LOKALMIX
Vergiftet, versiegelt, verwaist - vergessen?
Wiehl – Ehemaliges Aqua-Control-Gelände ist mit Quecksilber verseucht – Aktueller Besitzer hatte mehrere Interessenten, passiert ist aber nichts - Schlägt die Stadt zu?
Von Lars Weber
26 Jahre: Seit diesem Zeitraum liegt das 3.500 Quadratmeter große Gelände in der Pfenderstraße in Wiehl-Oberbantenberg brach. 1997 war die dort angesiedelte Firma Aqua Control pleitegegangen. Hinterlassen hat sie zum einen eine Gewerbefläche in sehr guter Lage. Zum anderen aber wurden bei der Verwertung von Leuchtstoffröhren der Boden und das Gebäude mit Quecksilber belastet. Und hier liegt natürlich die Krux. Obwohl es sogar schon einmal die Ankündigung gab, hat sich noch kein Unternehmen an die Sanierung des Geländes und die Wiederansiedlung herangewagt. Auch die Stadt Wiehl würde gerne etwas an der Situation ändern, suchte den Kontakt mit dem aktuellen Besitzer des Geländes, zuletzt ohne Erfolg. OA begab sich auf Spurensuche - und hatte mehr Glück.
Momentan scheinen die Mitarbeiter des Kreisumweltamts des Oberbergischen Kreises die Einzigen zu sein, die sich ab und an dem Gelände nähern. Vor rund zehn Jahren sicherten sie das Areal. Noch immer steht das Schild am Werkstor, das darauf hinweist, dass durch Altlasten Gesundheitsgefahr bestehe.
Der Aufwand für den Umgang mit der belasteten Fläche war insbesondere nach Bekanntwerden der Umweltbelastung erheblich, wie die Kreisverwaltung auf OA-Nachfrage mitteilt. „Neben der Entsorgung der belasteten Materialien, die der Oberbergische Kreis im Rahmen der Ersatzvornahme auf eigene Rechnung durchgeführt hat, wurden umfangreiche Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen vorgenommen, um die verschiedenen Wirkungsketten (Boden-Grundwasser, Gebäudesubstanz-Luft –Mensch) zu durchbrechen.“ Dazu wurde der Gebäudekomplex versiegelt. Die Fenster und Tore wurden zugemauert, damit niemand das Areal betreten kann. Außerdem wurde der Zugang zum Gelände durch einen Zaun gesichert. In regelmäßigen Abständen werde diese Sicherung überprüft.
Zudem finden laut Kreis regelmäßig Grundwasserbeprobungen statt, um einen möglichen Quecksilbereintrag in das Grundwasser zu kontrollieren. Bislang konnte ein solcher nicht nachgewiesen werden, antwortet die Kreisverwaltung auf die OA-Anfrage. Zuletzt fand die Beprobung im Jahr 2020 statt. Noch dieses Jahr soll es die nächste geben.
Dabei sah es zwischenzeitlich danach aus, als ob das Firmengelände endlich saniert und von den Altlasten befreit werde. 2017 ging die Wohnklima GmbH an die Öffentlichkeit mit der Nachricht, das Areal gekauft zu haben. Erst sollte die Sanierung kommen, dann eine Facility-Management Gesellschaft in die Gebäude einziehen. Im Frühjahr 2018 sollte es losgehen. Dann passierte: nichts.
Warum die Pläne gescheitert sind, ist unklar. Auch die Stadt Wiehl kann nichts über die Umstände sagen. Jedenfalls ist das Gelände inzwischen nicht mehr in den Händen der Wohnklima, sondern der Valoria Wohnen GmbH mit Sitz in Köln. Zu der Gesellschaft habe auch die Stadt den Kontakt gesucht. „Die Stadt Wiehl hat sich bemüht, das Grundstück von dem jetzigen Eigentümer zu erwerben.“ Die schriftliche Kaufanfrage sei aber unbeantwortet geblieben. Auch nach einem Telefongespräch mit dem Bürgermeister habe es in der Folge keine Reaktion gegeben.
„Es war also bislang nicht möglich, mit der Eigentümerin in Kontakt zu treten“, heißt es aus dem Rathaus. Weitere schriftliche Anfragen seien seitdem ebenfalls unbeantwortet geblieben. Der Firmensitz habe zudem mehrmals gewechselt, sodass auch die telefonischen Kontaktversuche an offenbar nicht mehr gültigen Telefonnummern gescheitert seien. Ob die Valoria Wohnen GmbH grundsätzlich bereit wäre, das Grundstück zu veräußern, konnte die Stadt nicht in Erfahrung bringen. „Die Situation ist also unbefriedigend.“
Ob die Gesellschaft das Gelände an die Stadt verkaufen würde, konnte die Geschäftsführung von Valoria OA freilich auch nicht sagen – erreicht hat OA Hartmut Ast aber immerhin. Dieser bestätigte, dass sich das Areal noch im Besitz der Valoria befinde und dass er von der Absicht der Stadt gehört habe. Seitdem die Gesellschaft das Areal besitzt, habe man versucht, Unternehmen zu finden, die das Gelände „aufmöbeln“ wollen. „Das ist aufgrund der Belastung sehr schwierig.“ Trotzdem hätten sie mit einigen Firmen in Kontakt gestanden. Besonders ein Kandidat sei sehr aussichtsreich gewesen. „Letztlich haben alle aber doch immer abgewunken.“ Zu aktuellen Bemühungen oder Kontakten sagte Ast nichts.
KOMMENTARE
1
Seit 26 Jahren ist die Stadt Wiehl nicht in der Lage, diese "Angelegenheit" zu klären bzw. im wahrsten Sinne des Wortes zu bereinigen? 26 Jahre verseuchtes Gelände? Unfassbar! Dass die Stadt Wiehl keine Mittel und Wege hat(te), diese unglaubliche "Umweltssauerei" zu beseitigen, glaube ICH NICHT!
Cornelia Lang, 24.10.2023, 17:48 Uhr2
I'm Theater bezahlt man dafür Eintritt. Bei der Stadt Wiehl gibt's es das Possenspiel umsonst. Beamten Mikado.
Thoma , 25.10.2023, 16:31 Uhr3
Der Kommentar von Frau Lang zu der giftigen Quecksilber Altlast Aqua-Control in Oberbantenberg trifft den Nagel auf den Kopf! Hinzuzufügen bliebe allenfalls noch, dass in der Vergangenheit seitens der Stadt Wiehl zwar Bemühungen in der Sache stattfanden, ein ernsthaftes, hartnäckiges (!) "Beseitigungs-Management" um den Fall zu lösen nicht eingerichtet wurde. So dümpelt wohl der Schandfleck weiter auf unbestimmte Zeit weiter vor sich hin obschon die Stadt dringend Gewerbeflächen sucht.
Gerd Stähler, 25.10.2023, 19:39 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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