LOKALMIX

Vereint gegen den Riesenbärenklau

ks; 08.05.2023, 18:08 Uhr
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Fotos: Katharina Schmitz --- Sabine Weikamm bekämpft an der Othe in Bergneustadt den Riesenbärenklau und freut sich nun über die Rückkehr des Schilfs.
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Vereint gegen den Riesenbärenklau

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ks; 08.05.2023, 18:08 Uhr
Bergneustadt – Sabine Weikamm hat auf ihrem Pachtland an der Othe womöglich eine neue Variante zur Bekämpfung der Herkulesstaude entdeckt.

So beeindruckend der Riesenbärenklau auch aussehen mag: der Kontakt mit diesem Neophyten kann für Betroffene fatale Folgen haben. Durch den Pflanzensaft können starke Rötungen, schmerzhafte Verbrennungen mit Quaddeln und Blasen oder gar schwere allergische Reaktionen hervorgerufen werden – nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren. Als invasive Pflanzenart soll der Riesenbärenklau, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, in der Europäischen Union bekämpft werden – doch auch im Oberbergischen ist er Jahr für Jahr an vielen Stellen zu finden.

 

[Seit Mitte März sprießt die Staude an vielen Stellen im Oberbergischen.]

 

Der Riesenbärenklau, auch als Herkulesstaude bekannt, ist dem Oberbergischen Kreis zufolge im gesamten Kreisgebiet verbreitet, vorwiegend in Tälern. Im Gebiet des Aggerverbands kommt die Pflanze insbesondere an der Dörspe in Bergneustadt sowie entlang des gesamten Aggerlaufes und weiterer Nebengewässer vor. Betroffen ist auch ein Stück Land an der Othetalbrücke in Bergneustadt, das seit 2021 von Sabine Weikamm gepachtet wird. Dort ist die Olperin bei der Bekämpfung dieser Pflanze womöglich auf eine vielversprechende und leicht umzusetzende Methode gestoßen.

 

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In Schutzkleidung machte sich Weikamm an die Arbeit, entfernte stundenlang die dreieinhalb bis vier Meter hohen Pflanzen – nicht nur auf der Wiese, sondern auch im Bachlauf. Doch das bloße Abschneiden der oberen Pflanzenteile der Herkulesstaude ist nicht nachhaltig. „Der Riesenbärenklau befeuert sich und wächst dann doppelt so schnell. Deswegen entfernt man am besten auch die Wurzel“, so Weikamm.

 

[Am gegenüberliegenden Ufer der Othe ist die Lage anders: dort stehen noch hohe Herkulesstauden aus dem Vorjahr.]

 

Bei ihrem „Kahlschlag“ schnitt die Pächterin auch zahlreiche Haselnusssträucher zurück. Verärgert ob der aufwendigen Bekämpfung drückte Weikamm abschließend ein Haselnussästchen in die abgeschnittene Röhre eines Riesenbärenklaus. „Ich wollte dem noch einen mitgeben“, sagte die Olperin lachend. Einige Tage später staunte sie nicht schlecht: die Staude hatte sich schwarz verfärbt, das Haselnussästchen rötlich. Wenig später schienen beide Pflanzenteile abzusterben.

 

Anschließend testete Weikamm die Methode an mehreren Stellen, auch in der Othe. „Im Bachlauf gingen die Pflanzen am schnellsten kaputt, nämlich innerhalb von eineinhalb Wochen. Kleine Pflanzen an Land brauchten etwa eineinhalb bis zwei Wochen, große zwei bis drei Wochen“, erzählte sie begeistert. An vielen Stellen, wo vor zwei Jahren noch die giftige Staude wucherte, kommt nun das Schilf zurück. Ebenso habe die Olperin nun Haselmäuse, Ringelnattern, Blutbären (Schmetterlinge) und etliche Hornissen gesichtet.

 

[Weikamm hält auf dem Pachtland neben zwei Pferden auch zwei Walliser Schwarznasenschafe. Letztere helfen ihrer Halterin bei der Bekämpfung des Riesenbärenklaus, indem sie die Pflanzen im kleinen Zustand fressen.]

 

Weikamm hat dem Umweltamt des Kreises Olpe regelmäßig über ihre Bekämpfungserfolge berichtet. Auf Nachfrage von OA teilte die dortige Kreisverwaltung mit, dass die Methode für praktikabel erachtet werde und gerade bei stark befallenen Flächen gut geeignet sei, um zügig eine Eindämmung der Wuchsleistung der Staude zu erzielen. Im Kreis Olpe gebe es derzeit keine größeren Riesenbärenklau-Bestände, sondern lediglich „gut bekämpfbare Einzelvorkommen“. Zu verdanken sei dies den Umweltbeauftragten und Bauhöfen der Kommunen sowie dem bürgerschaftlichen Engagement.

 

Axel Blüm, Leiter des Vorstandsbüros des Aggerverbandes, bezeichnete den Kampf gegen den Riesenbärenklau als verloren. Der Aggerverband habe gar nicht die personellen Kapazitäten, um sämtliche Herkulesstauden zu entfernen, sondern fokussiere sich auf Standorte, wo die Pflanze zur Gefahr werde, so etwa an Bürgersteigen. In den Naturschutzgebieten werde die Staude von Mitarbeitern der Biologischen Station Oberberg sowie an qualifizierten Wanderwegen von Mitarbeitern des Naturparks entfernt. Bei konkreten Gefährdungen wie an Schulen oder Kitas liege die Zuständigkeit bei den örtlichen Ordnungsbehörden.

