden sollen. Die Stadtverwaltung wird dadurch in die Lage versetzt, mit gleichem Personal eine viel größere Zahl von Wählern im gleichen Zeitfenster zu bedienen. Der Trend zum online gestellten Antrag ist daher eindeutig zu begrüßen“, sagt Stadtsprecher Siegfried Frank.

 

In Wipperfürth sind bislang mehr als 4.100 Anträge auf Briefwahl eingegangen, die Mehrheit davon via Internet (Wahlberechtigt: rund 16.600). Bei der Wahl 2017 waren es insgesamt noch 3.600 Briefwähler gewesen, bei der Kommunalwahl waren es insgesamt 4.200. „Diesmal werden es wohl noch deutlich mehr werden, denn bis zum Wahltag ist ja noch etwas Zeit“, so Stadtsprecherin Sonja Puschmann. Auf ähnlichem Niveau liegen die angeforderten Briefwahlunterlagen in Lindlar. Rund 16.700 Personen sind wahlberechtigt, mehr als 4.400 haben bereits jetzt ihre Unterlagen angefordert. Bei der Bundestagswahl 2017 waren es noch insgesamt 3.747, bei der Kommunalwahl 4.312.

 

[Grafik: OBK --- Die Zahl der Erstwähler ist dieses Mal etwas geringer als noch 2017. Vor vier Jahren waren es 11.587.]

 

Mehr als die Hälfte der Antragssteller nutzten bislang in Waldbröl das Internet und nicht die Wahlbenachrichtigung, rund 1.400 von etwa 2.500. „Bei der vergangenen Bundestagswahl wurden mehr Anträge per Wahlbenachrichtigungskarte ausgestellt. Insgesamt hat es bei der Bundestagswahl 2017 2.046 Briefwähler gegeben“, heißt es aus dem Rathaus.

 

Beantragt werden kann die Briefwahl noch bis Freitag, 24. September, 18 Uhr. Wichtig sei dabei nicht nur der Weg zurück ins Rathaus - die roten Wahlbriefe müssen dort am Wahlsonntag spätestens um 18 Uhr vorliegen -, sondern auch der Weg des Antrags zum Rathaus und der Weg der Unterlagen zu den Wählern. Der Gummersbacher Stadtsprecher Frank empfiehlt deshalb: „Wer ab dem 22. September noch Briefwahlunterlagen benötigt, sollte diese daher lieber persönlich beim BürgerService abholen oder unter Tel.: 02261/87 11 81 abstimmen, ob die Post für ihn oder sie noch schnell genug sein wird“. Die Gemeinde Lindlar macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die Abgabe der Briefwahlunterlagen in einem regulären Wahllokal nicht möglich ist.

 

Übrigens ist auch für Menschen, die kurzfristig erkranken und nicht ins Wahllokal kommen können, noch eine Briefwahl bis zum 26. September um 15 Uhr möglich, so Frank weiter. „Wichtig ist hier auch die telefonische Abstimmung unter Tel.: 02261/87 0, denn grade kurz vor Fristende kann eine fehlende Vollmacht oder ähnliches sehr ungünstig wirken.“

 

Das sind die Kandidaten
 

Nahezu alle neun Direktkandidaten, die am 26. September zur Wahl stehen, verfügen über politische Erfahrung. Immerhin drei von ihnen schnupperten bereits Berliner Luft. Dazu gehört natürlich Dr. Carsten Brodesser, der gerade in den letzten Zügen seiner ersten Legislaturperiode ist – und als Vertreter der CDU im traditionell schwarzen Oberberg gute Chancen hat, eine zweite folgen zu lassen. Der 1967 in Lindlar geborene und noch immer dort lebende Brodesser ist Diplom-Volkswirt und sammelte auf verschiedenen Posten in der Wirtschaft Führungserfahrung, bis er seine berufliche Tätigkeit 2017 niederlegte, um Oberberg in Berlin zu vertreten. Darüber hinaus ist Brodesser Vorsitzender der CDU Oberberg.

