LOKALMIX
Vorhandene Impfdosen fast weg, Nachschub in Sicht
Oberberg – Impfung für Personal und Bewohner der Senioreneinrichtungen soll Ende Januar abgeschlossen sein – Bereitschaft bei Mitarbeitern geringer – Keine Dosen verschwendet – Kritik am Land.
Von Lars Weber
Seit dem 27. Dezember wird im Oberbergischen geimpft. Wie vorgesehen, sind die mobilen Teams der Kassenärztlichen Vereinigung in den Pflegeeinrichtungen unterwegs, um impfbereite Bewohner und Pflegemitarbeiter zu versorgen. Das Fazit fällt positiv aus: Etwa Ende der Woche sollen 18 von 65 Einrichtungen durchgeimpft sein. Damit sind auch die bisher gelieferten Erstimpfdosen verbraucht. OA hat mit Gesundheitsdezernent Ralf Schmallenbach und Dr. Jochen Schlechtingen von der Kreisstelle Oberberg der Kassenärztlichen Vereinigung gesprochen über…
… den Fortschritt der Impfungen
Rund 2.500 Impfdosen kamen bei den Lieferungen bis Ende des abgelaufenen Jahres heraus. Sie alle werden bis Ende der Woche verimpft sein, etwa 18 Einrichtungen haben die erste Impfrunde dann hinter sich (Zur Erinnerung: Die notwendige Zweitdosis für die bislang Geimpften ist bereits gelagert.). Da zu den Einrichtungen vor allem auch große Heime zählen, wäre etwa die Hälfte dieser ersten Impf-Etappe geschafft. „Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Ende des Monats in allen Einrichtungen zum Impfen waren“, sagt Dr. Schlechtingen.
Er und Schmallenbach heben die gute Zusammenarbeit von Kreis und KV hervor. „Aber gerade die Heime sind auch sehr gut vorbereitet“, so Schmallenbach. Dass dort über die Feiertage alles vorbereitet werden konnte – vor allem, dass die notwendigen Unterschriften vorliegen – sei „einfach Klasse“. Das Tempo, dass KV und Kreis an den Tag legten, sei in Deutschland so kaum zu finden, ist Dr. Schlechtingen überzeugt. Eine Zahl am Rande: Wenn alle Einrichtungen in der Gemeinde Morsbach durchgeimpft sind, seien rund sieben Prozent der Bevölkerung in der Gemeinde geimpft, rechnet Dr. Schlechtingen vor.
… die sechste Spritze aus einer Ampulle
Kaum ging es mit den Impfungen los, gab es eine Überraschung. Statt fünf Spritzen aus einer aufbereiteten Ampulle mit dem Impfstoff gab es plötzlich manchmal sechs. „Da gab es erstmal Unsicherheit“, sagt Schmallenbach. „Dürfen wir die Dosis verteilen?“ Sie durften. „Die oberste Priorität lautete, nichts wegzuschmeißen.“ Da war Schnelligkeit gefragt, denn wenn die Spritze einmal aufgezogen ist, sollte sie auch bald verwendet werden. Es seien dann Menschen angesprochen wurden, die ohnehin möglichst früh geimpft werden sollen. Entweder Personen über 80 oder Personal der Rettungsdienste und der ambulanten Pflegedienste.
… die Impfbereitschaft in den Einrichtungen
Dabei müsse zwischen den Bewohnern und dem Personal unterschieden werden, sagen beide. „Bei den Bewohnern ist die Zustimmung sehr hoch, fast 100 Prozent“, erklärt Dr. Schlechtingen. Beim Pflegepersonal sehe das anders aus. In manchen Einrichtungen sei die Impfbereitschaft hoch, in anderen wiederum stelle sich die Situation anders dar. Schmallenbach geht aber davon aus, dass die 60-Prozent-Quote, die im Laufe der Impfkampagne wichtig ist für die Herdenimmunität, in jedem Heim erfüllt wird.
… die Verträglichkeit des Impfstoffs von Biontech
Dr. Schlechtingen ist begeistert von dem Impfstoff. Nach rund 2.000 durchgeführten Impfungen könne er sagen, dass er besser verträglich ist als die Grippeimpfung. Alle Nebenwirkungen würden dokumentiert. In der Phase nach der Spritze (30 Minuten) seien keine Auffälligkeiten aufgetreten. 24 Stunden später klagten viele über einen Druck an der Einstichstelle und sehr wenige über etwas Kopfschmerzen. Mehr sei nicht aufgetreten. Andere Fragen zum Impfstoff, beispielsweise ob man trotz Impfung das Virus noch weitergeben kann, müssten aber natürlich die Studien zeigen. Zudem freut sich Dr. Schlechtingen, dass der Moderna-Impfstoff vor der Zulassung steht. „Es wäre toll, wenn wir schon nächste Woche damit impfen könnten.“
… das weitere Vorgehen
Bekannt ist laut Schmallenbach, dass ab der kommenden Woche weitere Impfstoffdosen verfügbar sein werden. „Landesweit 41.000“, so der Leiter des Impfzentrums. Wie viele davon den Weg in den Kreis finden, sei noch unklar. Morgen gebe es dazu eine Telefonkonferenz. Dabei werde es auch um den Impfstart der Ü80-Jährigen sowie der Mitarbeiter im Rettungsdienst und im ambulanten Pflegedienst gehen. Erstere werden, so erklärt Dr. Schlechtingen, eine Einladung per Post mit einem Code erhalten, mit dem sie anschließend bei der Hotline (Tel.: 116 117) anrufen können, um sich einen Termin im Impfzentrum zu holen. Ohne Code wird es keinen Termin geben. Die Hotline ist noch nicht geschaltet. Für die Mitarbeiter im Rettungsdienst und im ambulanten Pflegedienst hofft Schmallenbach noch darauf, dass diese in Gruppen geimpft werden und nicht einzelne Termine bekommen.
… die Kritik an der Impfstoffbestellung
Schmallenbach versteht, dass viele Menschen es besser fänden, wenn bereits mehr Impfstoff in Deutschland verfügbar sei. „Man sollte aber auch die Lernkurve nicht vergessen.“ Der Start habe gezeigt, wie die Prozesse zu laufen haben und an welchen Schrauben man drehen müsse. Die Lernkurve sei auch noch nicht abgeschlossen. Ein Beispiel: „Bei den Seniorenheimen hat es sich ausgezahlt, die Spritzen noch im Raum für die Rekonstitution aufzuziehen und von dort vorsichtig zu den Patienten zu transportieren.“ Im Impfzentrum sei bislang ein anderes Vorgehen geplant gewesen, das nun überdacht werde.
… den Start im Impfzentrum
Die Abläufe würden im Impfzentrum zurzeit viel geübt. Zum Leidwesen Schmallenbachs aber nur in der Theorie. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir auch im Impfzentrum bereits mit kleineren Gruppen hätten anfangen können, zum Beispiel mit Mitarbeitern aus dem Rettungsdienst.“ Das hätte wichtige Praxiserfahrung gebracht. Zumal das Land bei der Einrichtung der Impfzentren bis zum 15. Dezember viel Stress gemacht habe. „Wir hätten uns durchaus mehr Zeit für die Einrichtung gewünscht. Jetzt sind wir seitdem im Wartemodus und wissen noch nicht, wann es im Impfzentrum ernst wird.“
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