LOKALMIX

Viel Rückenwind für die Wiehltalbahn

lw; 27.03.2023, 11:42 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Die symbolische Streckenfreigabe (v.li.): Dr. Norbert Reinkober (Go Rheinland), Christian Berger, MdL CDU), Ministerin Ina Scharrenbach, Gerhard Mansel (Förderkreis), Minister Oliver Krischer, Mark Zimmermann (MdL Grüne) und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker.
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Viel Rückenwind für die Wiehltalbahn

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lw; 27.03.2023, 11:42 Uhr
Oberberg – Voller Zug bei der Wiedereröffnungsfahrt am Sonntag – Sanierte Brücke freigegeben – Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für Reaktivierung noch dieses Jahr.

Von Lars Weber

 

Ein voll besetzter Personenzug mit mehr als 120 geladenen Gästen, Fotos schießende Schaulustige entlang der 8,5 Kilometer langen Strecke, ein Hauch Volksfeststimmung am Wiehler Bahnhof und mit Ina Scharrenbach und Oliver Krischer gleich zwei Landesminister: Für die Befürworter der Reaktivierung der Wiehltalbahn – zuvorderst die Mitglieder des Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn - ist gestern ein ganz besonderer Tag gewesen. Nach mehr als drei Jahren fuhr wieder ein Personenzug auf der Trasse zwischen Osberghausen und Wiehl - und dann auch noch ein "richtiger" Regionalzug und nicht der Bergische Löwe. Natürlich wurde dabei die sanierte Brücke in Bielstein endlich eröffnet. Das große Interesse an der Sonderfahrt hatte aber vor allem Gründe, die in der Zukunft liegen sollen.

 

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Gerhard Mansel, der Vorsitzende des Förderkreises, wurde während der Veranstaltung teils emotional. Natürlich lagen einige aufregende Tage hinter ihm und seinen Mitstreitern, in denen die Wiedereröffnungsfahrt kurz auf der Kippe stand (OA berichtete). Am Sonntag hatte die Emotionalität aber andere Gründe. In den mehr als 25 Jahren seit der Vereinsgründung hatte Mansel wohl selten so geballt Worte der Würdigung für die Arbeit des Förderkreises gehört. Aus den Kommunen, aus dem Kreis, parteiübergreifend aus der Lokal- und der Landespolitik sowie von dem Aufgabenträger Go Rheinland (ehemals NVR) gab es Lobeshymnen für den Verein und das Engagement um die Strecke und Gleise, die von so manchem schon längst aufgegeben worden waren. Nun soll die Wiehltalbahn bestenfalls ein wichtiges Puzzlestück im Mobilitätsplan der Zukunft in Oberberg werden.

 

Erste Voraussetzung: Die Machbarkeitsstudie bestätigt eine gute technische Umsetzbarkeit und natürlich eine Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Nachdem die Ausschreibung wiederholt werden musste, ist die Studie inzwischen vergeben, wie Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von Go Rheinland, gestern bestätigte. Gewonnen werden konnten die renommierten Büros ZIV aus Darmstadt und SMA und Partner aus Zürich. „Sie stehen in den Startlöchern.“ Noch in diesem Jahr werden Ergebnisse erwartet, die Aufschluss über eine mögliche Zukunft der Wiehltalbahn geben sollen. Vor allem, da die Nachhaltigkeitsfaktoren beim Kosten-Nutzen-Faktor inzwischen anders gewichtet werden als noch vor einigen Jahren, wird mit besseren Ergebnissen für eine potenzielle Machbarkeit gerechnet. Trotzdem sei es wichtig, keine Fantasien hineinzurechnen. „Sonst zerpflückt uns der Bund die Studie“, so Dr. Reinkober.

 

[Am "Wiehler Hauptbahnhof" sprachen die Ehrengäste einige Grußworte.]

 

Nochmal hervorgehoben wurde von dem Go-Rheinland-Chef, aber auch von sämtlichen anderen Gästen wie Kreisdirektor Klaus Grootens, dass die Zukunft der Wiehltalbahn steht und fällt mit den Entwicklungen im Rahmen der Elektrifizierung und des Ausbaus der Oberbergischen Bahn, von der RB25 hin zur S15. „Das Gesamtverkehrskonzept muss passen.“  Die klare Prioritätenverteilung ist auch Teil des Vier-Punkte-Plans, auf den sich alle Beteiligten vor einigen Jahren unter der Mediation des Oberbergischen Kreises einigten, nachdem die Stimmung beim Thema Reaktivierung an einem Tiefpunkt angelangt war (OA berichtete). Wie sich die Zeiten ändern, war Sonntag zu sehen. Alle ziehen nun an einem Strang. Der Klimawandel und die nötige Verkehrswende haben zu einem Umdenken geführt.

