LOKALMIX

Vorgabe: Mindestens 1.080 Impfungen am Tag

lw; 04.12.2020, 17:43 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- An dieser Stelle ist der künftige Startbereich des Impfzentrums: Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach, Leiter des Impfzentrums, und sein Vertreter, Baudezernent Felix Ammann, sind zuversichtlich, bis zum 15. Dezember mit der Einrichtung fertig zu sein.
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Vorgabe: Mindestens 1.080 Impfungen am Tag

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lw; 04.12.2020, 17:43 Uhr
Gummersbach – Kreis hat mit der Einrichtung des Impfzentrums im ersten Obergeschoss der Karstadt-Räume begonnen – Noch längst nicht alles ist geklärt (MIT VIDEO).

Von Lars Weber

 

Wer früher bei Karstadt Stammkunde in der Parfümabteilung war, der würde sich zum jetzigen Zeitpunkt im neuen Impfzentrum im Bergischen Hof schnell wohlfühlen. Denn zwischen Hugo Boss und Armani, die alte Werbung hängt im Moment noch an den Wänden, wird der Wartebereich für alle Menschen sein, die in den kommenden Monaten eine der Impfstraßen durchlaufen sollen. Und geht es nach den Vorgaben des Landes, werden dies wöchentlich mehrere Tausend sein. Doch bevor es soweit ist, muss der Kreis erst einmal das Impfzentrum fertig einrichten. Ralf Schmallenbach, Gesundheitsdezernent des Kreises und Leiter des Impfzentrums, sowie Felix Ammann, Baudezernent und stellvertretender Leiter der neuen Einrichtung, beantworteten heute einige Fragen vor Ort.

 

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Warum entschied sich der Kreis für den Standort und was ist bisher im Bergischen Hof geschehen?

 

Mitte vergangener Woche hat der Kreis die ehemaligen Karstadt-Räume im Bergischen Hof übernommen. Nur wenige Tage zuvor kam der Auftrag des Landes an die Kreise, Impfzentren einzurichten. „Mit dieser Aufgabe sind wir losgelaufen“, erzählt Baudezernent Ammann. Man habe mehrere Optionen durchgespielt, auch Industriehallen oder große Impfzelte. Karstadt war eine naheliegende Option. „Die Räume sind für eine große Frequenz an Personen ausgelegt, die Voraussetzungen für Brandschutz sind erfüllt, es gibt ein Parkhaus und viel Fläche.“Und es war sofort verfügbar. Am Montag gingen die Arbeiten so richtig los, alte Einrichtung wurde auf andere Stockwerke verbannt und 350 Meter Stellwände verbaut, die die Struktur des Impfzentrums vorgeben.

 

Wie läuft eine Impfung ab?

 

Menschen, die eine Impfberechtigung, sozusagen eine Einladung, bekommen haben, finden sich zu ihrem Termin im Impfzentrum ein. Zunächst wird geschaut, ob die Menschen gesund sind, sie Maske tragen, ob sie Symptome aufweisen. Gegebenenfalls wird die Temperatur gemessen. Anschließend darf man im Einbahnstraßensystem vorrücken zur eigentlichen Anmeldung und anschließend in den geräumigen Wartebereich. Dort werden die Impflinge per digitalem System aufgerufen, gerade zum Start werden Mitarbeiter des Kreises aber die Vorgänge begleiten.

 

[In solche Kabinen geht es zum Gespräch mit dem Arzt und zur Impfung selbst.]

 

Dann geht es in den Impfbereich, zwölf Kabinen sind baulich vorgesehen, besetzt werden am Anfang – je nach Personal und Impfbereitschaft – neun. Das ärztliche Fachpersonal führt in der Kabine eine weitere Registrierung durch, es folgt ein Aufklärungsgespräch und die Impfung. In einem Beobachtungsbereich können die frisch Geimpften zur Ruhe kommen und es wird überwacht, wie sie die Impfung vertragen. Wie lange man dort sitzt, ist noch unklar, Schmallenbach rechnet im Moment mit rund einer Viertelstunde. Der gesamte Vorgang soll – in der Theorie – nach einer halben Stunde abgeschlossen sein.