 

Keine Unbekannte in der Hauptstadt ist auch Michaela Engelmeier. Fünfmal stellte sich die Sozialdemokraton bereits zur Wahl, einmal – im Jahr 2013 – klappte es über die Landesliste. Die leidenschaftliche Judo-Sportlerin ist beruflich als Generalsekretärin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft tätig, leitete früher aber auch unter anderem den Offenen Ganztag an der Grundschule in Wiehl. Neben ihrer Tätigkeit in Berlin war sie unter anderem von 2004 bis 2020 im Kreistag aktiv.

 

Als Nachrücker für Dr. Werner Hoyer im Jahr 2012 durfte auch Jörg von Polheim (FDP) im Bundestag Platz nehmen, bevor seine Partei bei den Wahlen im darauffolgenden Jahr den Einzug in das Parlament gänzlich verpasste. Beworben hatte sich von Polheim auch bereits im Jahr 2008. Nun folgt ein weiterer Anlauf für den Hückeswagener, der in seiner Stadt schon seit 1994 dem Rat angehört, aber auch schon dem Kreistag angehörte und im Vorstand der oberbergischen FDP aktiv ist. Der 62-Jährige führt eine traditionsreiche Bäckerei in Hückeswagen und ist zudem Landesinnungsmeister.

 

Wie sich Bundestagswahlkampf anfühlt, weiß auch der mit 22 Jahren jüngste Kandidat im Bewerberfeld: Diyar Agu von Die Linke. 2017 war er schon einmal im Rennen. Damals war er mit seinen 17 Jahren der jüngste Bewerber in ganz Deutschland. Seitdem hat er an kommunalpolitischer Erfahrung gewonnen. Seit dem vergangenen Jahr ist er Fraktionsvorsitzender der Linken-Fraktion im Gummersbacher Stadtrat. Neben der Politik arbeitet Agu an seiner Ausbildung. Der gebürtige Gummersbacher studiert an der RWTH Aachen Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau.

 

Zwei weitere Kandidaten kennt Agu aus dem Gummersbacher Stadtrat. Sabine Grützmacher von den Grünen steht auf Platz 25 der Landesliste und hat keine schlechten Chancen auf Berlin. Die 35-jährige Gummersbacherin ist Sozialarbeiterin, sattelte aber noch auf mit einem Master in „International vergleichende Soziologie/ Medienpädagogik/ Bildungsinformatik“ an der CAU Kiel. Seitdem setzt sie ihr Wissen unter anderem als EU-Fundraiserin zur Konzeptentwicklung für soziale Projekte, der Akquise europäischer Fördermittel und der Finanzverwaltung ein.

 

Ebenfalls im Gummersbacher Stadtrat, aber auch seit 2014 im Kreistag sitzt Bernd Rummler. Dort ist er jeweils Vorsitzender der AfD-Fraktionen, noch dazu ist er Kreissprecher der Partei. Er ist eines der prägenden Gesichter der AfD im Oberbergischen. Der 52-Jährige ist gelernter Koch und Hotelkaufmann und ist außerdem Referent für Öffentlichkeitsarbeit.

 

 

Die UWG hat für die Bundestagswahl Christian Abstoß als Kandidaten aufgestellt. Auch er kann auf kommunalpolitische Erfahrung zurückgreifen. Der 30-Jährige ist seit 2014 Mitglied der UWG-Fraktion im Gemeinderat von Marienheide, der er seit 2017 auch vorsteht. Außerdem wurde Abstoß gerade einstimmig zum neuen Vorsitzenden der UWG in Oberberg gewählt. Abstoß ist Vertriebsrepräsentant im Außendienst.

 

Außerdem treten weiter Markos Pavlidis für die Basis (Bild) und Phillip Ernst Wüster für die PARTEI als Bundestagskandidaten im Wahlkreis 99 an. Pavlidis ist 55 Jahre alt und Berufsschullehrer. Wüster ging im vergangenen Jahr ins Rennen um einen Platz im Hückeswagener Stadtrat, die PARTEI schaffte es am Ende aber nicht in das Gremium.

 

[Fotos: Lars Weber (2), SPD, FDP, Ralf Jost, AfD, UWG, die Basis.]

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