LOKALMIX

Volle Fahrt in die zugfreie Zeit

lw; 12.06.2023, 14:59 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Zeit für etwas Neues: Fast 100 Jahre alt ist die Aggerbrücke in Loope, ihre Zeit läuft nun ab.
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Volle Fahrt in die zugfreie Zeit

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lw; 12.06.2023, 14:59 Uhr
Oberberg – Ein halbes Jahr lang fährt im Oberbergischen ab 22. Juni keine RB25 – Deutsche Bahn saniert drei Brücken, zwei davon sind in Engelskirchen – 14 Millionen Euro Gesamtinvestition.

Von Lars Weber

 

Rund 11.950 Fahrgäste hatte die Oberbergische Bahn laut go.Rheinland pro Tag im vergangenen Jahr an den Wochentagen. Viele von ihnen sind Pendler. Für sie war es nach der langen Sperrung einer Teilstrecke im vergangenen Jahr der nächste Schock, als vor einem Monat kurz und knapp von der Deutschen Bahn darüber informiert wurde, dass die RB25 vom 22. Juni bis 9. Dezember nicht durch das Oberbergische fahren wird (OA berichtete). Stattdessen wird es einen Schienenersatzverkehr geben. Insgesamt drei Brücken wird in der Zeit erneuert und ein Bahnübergang angepasst. Nun, eine Woche vor Beginn der Maßnahme, hat die Deutsche Bahn gemeinsam mit go.Rheinland bei einem digitalen Pressegespräch detailliert über die Maßnahmen informiert. Der Überblick:

 

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Um welche Brücken geht es?

 

Im oberbergischen Kreis müssen zwei Brücken in Engelskirchen-Loope erneuert werden. Dabei handelt es sich zum einen um die Aggerbrücke an der Ecke Overather Straße und Bliesenbacher Straße in der Nähe zum dortigen Edeka-Markt. Zum anderen wird die Brücke hinter dem Autozentrum Loope ersetzt. Durch die Abfahrt von der Overather Straße ist dort ein kleiner Siedlungsbereich zu erreichen. Für die beiden Brücken investiert die Deutsche Bahn rund neun Millionen Euro. Weitere fünf Millionen Euro fließen in eine Hilfsbrücke in Kierspe über die Volme, die bis zu einem Neubau in zehn bis 20 Jahren genutzt werden soll. „Wir haben einen großen Nachholbedarf auf den Strecken in NRW“, sagte DB-Sprecher Dirk Pohlmann. Etwa 1.000 Baustellen gebe es im Jahr. Nun sei die RB25 betroffen.

 

Wie läuft der Neubau der Aggerbrücke?

 

 

Das etwa 52 Meter lange Bauwerk über die Agger wurde 1927 errichtet. „Nach rund 100 Jahren hat es seinen Dienst nun getan“, sagte Markus Vierhaus, Leiter Brückenerneuerungen bei DB Netz, Infrastrukturprojekte West. Ursprünglich sah der Zeitplan eine Erneuerung zwischen Juni und Oktober vor, allerdings mussten die Pläne doch noch weiter angepasst werden, unter anderem wegen der Hochwasserthematik, sodass die Streckensperrung nun bis Dezember vorgesehen ist. Der Ersatzneubau wird eine Stabbogenbrücke sein. Im Vergleich zum jetzigen Bauwerk wird es keinen Mittelpfeiler mehr geben. Der neue Stahlüberbau wird parallel aus Einzelsegmenten auf der benachbarten Montagefläche zusammengeschweißt und anschließend eingehoben. Hierbei werden laut Vierhaus rund 400 Tonnen Stahl und 250 Kubikmeter Beton bewegt werden

 

Warum muss der Bahnübergang angepasst werden?

 

 

Direkt an die Brücke angrenzend befindet sich der Bahnübergang an der Bliesenbacher Straße. Dieser sei 2014 zwar technisch schonmal leicht angepasst worden. Nun müssen die Bauarbeiter aber noch einmal ran. Denn: Durch die neue Brücke verändert sich das Gleisniveau, es steigt leicht an. Daher muss in diesem Bereich auch das Straßenniveau angehoben werden.

 

Wie läuft der andere Neubau in Loope?

 

Die Walzträger-in-Beton (WiB)-Brücke mit schrägen Flügelwänden über die Zuwegung zur „Wohnwagensiedlung“, wie Vierhaus die Bebauung dort nennt, stammt sogar aus dem Jahr 1909, hat also locker über 100 Jahre auf dem Buckel. Die Brücke wird durch eine sogenannte Dickblech-Stahltrogbrücke ersetzt. An der Durchfahrtshöhe von 2,60 Metern wird sich aber nichts ändern. Besondere Herausforderung für die Baufirmen: Die beengten Platzverhältnisse vor Ort. Deshalb muss während der Bauzeit ein neuer Zugang für Anlieger und Baufahrzeuge gebaut werden. Als Umleitung für Anwohner und Rettungskräfte soll dann eine Stichstraße dienen, die an der Abzweigung von der Overather Straße zum Stauwerk Loope parallel zur Agger zur Siedlung führen wird.

 

[Foto: Deutsche Bahn AG.]

 

Wie fährt der Schienenersatzverkehr?