 

Nachdem der Zug pünktlich in Dieringhausen startete, wurden die Haltestellen Osberghausen und Weiershagen angefahren, bevor die Brücke in Bielstein eröffnet wurde. Von dort ging es weiter nach Wiehl, wo schon weitere Schaulustige und ein paar Erfrischungen warteten. Dort gab es auch Gelegenheit nach einer kurzen Musikeinlage des Mittelalter-Duos Kurtzweyl für ein paar Worte der Ehrengäste. Gerhard Mansel (Foto) blickte zunächst auf die schwierige Sanierung der Brücke zurück. Die „Zunft-Brücke“ war 2020 durch Brandstiftung schwer beschädigt worden, zudem wurden im Zuge der Überprüfungen weitere Schäden festgestellt. Durch neue statische Vorschriften und Planungsfehler zog sich die Sanierung weiter in die Länge. 140.000 Euro flossen in das Projekt, 40.000 Euro vom Förderkreis und 100.000 Euro vom Land NRW. Das Geld kam aus dem Programm „Verkehrshistorische Kulturgüter“.

 

Ina Scharrenbach (CDU), Landesministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, sagte, dass die Förderung eine Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit an der Strecke sei, womit sie sowohl den Förderkreis als auch das Eisenbahnmuseum Dieringhausen meinte. Sie befürwortet die Prüfung zur Reaktivierung, freute sich aber nun erstmal, dass ab Ostern mit dem Bergischen Löwen die touristische Nutzung der Strecke wieder beginnt. „Der Löwe soll brüllen.“

 

Um die Reaktivierung im Land weiter nach vorne zu bringen, nahm Mansel Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne, Foto) in die Pflicht. Der freute sich über die Aufgabe. Die Landesregierung habe sich auf die Agenda geschrieben, das Schienennetz im ländlichen Raum auszuweiten. „Das Projekt Wiehltalbahn gehört dazu.“ Es gehe um klimafreundliche und nachhaltige Personenbeförderung. Wie es eine Reaktivierung gelingen könnte, zeige die Bördebahn zwischen Düren, Zülpich und Euskirchen. Dieses Projekt nannte auch Mansel eine Blaupause für Oberberg. Krischer betonte, dass das kommunale Einvernehmen eine wichtige Voraussetzung sei, um das Projekt bei positiven Ergebnissen der Machbarkeitsstudie weiter voranzubringen.  In Berlin wolle er zudem über die Kosten der Verkehrswende sprechen. „Da muss mehr kommen, sonst machen wir Sprünge in die falsche Richtung.“

 

Kreisdirektor Klaus Grootens bezeichnete die Wiehltalbahn als „Kulturgut des Oberbergischen Kreises“. Früher habe es diverse Auseinandersetzungen darum gegeben, erinnerte er. Umso mehr habe er sich gefreut, als man untereinander Verständigung erzielt habe. Klar sei, dass die Veranstaltung am Sonntag ohne das ehrenamtliche Engagement und die "oberbergische Hartnäckigkeit" Mansels und seines Teams nicht möglich gewesen wäre. Ulrich Stücker, Bürgermeister von Wiehl, habe zunächst gar nicht glauben können, dass gleich zwei Minister nach Oberberg kommen. „Das ist ein klares Bekenntnis zur Stärkung des ländlichen Raumes, zu dem ein attraktives Mobilitätsangebot unbedingt dazugehören muss.“

 

[Den Zug des Typs Vareo Lint steuerten abwechselnd das Vater-Sohn-Gespann Guido und Niklas Clemens.]

 

8,5 Kilometer fuhr der von Go Rheinland zur Verfügung gestellte Regionalzug nach Wiehl und nach der kurzen Pause auch wieder zurück. Bis nach Waldbröl wären es von Osberghausen 24 Kilometer. In der Studie ebenfalls geprüft werde die Stichstrecke von Hermesdorf nach Morsbach, die sieben Kilometer lang ist. Förderkreis-Vorsitzender Mansel ist vom Potenzial natürlich überzeugt. Nach mehr als 25 Jahren Arbeit und vielen Rückschlägen sieht er die Reaktivierung endlich auf dem richtigen Weg. „Dieser Weg wird auch zum richtigen Ergebnis führen“, ist er überzeugt.

 

Weitere Informationen zur Wiehltalbahn vom Verein gibt es auch hier. Wer mit dem Bergischen Löwen fahren möchte, kann sich hier informieren.

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