 

Wie viele Menschen sollen hier geimpft werden?

 

60 Prozent der Oberberger sollten mindestens geimpft werden, um eine Herdenimmunität zu erreichen, so Schmallenbach. Das seien 164.000 Menschen. Und damit die Impfung wirkt, muss sie zweimal verabreicht werden. In grober Theorie müssen also mindestens 328.000 Impfungen erfolgen. Monatlich habe das Land eine Vorgabe von 27.250 Impfungen ausgegeben. Diese Zahl möchte der Kreis wie folgt erreichen: Der Betrieb des Impfzentrums ist auf sechs Tage die Woche, von Montag bis Samstag, ausgelegt. Zwölf Stunden am Tag soll an neun Stationen geimpft werden. „Pro Stunde rechnen wir im Moment mit zehn Impfungen pro Straße, also 1.080 Impfungen am Tag.“ Damit käme der Kreis auf das Landesziel. Dass es aber gerade anfangs vermutlich anders laufen wird, weiß auch Schmallenbach. „Bisher weiß keiner, wie so eine Massenimpfung in der Praxis laufen wird.“

 

 

Wer kümmert sich um die Menschen?

 

Das größte Problem sieht der Gesundheitsdezernent in der Masse an medizinischem Personal, das jeden Tag zur Verfügung gestellt werden muss. Vor dieser Mammutaufgabe steht die Kassenärztliche Vereinigung. Das erste Abstimmungsgespräch mit dem Kreis habe heute stattgefunden und die KV habe eine Bereitschaftsabfrage bei den Ärzten gestartet. Benötigt würden nicht nur Ärzte, auch medizinisches Fach- und Hilfspersonal. Der Kreis kümmert sich um das Personal rund um die Impfung herum. Lotsen, Service, Logistik oder im Beobachtungsbereich: 15 Mitarbeiter – zusätzlich zum medizinischen Personal - sollen stets vor Ort sein. Das Sicherheitskonzept rund um das Impfzentrum werde gerade mit der Polizei abgestimmt.

 

Wie kommen die Bürger an die Impfberechtigungen?

 

Die Impfstrategie laufe zweigleisig, erklärt Schmallenbach. Um die Patienten in Krankenhäusern oder die Bewohner in Einrichtungen wie Seniorenzentren zu impfen, würden von der KV mobile Teams zusammengestellt. Alle anderen sollen ins Impfzentrum. Auch da werde es eine Reihenfolge geben, angeführt von Menschen, bei denen ein sehr schwerer Covid19-Verlauf zu befürchten ist. An zweiter Stelle kommt das Personal in Kliniken oder in der Pflege, an dritter Stelle Menschen, die wichtig für die Daseinsvorsorge sind. Wie aber genau die Impfberechtigung an die Personen geschickt wird oder sie darüber informiert werden, konnte Schmallenbach nicht mit aller Gewissheit sagen, da die KV dafür zuständig sei.

 

[Schmallenbach und Ammann im künftigen Wartebereich in der ehemaligen Parfümabteilung (oben) sowie der Anmeldebereich, in dem die Arbeitsplätze noch nicht eingerichtet wurden.]

 

Geht es am 15. Dezember direkt los?

 

Am 15. Dezember sollen die Impfzentren einsatzbereit sein, das war die Vorgabe des Landes. „Wir werden dann startklar sein“, sagt Baudezernent Felix Ammann zuversichtlich. Doch da noch kein Impfstoff zugelassen ist, es Meldungen über Probleme bei der Lieferung gibt und auch noch nicht klar ist, wie die Impfdosen letztlich vom Land bis in die ehemaligen Karstadt-Räume gelangen, sind Schmallenbach und Ammann lieber zurückhaltend. Die Frage, wann der erste Oberberger geimpft wird, können sie jedenfalls nicht beantworten. Dafür aber, wann der letzte der notwendigen 164.000 Oberberger geimpft wird. Laufe es nach Plan, könne dies Ende 2021 der Fall sein.