 

„Wir sind uns bewusst darüber, dass die Bauphase lang ist, die Arbeiten sind aber zwingend notwendig“, erläuterte Leszek Karmaat, Leiter Stabsstelle Baustellenmanagement bei go.Rheinland. Über die sechs Monate werden ab 22. Juni, 5 Uhr, bis zum 9. Dezember die Züge der RB25 auf dem Streckenabschnitt zwischen Overath und Lüdenscheid durch Busse ersetzt. Neben einem Lokalbus mit Halt an allen Stationen wird zudem ein Schnellbus für Fahrten zwischen Gummersbach und Overath angeboten. Der Schnellbus benötigt für die Strecke 35 Minuten. Ein Reisender, der von Marienheide mit dem SEV-Bus zum Schnellbus nach Gummersbach fährt und dort zusteigt, soll bis zum Kölner Hauptbahnhof mit dem Umstieg in Overath eine Stunde und 39 Minuten benötigen, so Benjamin Jeschor, Sprecher von go.Rheinland. Mit dem Lokalbus und dem Umstieg in Overath benötigt man für die Strecke knapp zwei Stunden.

 

Hier gibt es die Fahrpläne und weitere Informationen:

 

 

Sind weitere Sperrungen der Strecke abzusehen?

 

Markus Vierhaus erklärte auf OA-Nachfrage, dass es das Ziel ist, möglichst alle verbliebenden großen Maßnahmen auf der Strecke innerhalb dieser Sperrzeit abzuräumen, sodass es nach Bauende zunächst zu keinen weiteren längeren Sperrungen kommen sollte. Zu früh sollten sich Pendler aber nicht freuen. DB-Sprecher Pohlmann relativierte sogleich: „Wir inspizieren die Strecke regelmäßig“. Wenn dabei festgestellt werden sollte, dass es doch noch Bedarf gibt, seien auch kurzfristig weitere Maßnahmen möglich. „Die Sicherheit hat oberste Priorität. Wenn Bedarf ist, müssen wir ans Gleis.“  Er wisse, dass den Zuggästen einiges zugemutet worden sei in den vergangenen Jahren. „Die Strecke ist nunmal nur eingleisig.“ Ausweichmöglichkeiten gibt es da keine.

 

Weiterer Schienenersatzverkehr zwischen Overath und Köln

 

Vom 12. Juli bis zum 9. August finden Bahnsteigarbeiten in Hoffnungsthal statt. Jeweils tagsüber zwischen 5 bis 19 Uhr können die Züge Richtung Overath deshalb dort nicht halten, weshalb zwischen Rösrath und Overath Busse im Schienenersatzverkehr eingesetzt werden. Fahrgäste mit dem Ziel Hoffnungsthal können in Rösrath auf die Buslinie 442 der RVK umsteigen. Zudem fallen in diesem Zeitraum in den Abend- und Nachtstunden (jeweils zwischen 19 und 5 Uhr) die Züge zwischen Rösrath und Lüdenscheid komplett aus und werden durch Busse ersetzt. Neben einem Schnellbusangebot Rösrath – Overath – Gummersbach werden Busse mit Halt an allen Stationen eingesetzt. Der Lokalbus hält in Honrath zusätzlich an der Haltestelle Oberhaus.

 

KOMMENTARE

1

einfach nur traurig...

Dann steige ich wohl wieder auf das Auto um. Klimaschutz sieht anders aus.

Lisa, 12.06.2023, 16:43 Uhr
2

Die Streckensperrung in Engelskirchen ist notwendig, daran besteht kein Zweifel. Die erforderliche Dauer ist schon recht großzügig bemessen, insbesondere wenn die Brücke neben der Strecke zusammengebaut und final eingeschwekt werden kann. Ein SchienenErsatzVerkehr von Overath nach Ründeroth hätte aber völlig ausgereicht. Den Rest der Strecke hätten drei Triebwagen ganz normal im Takt versorgen können. Für die Betankung, Reinigung und Wartung wäre die Infrastruktur in Dieringhausen vorhanden. Aber die Pendler und andere Nutzer der Oberbergischen Bahn insgesamt 11950 Fahrgäste werktäglich sollen auf SEV-Busse (ca.200 Fahrten) umsteigen, damit die DB mit den freigewordenen Fahrzeugen und dem eingesparten Personal anderenorts Lücken auffüllen kann.

Roland Wernicke, 12.06.2023, 22:49 Uhr
3

Stimmt! Wieder auf das Auto umsteigen - als Trotzreaktion oder Bequemlichkeit oder....oder....oder: Klimaschutz sieht tatsächlich anders aus! Wem schadet Mensch mit einem solchen, wohl unüberlegten, Tun? Richtig: Sich selbst, noch mehr seinen Nachkommen, allen nachkommenden Generationen! (Auch) die Klimaerhitzung eignet sich nicht seinem Egoismus zu frönen; die Fakten liegen seit langem auf dem Tisch und sind inzwischen vor der eigenen Haustür sichtbar! Es ist überhaupt keine Zeit mehr für Ignoranz! Einfach nur traurig....

Cornelia Lang, 14.06.2023, 14:30 Uhr
4

Es gibt noch mehr Baustellen: Ausfälle, Verspätungen. Plötzlich fährt der Zug in Engelskirchen nicht mehr weiter. Und nicht zuletzt die absolut unnötige Verweilzeit, die den Autofahrern in Ründeroth bei geschloossener Schranke zugemutet wird. Früher ging die Schranke runter, ca. 30 Sek. dann kam der Zug. heute steht man 5 Minuten, bis mal das Bähnchen vorbeigetrudelt kommt. Das ist im digitalen Zeitalter ein no-go! Deshalb gibt es für mich nur das Auto!

Einz Elfahrer, 15.06.2023, 08:26 Uhr
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