 

[Der Riesenbärenklau kann auch Tieren gefährlich werden.]

 

Dem Aggerverband und auch dem Oberbergischen Kreis ist die von Weikamm entdeckte Methode bekannt. Inwiefern sie tatsächlich nachhaltig wirkt, muss noch erforscht werden. Testen möchte der Aggerverband die Methode auf einer verbandseigenen Fläche. „Ich hoffe, dass das zielführend ist“, sagte Blüm, der derzeit davon ausgeht, dass die einzige sichere Bekämpfungsmethode darin besteht, die Pflanze auszubuddeln und zu verbrennen. Wer sich dieser Aufgabe widme, sollte dabei auf ausreichend Schutzkleidung achten.

 

Auf der Website des Aggerverbandes sind einige Informationen zum Umgang mit dem Riesenbärenklau zusammengetragen. Fragen an Sabine Weikamm können per Mail an RBK@email.de gestellt werden.

KOMMENTARE

1

Ich finde es sehr toll, dass jemand sich so sehr bemüht! Da sollte die Kommune sich ne Scheibe von abschneiden oder die Dame in Ihr Boot holen. Davon könnten nur alle von profitieren.
Ich kenne das Land - fahre täglich dort vorbei und war letztes Jahr sehr verwundert wie toll das Flussufer auf Ihrer Seite ausschaut.
Mega!!
Hoffe dass der Verpächter das auch zu schätzen weiss, was die Dame dort leistet, denn vorher sah das dort aus - einfach unterirdisch.
Solche Menschen brauchen wir - anspornend und mit einem Ehrgeiz ausgestattet, welcher solche Dinge schafft.

Danke. Auch wenn es nur Ihre Pachtland ist auf dem Sie diese Pflanze bekämpft- wie viele Pflanzen konnten sich dadurch jedoch nicht ausbreiten?

Ich hoffe Bergneustadt weiss das zu würdigen! Ganz im Ernst!

Danke

Gerald, 08.05.2023, 21:51 Uhr
2

Kann man hier nicht ausnahmsweise auf Pflanzenbekämpfung Mittel einmalig und ordentlich zurückgreifen? VOR DER BLÜTE

Philipp , 09.05.2023, 10:34 Uhr
3

Hallo, in Engelskirchen und Overath sind die "HerkuleX-Teams" unterwegs Die Biologische Station Oberberg ist ebenfalls aktiv gegen den Bärenklau in Naturschutzbereichen. Alles Freiwillige, Ehrenamtliche. UNd JEDER kann mitmachen. (Infos, Einführungen, Tipps u.a. beim NABU Oberberg) Nur die öffentliche Hand sieht sich außer Stande was zu tun. Also schieben wir es nicht auf "den Staat" - sondern machen wir es selbst - denn wir sind die Kommune! Nichts wie ran an diese Herkules-Aufgabe!

Christian Buresch, 09.05.2023, 18:02 Uhr
4

Kann mich meinem Vorgänger nur anschließen..!!!! Ganz grossartige Leistung ...Viel Erfolg weiterhin damit und vielen Dank für ihr Engagement...

Ulla, 12.05.2023, 16:24 Uhr
5

Pflanzenbekämpfungsmittel stehen zum Glück ausser Frage. Erstens wegen der Verrichtung aller Pflanzen im Umfeld und zudem wird der Boden kaputt gemacht. Was das auch kosten würde - nicht nur an Geld sondern auch der Schaden an der Natur insgesamt.
Und warum sollte eine einzelne Person so viel Geld in die Hand nehmen, wenn es auch Aufgabe von anderen ist?
Ist es! Hab mir nach dem Artikel mal die Verordnungen angeschaut. Es gibt Vorgaben und Massnahmenblötter die auf Bund gelten. Sogar der Kreis Olpe - wie man im Artikel lesen kann, ist da gut aufgestellt!

Lieber Kreistag - lieber Landrat:
Unterstützt endlich so Menschen Frau Weikamm, das HerkulesX Team und alle die euch damit die Arbeit erleichtern! Hat Bergneustadt nicht EU Gelder für Unweltschutzprojekte erhalten?

Helmut, 14.05.2023, 00:01 Uhr
6

Hallo Herkulex. Hier geht es ausnahmsweise mal nicht um Euch. Warum lasst ihr diesen Erfolg nicht der Dame- immerhin ist sie eine Einzelkämpferin und macht das wohl unentgeltlich- beim Ehrenamt gibts ja Vergütungen bzw. Spesen.
Liebe Grüsse Christel

Christel, 15.08.2023, 01:37 Uhr
7

Habe es nicht vergessen
DIeses Jahr werde ich an der jährlichen Sieg Uferreinigung meines Angelvereins teilnehmen und Haselnussäste aus meinen diesjährigen Rückschnitts Bübdelweise mitnehmen und an Teilnehmern und Teilnehmerinnen mit der Erklärung verteilen . Früh anfangen wenn die Staude noch klein ist
Mal sehen was passiert .
16.03.24 geht es los.

Rappes, 29.02.2024, 14:39 Uhr
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