KOMMENTARE

1

Ich verzichte Freiwillig darauf, und möchte anderen die Chance ermöglichen sich mit dem Impfstoff impfen zu lassen. In ein paar Jahren werde ich schauen ob ich dies ggf. nachholen werde.

Ich bin gegen eine Impfpflicht.

Johannes G., 04.12.2020, 18:32 Uhr
2

Dann wird ja bald die Realität auf die Theorie treffen und man wird sehen wie viele Personen tatsächlich dann bereit sind sich impfen zu lassen.

Sabine Wirths, 05.12.2020, 10:29 Uhr
3

Ich würde gerne zu den 40% gehören!

Beobachter, 05.12.2020, 11:24 Uhr
4

Nachdem, was ich bisher in den Medien gelesen habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass diese Herausforderung auch hier im Oberbergischen insgesamt gut gemeistert wird.
Sicherlich wird es hier und da auch zu Komplikationen kommen – das bleibt nicht aus, wenn man das erste Mal vor so einer Aufgabe steht. Dennoch sind die Beteiligten alles Profis, die wissen, was sie tun und sich mit viel Sachverstand und Arbeitseinsatz darum kümmern, dass die Massenimpfung ein Erfolg und die Pandemie nach und nach beendet wird.
Dafür müssen wir allen Beteiligten danken!
Ich gehöre übrigens zur Mehrheit derer, die Vertrauen in das behördlicherseits geordnete Impfgeschehen haben und bin froh, dass wir einen starken Staat haben, der regelt und aktiv Fürsorge betreibt.

R. Gerhards, 05.12.2020, 11:59 Uhr
5

Ich hoffe dass alles reibungslos verläuft, und meine Mutter mit ihrer schweren Lungenerkrankung möglichst früh geimpft werden kann. Auch ich würde mich jederzeit impfen lassen, gehöre ich doch selbst zu einer Risikogruppe. Für mich ist es ganz einfach eine Risikoabwägung, dass Risiko durch die Impfung ist in meinen Augen vielfach geringer als das Risiko durch eine mögliche Corona-Erkrankung. Natürlich spielt auch der Schutz der anderen eine Rolle, ich möchte z.B. niemanden aus meinem Bekannten oder Freundeskreis anstecken. Anders als mach andere Länder (z.B. Russland) warten wir zumindest die Ergebnisse der letzten Testphase ab, bevor ein Impfstoff zugelassen wird. Grundsätzlich habe ich keinen Zweifel daran, dass die Impfbereitschaft hoch genug ist um eine Herdenimmunität zu erreichen.

Andre, 05.12.2020, 13:13 Uhr
6

Witzig: "Ich würde gerne zu den 40% gehören."
Wie schön wäre es, wenn wir alle zu den 40% gehören würden und das (wenn auch sehr geringe) Risiko im Zusammenhang mit der Impfung somit umgehen könnten. Wenn ich aber damals in der Schule richtig aufpasst habe, dann dürfe das nicht klappen. Allerdings war das eine staatliche Schule. ;-)

Ich hoffe sehr, dass ein großer Teil der Bevölkerung nicht so egoistisch ist und sich nicht nur wie ein "Beobachter" fühlen, sondern Verantwortung für sich und die Gesellschaft übernehmen.
Die 40 %, die nicht geimpft werden, sollten Menschen sein, bei denen aus guten (und somit objektiven) Gründen eine Impfung nicht in Frage kommt.

Es bleibt spannend.

Welcher Kitt hält uns wohl noch zusammen?

Alexander B., 05.12.2020, 19:05 Uhr
7

Biete meine Impfung den Politikern an.
Diese Menschen sind viel wichtiger als Pflegekräfte!
Ich verzichte und suche mir lieber einen anderen Beruf.
Werde meine hilfsbereite und soziale Einstellung weiterhin überdenken...besser ich konzentriere mich mehr auf mich selbst und folge damit dem gesellschaftlichen Trend!
Alles Gute und viel Glück mit der Impfung!

Pflegekraft, 06.12.2020, 09:58 Uhr
0 von 800 Zeichen
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